Gröbenzell:Einfach, funktional, einladend

Mitarbeiter und Bürgermeister Schäfer fühlen sich im Rathausprovisorium im Gröbenzeller Industriegebiet wegen der besseren Arbeitsbedingungen wohl. Bei Sitzungen haben die Zuhörer mehr Platz als die Politiker

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Zugegeben, die lange Anfahrt durchs Industriegebiet von Gröbenzell, vorbei an Lagerhallen, Kleinbetrieben, Einkaufsmärkten und Bürogebäuden ist zuerst mal irritierend. In einer solchen Umgebung vermutet man alles, nur kein Rathaus. Aber dann ist der grau- und orangefarbene Bürobau umso leichter zu finden. Dank eines fast mannshohen Schildes mit stilisierter roter Blume und dem Gröbenhüter-Schlagbaum vom Gemeindewappens. Spätestens in der Einfahrt stellt sich so etwas wie das Gröbenzeller Lebensgefühl ein. Die älteren, herbstlich gelb eingefärbten Laubbäume wirken im Sonnenlicht ebenso einladend wie die von einer Natursteinbalustrade eingerahmte Terrasse. Würden nicht Arbeiter neben dem Eingang ein Schild mit der Aufschrift "Rathaus" befestigen, könnte man wegen der Cafétische und Stühle glauben, einen Ort zum Entspannen gefunden zu haben.

Das erste, was schon vor dem Betreten des Hauses ins Auge fällt, ist ein großer Raum mit einer Theke, Sofas, Sesseln, Tischen und Stühlen, wie man es von Lokalen kennt. Nur, dass hier niemand Gäste bedient. Es handelt sich um die größte von drei Cafeterien. Diese lässt sich bei Gemeinderatssitzungen mit wenigen Handgriffen in einen Zuhörerraum umfunktionieren. Es genügt, eine weiße Trennwand zu verschieben und schon öffnet sich der Blick auf den etwas beengten Sitzungssaal. Die Bürger haben viel mehr Platz als die Gemeinderäte. Das verschiebt die Gewichtung in Richtung Bürger, in deren Interesse die Kommunalpolitiker ja letztlich handeln. Die Cafeteria ist gleichzeitig das Foyer zum Trauungssaal, in dem auf einem Tisch vor einem Gemälde mit dem Matterhorn ein Blumengebinde ein Zeichen dafür ist, dass sich demnächst hier ein Paar das Jawort geben wird. Im alten Rathaus fanden Trauungen zuletzt im Sitzungssaal statt. Wie alle Rathausbesucher muss das Brautpaar zuerst den Empfang hinter den zwei Eingangstüren passieren.

Auch hier ist der Unterschied zum repräsentativen alten Rathaus augenfällig. Pförtner und Telefonvermittlung sitzen nicht mehr in einem Kabuff, den Glasscheiben abschirmen, sondern in einem offenen Raum hinter einer Empfangstheke. Auf der rechten Seite soll hier vor den Büros vom Einwohnermeldeamt noch ein Spielbereich für Kinder entstehen. Der Boden ist dunkel, er ähnelt Platten aus Schiefer. Höchstwahrscheinlich handelt es sich nur um einen leicht zu pflegenden Plastikbelag. Auch die Fensterbretter wirken aus der Ferne wie aus Holz, bestehen aber nur aus braunem, leicht gemasertem Plastik.

Nicht alles ist also perfekt. Das zweistöckige Bürohaus protzt nicht, es ist einfach nur funktional und praktisch, freundlich und offen. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) weist bei einem Rundgang wiederholt darauf hin, dass es sich ja eigentlich nur um ein "Provisorium", wenn auch um ein "hochwertiges" handelt. Den Hinweis, dass ein solches Provisorium besser sein kann als ein viel zu kleines altes Rathaus mit zwei aus ehemaligen Wohnhäusern bestehenden Seitenflügeln, kann er sich sparen. Das ist offensichtlich. Tomislav Skaric von der Bauverwaltung spricht von einem "Qualitätszuwachs". Die mitangemietete spartanisch nüchterne Ausstattung bezeichnet er als "einfach", aber sie sei "um zwei Klassen besser" als die alte.

Rathaus

In dem Bürogebäude gibt es auch eine Cafeteria.

(Foto: Günther Reger)

Die 1800 Quadratmeter Büroflächen sind knapp bemessen, also kein Luxus, viele Büros sind klein. Dafür bieten sich die drei Teeküchen auf jeder Etage als Orte der Kommunikation und der Begegnung an. Die transparenten Glastüren zum Gang gefallen auch nicht allen. Aber die werden noch mit Folien beklebt. Der Neubau am alten Standort, in den Schäfer in fünf Jahren umziehen will, soll größer werden. Und man will alles, was sich in der Danziger Straße 23 bewährt, in die Planung einfließen lassen. Obwohl der Personalratsvorsitzende Albert Fischer 40 Arbeitsjahre im alten Rathaus verbrachte, trauert er dem nicht nach. Die Arbeitsbedingungen seien hier besser, beteuert er. Auch Christian Stockmann fühlt sich an seinem neuen Platz in dem "modernen, clever gemachten Bürogebäude" gut aufgehoben. "Es ist ein modernes Rathaus", sagt Stockmann, es gehe nach vorne.

Bei einem Tag der offenen Tür präsentiert sich die Gemeindeverwaltung am Samstag, 24. Oktober, von 10 bis 16 Uhr den Gröbenzellen. Bei Führungen durchs Haus stellen sich die Abteilungen vor.

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