Gröbenzell:Ein Mitläufer als Namenspatron

Die meisten Gröbenzeller sprechen heute von der "Rößner-Schule", jetzt soll das Gebäude auch offiziell nach dem ehemaligen Bürgermeister benannt werden. Doch der war nicht nur Sozialdemokrat, sondern zeitweise NSDAP-Mitglied.

E. C. Setzwein und P. Bierl

Seit dem 23. November 1952 steht der Name Bernhard Rößner für ein selbständiges, demokratisches Gröbenzell. Heute vor 58 Jahren wurde der damals 61-jährige SPD-Politiker zum ersten Bürgermeister der neu gegründeten Gemeinde gewählt. In Gröbenzell erinnert heute eine Straße an ihn, jetzt soll er nach dem Willen des Gemeinderates auch Namenspatron einer Grundschule werden. Nach SZ-Recherchen war Rößner aber nicht nur Sozialdemokrat, sondern auch Mitglied der Gröbenzeller Ortsgruppe der NSDAP.

Gröbenzell: Bernhard-Rößner-Schule

Die Diskussion über die Benennung der Schule an der Bernhard-Rößner-Straße nach dem ersten Bürgermeister der Gemeinde Gröbenzell ist abgeflaut.

(Foto: Johannes Simon)

Noch hat das Lehrerkollegium der Grundschule an der Bernhard-Rößner-Straße nicht getagt und über den neuen Namen diskutiert, doch bisher deutete alles darauf hin, dass es auf die "Bernhard-Rößner-Schule" hinauslaufen würde. Mit dieser Empfehlung schloss der Gemeinderat Ende September eine Debatte über die von Grundschulrektorin Sandra Doriat angestoßene Umbenennung.

Die meisten Gröbenzeller sprechen heute von der "Rößner-Schule". Unter dem Namen Bernhard Rößner könnten sich aber Kinder nichts vorstellen, weswegen sich Lehrer und Eltern im vergangenen Schuljahr auf den neuen Namen "Tannenfleckschule" geeinigt hatten. Der Bezug ist ein früheres kleines Wäldchen in der Nähe des Schulgrundstücks. Der neue Name passe auch besser zu denen der anderen Schulen, Ährenfeld- und Gröbenbachschule. Der Gemeinderat jedoch war anderer Meinung und verwarf den Vorschlag der Schule. Die Lehrerkonferenz will im Dezember darüber diskutieren.

Die politische Vergangenheit Rößners war in der Diskussion bislang kein Thema. Nach Recherchen der SZ ist aber eindeutig, dass er 1940 auf eigenen Wunsch in die NSDAP aufgenommen wurde. Rößner war seit 1929 SPD-Mitglied und saß im Gemeinderat von Olching, zu dem ein Teil des heutigen Gröbenzells gehörte. Im März 1933 verließ er das Gremium, nachdem der damalige SPD-Bürgermeister Josef Tauscheck von seiner Verhaftung durch die SA berichtet hatte. Nach dem Krieg gab Rößner im Entnazifizierungsverfahren an, bereits Ende 1941 wieder ausgetreten zu sein, dafür findet sich jedoch kein Nachweis.

Rößners Amtszeit als Bürgermeister war geprägt von Unstimmigkeiten und Querelen, die dazu führten, dass er sich erst mit der SPD-Fraktion im Gemeinderat überwarf und anschließend mit den übrigen Mitgliedern. Ende 1955 wurde ihm das Misstrauen ausgesprochen und ein Amtsenthebungsverfahren angestrengt, das jedoch nicht ausgeführt wurde. Noch im Amt, starb Bernhard Rößner am 14. Juli 1957 an einem Herzinfarkt.

Bürgermeister Dieter Rubenbauer sagte am Montag auf Anfrage, dass die politische Vergangenheit Rößners bislang so nicht bekannt gewesen und auch nicht diskutiert worden sei. Rößner habe sich beim Aufbau der Gemeinde Verdienste erworben. Zur NSDAP-Mitgliedschaft sagte Rubenbauer, er wolle sie weder relativieren noch kommentieren.

Probleme mit den Namen von Schulen haben die Gröbenzeller nicht zum ersten Mal. Vor zwölf Jahren hatte sich der Gemeinderat mit der Umbenennung der Grundschule an der Hans-Kerle-Straße befassen müssen, nachdem der Gröbenzeller Historiker Kurt Lehnstaedt die Verbindungen Kerles zur NSDAP bekannt gemacht hatte. Seit 2000 gibt es deshalb die "Gröbenbachschule".

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