Gröbenzell:Eine starke Lobby

Ältere Gröbenzeller sind wichtig für den Ort. Das zeigt die Seniorenbürgerversammlung

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Mit dem Arbeitskreis Senioren in Gröbenzell (Asig) verfügen ältere Bewohner der Gartenstadtgemeinde über eine engagierte Interessenvertretung. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass der Arbeitskreis bei der Seniorenbürgerversammlung mindestens so wichtig ist wie der Bürgermeister und zu dem Termin mindestens so viele ins Bürgerhaus kommen wie zur jährlichen Bürgerversammlung für alle. Und auch viele der Anliegen, die auf beiden Versammlungen angesprochen werden, sind identisch.

So ist bei der Seniorenversammlung am Dienstag über Schallschutzprobleme diskutiert worden, die sich aus dem Bau der Lärmschutzwand an den Bahngleisen ergeben, über das Dauerproblem fehlender Toiletten im Ortszentrum, über von Hauseigentümern nicht zurückgeschnittene Hecken, die zu kleine Aussegnungshalle auf dem Friedhof oder über die mangelhafte Schneeräumung im Winter.

Setzt sich ein Kreis von Senioren seit einem Jahrzehnt sowieso kontinuierlich und beharrlich für die Mitbürger ein, sind keine wirklich großen Probleme zu vermelden. Das ist auch das Ergebnis einer Befragung von Senioren durch den Arbeitskreis, dessen Ergebnis Asig-Vorsitzender Harald Hengesbach folgendermaßen zusammenfasste: "Eigentlich ist die Bürgerzufriedenheit gut." Schließlich hat der Asig im Rathaus durchgesetzt, dass marode Parkbänke im Ort inzwischen durch seniorengerechte Sitzgelegenheiten ersetzt werden.

Für die Bereiche, in denen Handlungsbedarf besteht, sicherte Zweiter Bürgermeister Martin Runge (Grüne) zu, die Anliegen des Asig zu unterstützen. So kündigte der Stellvertreter von Martin Schäfer an, demnächst werde die Absenkung der Bordsteine in der Kirchenstraße angegangen. Laut dem Grünen gehört es zum Stil der neuen Rathausführung, notwendige Dinge wie diese Maßnahme anzupacken und nicht länger zu warten. Runges Zusage "Der Schäfer wird es richten", gemeint ist der neue Bürgermeister Martin Schäfer (UWG), bezog sich nicht nur auf seniorenpolitische Themen. So zeichne sich für den umstrittenen Hotelturm am südwestlichen Ende der Bahnhofstraße ein Konsens mit einem niedrigeren Gebäude ab. Auch für das Gelände der ehemaligen Gaststätte "Grüner Baum" am nördlichen Ende der Bahnhofstraße kündigte der Bürgermeisterstellvertreter vage eine im Gegensatz zur bisherigen Planung "weniger wuchtige" Lösung an. Laut Runge möchte die neue Rathausspitze für ältere Gröbenzeller Anreize zum Wohnungstausch schaffen. Beratend tätig werden wolle die Gemeinde auch, um zu erreichen, dass mehr Wohnungen barrierefrei ausgebaut werden. Vor allem dort, wo das der Gesetzgeber vorschreibe. So erinnerte Runge daran, dass in Häusern mit mindestens drei Wohnungen ein Geschoss barrierefrei sein müsse. Der ehemalige Landtagsabgeordnete bezeichnete die Seniorenpolitik für Gröbenzell als ebenso wichtig wie Kinder- und Jugendpolitik.

Lärmschutz Bahn

Lärmschutz versucht die Bahn, wie hier an der Extersiedlung in Gröbenzell, mit schallschluckenden Wänden zu gewährleisten.

(Foto: Günther Reger)

Auch bei den Anliegen, die Senioren oder Vertreter des Asig ansprachen, sagte Runge Unterstützung zu. So kritisierte Hengesbach, dass die Ampel an der wichtigsten Kreuzung im Zentrum, am Fußgängerübergang von der Kirchstraße über die Olchinger Straße zur Puchheimer Straße, noch immer nicht behindertengerecht ausgebaut ist. Ein Gröbenzeller, der in der Exter-Siedlung wohnt, beklagte, dass in dem Dreieck zwischen dem Güterzuggleis und der Bahnstrecke München-Augsburg durch den Bau der Lärmschutzwände ein Schalltrichter geschaffen werde, der zu einer höheren Lärmbelastung führe. Laut Runge gibt es zu dem Bahnprojekt so viele Beschwerden und Schieflage, dass die Gemeinde zum Eingreifen gezwungen ist. Ein Missstand wurde pragmatisch gelöst. Da am Bahnhofskiosk keine MVV-Tickets mehr verkauft werden, soll ein nahe gelegenes Schreibwarengeschäft dies übernehmen, so eine Anregung. Auch die Toilettenfrage will Runge pragmatisch angehen. Er schlug vor, die Gemeinde solle mit den Inhabern von Lokalen eine Lösung vereinbaren, damit deren Toiletten bei Bedarf kostenlos benutzt werden dürfen.

Einstimmig wählte die Versammlung eine neue Seniorenvertretung. Im Asigarbeiten künftig mit: Wolfgang Bien, Jürgen Görtz, Harald Hengesbach, Ingeborg Hösch, Alfred Knosmann, Dorothea Kohn, Helmut Richter, Christine Romanello und Horst Wittlieb.

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