Gröbenzell:Ein Chauffeur für Senioren

Senioren-Fahrdienst

Einsteigen bitte! Walter Voit, Fahrer beim neuen Gröbenzeller Senioren-Fahrdienst, hält einer Frau die Autotür auf.

(Foto: Günther Reger)

Monika Baumann und Walter Voit bieten einen Mietwagenservice an, den Einwohner nutzen können, die zum Einkaufen oder zum Arzt fahren möchten

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Gröbenzeller, die den Führerschein abgegeben haben, aber dennoch automobil bleiben möchten, können einen Chauffeurdienst nutzen, den es seit kurzem gibt. Die Idee dazu hatte Monika Baumann, Gemeinderätin der Grünen, zusammen mit Walter Voit, Ortssprecher der Grünen. In Kooperation mit dem Oekumenischen Sozialdienst bieten sie den Mietwagenservice "Mietse" an. Für die Hin- und Rückfahrt zum Einkaufen ins Ortszentrum samt einer bis zu halbstündigen Begleitung beim Shoppen verlangen sie sechs Euro, sofern die gesamte Fahrtstrecke nicht länger als drei Kilometer ist. Wird der Fahrgast eine Stunde lang beim Einkaufen oder in der Arztpraxis begleitet, kostet der Service bei gleicher Fahrstrecke elf Euro. Auf kurzen Strecken werden pro gefahrenem Kilometer zwei Euro verlangt. Werden zwischen zehn und 40 Kilometern zurückgelegt, kostet der Kilometer nur noch 1,50 Euro.

Geld kann man mit so einem Angebot nicht verdienen. Davon ist Viktor Arnold, Vorstand der Taxifunk-Genossenschaft Fürstenfeldbruck, überzeugt. So etwas könne man nur machen, wenn man anderen etwas Gutes tun wolle, sagt Arnold und weist darauf hin, dass nicht unter den Eigenbetriebskosten gefahren werden dürfe und für einen solchen Chauffeurdienst die Vorschriften zur gewerblichen Personenbeförderung gelten. Einen solchen Service hält Arnold aber nicht für einen Mitbewerber im Landkreis, denn der sei für Kunden, die ein Taxi benötigen, keine Alternative.

Genau das, was Arnold vermutet, möchte Baumann auch tun. "Wir sind nicht gewinnorientiert aufgestellt", beteuert die praktizierende Ärztin. Sie begründet ihre Geschäftsidee mit einem gewissen Idealismus, weiß aber auch, in welche Zwickmühle sie geraten kann. Eine reine Liebhaberei dürfe Mietse nicht sein. Gegründet hat sie den Mietwagenservice aus leidvollen Erfahrungen. Die Gröbenzeller Kommunalpolitikerin kümmerte sich lange um ihre Mutter, die ihren Führerschein aus Altersgründen abgeben musste. Seither weiß sie, wie schwierig es ist, die Fahrdienste für eine nicht mehr mobile Angehörige mit anderen Verpflichtungen zu verbinden.

Für Mietse haben Baumann und ihr Bruder Bernhard Holmer eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) gegründet. Von den Einnahmen müssen sie, wie Taxiunternehmen auch, 19 Prozent Mehrwertsteuer abführen. Sie verfügen über die erforderliche amtliche Genehmigungsurkunde, also Zulassung für Mietwagen. Laut Baumann würde ihr Fahrdienst seinen Zweck bereits erfüllen, wenn es gelingt, die Betriebskosten samt Ausgaben für den Fahrer zu erwirtschaften. Ob diese Kalkulation tatsächlich aufgeht, werden die kommenden Monaten zeigen.

Die ersten Erfahrungen stimmen Baumann optimistisch. Am Vormittag des SZ-Gesprächs mit Voit, der zurzeit der einzige Fahrer von Mietse ist, hat dieser bereits insgesamt sechs Ortsfahrten absolviert. Das Angebot werde gut angenommen, beteuert der Fahrer. Wobei er einschränkend anmerkt, dass kurze Strecken wohl nicht wirtschaftlich zu bedienen seien. Bei längeren Strecken gehe dagegen die Kalkulation auf. Meist befördert Voit Senioren, die Einkäufe erledigen oder zum Arzt gefahren werden wollen. Dass jemand den Einkaufsservice bucht oder sich vom Fahrer in die Arztpraxis begleiten lässt, der dort wartet, sei die Ausnahme, sagt Voit. Im Unterschied zum Taxi kommt der Privatchauffeur nicht sofort. Um die Fahrten koordinieren zu können, sollten sie einige Tage vorher angemeldet werden.

Wie viel er verdient, sagt Voit nicht. Aber er beteuert, dass es mehr als der Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde sei. Wie das bei fünf Euro für eine Wartezeit von einer Stunden möglich sein soll, bleibt Voits Geheimnis. Er weist aber auch darauf hin, dass die Beförderung von Senioren nicht sein "Brotberuf" sei. So etwas wie den Fahrdienst könne man nur machen, wenn man Verständnis für die Probleme der Fahrgäste habe und etwas Idealismus mitbringe. Besonderen Wert legt Voit auf die Professionalität. Das Auto, ein älterer VW Golf, sei speziell versichert und müsse auch öfter zum TÜV als normale Personenwagen.

Mietse hat auch die Geschäftsführerin des Oekumenischen Sozialdienstes, Anneliese Hohenwarter, sowie Annette Koller überzeugt, die die Hilfsangebote des Dienstes für ältere Menschen in Gröbenzell koordiniert. "Wir sind froh, dass wir die empfehlen können", sagt Koller. Eigentlich war geplant, dass der Sozialdienst einen eigenen Fahrdienst für in ihrer Mobilität eingeschränkte Senioren aufbaut und anbietet. Das hat sich nun erübrigt.

Der Chauffeurdienst bildet eine Ergänzung zum Projekt "Gemeinsam statt einsam". Der Sozialdienst will damit erreichen, dass Senioren möglichst lange zu Hause wohnen können. Die Vermittlung ehrenamtlicher Helfer dient dazu. Ein Fahrdienst kann helfen, Besorgungen zu erledigen und Kontakte zu pflegen. Koller bietet den Chauffeurdienst auch den Senioren an, die zum Mittagessen kommen wollen, das der Sozialdienst dreimal pro Woche anbietet. Sie hält das Angebot für billiger, als ein Taxi zu rufen. Hohenwarter weiß zudem, dass es in Gröbenzell nicht immer einfach ist, ein Taxi zu bekommen, besonders für Kurzstreckenfahrten.

Informationen und Buchungen im Internet (www.mietse-groebenzell.de) oder telefonisch in der Zeit von 10 bis 16 Uhr (08142/58 03 97)

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