Gröbenzell:Die schöne Form

Der Gemeinderat erkennt in dem Entwurf der Münchner Architekten eine Aufwertung der Ortsmitte

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Ein futuristisches Gebäude umgeben von vielen Bäumen sticht dem Betrachter ins Auge. Wie das neue Gröbenzeller Rathaus aussehen wird, können die Bürger dem Modell der Architekten Behnisch und Partner aus München entnehmen. Die Sieger des Architektenwettbewerbs haben einen Bauentwurf konzipiert, der alle Mitglieder des Gemeinderats überzeugt. Nein, nicht alle. Martin Runge (Die Grünen), der sich als Vorsitzender des Bauausschusses gerne als "Baubürgermeister" bezeichnen lässt, stimmte als einziger Gemeinderat gegen die Beauftragung von Behnisch und Partner mit dem Bau des Rathauses. Runge begründete dies nicht mit der Ablehnung des konkreten Bauentwurfs, sondern mit eigener Konsequenz, weil er mit den Vorgaben für den Architektenwettbewerb nicht einverstanden gewesen war. Er hätte sich einen Bau gewünscht, der den Platz vor dem Rathaus besser ausgeschöpft und dabei die Abstandsfestlegungen des Baugesetzes mehr ausgereizt hätte.

Doch Runges Gegenstimme war an diesem Abend nur eine Marginalie. Im Vordergrund standen die allgemeine Zustimmung zum Architektenentwurf und die Vorfreude auf ein "interessantes Rathaus", wie Gemeinderat Peter Falk (SPD) mit der ihm eigenen dezenten Art des Überschwangs kundtat. "Damit wird die Ortsmitte verbessert." Der SPD-Fraktionssprecher freute sich vor allem darüber, dass die seine Partei das Architekturbüro Behnisch und Partner für den Architektenwettbewerb gesetzt hatte. "Der Entwurf erhält das Grün und die Bäume maximal." Dieser Jubel von Falk über die zukünftige Einbettung des Rathauses in die umliegende Natur war offenbar so nachhaltig, dass es der Fraktion der Grünen vollkommen die Sprache verschlug.

CSU-Fraktionssprecherin Brigitte Böttger stimmte dagegen in die Freude Falks mit ein. "Das Rathaus hat eine schöne Form", hob sie an. Es hat ein modernes Erscheinungsbild und ist bürgerfreundlich. Damit meinte sie auch den Trauungssaal, der auf dem Dach des Gebäudes errichtet wird. "Dann werden vielleicht wieder mehr Brautpaare in Gröbenzell heiraten", frohlockte Böttger. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) war die Erleichterung anzumerken, dass der Gemeinderat fast einhellig den exakt elf Millionen teuren Bau, so die bisherige Berechnung der Architekten, auf den Weg brachte. Darin ist das Honorar für Behnisch und Partner mit etwa einer Million Euro enthalten. Nach seiner Einschätzung hätten 80 Prozent der Bevölkerung dem Siegerentwurf für das Rathaus zugestimmt.

Die ersten fünf Preisträger des Architektenwettbewerbs lagen bei der Baukostenschätzung erstaunlich dicht zusammen. Die Bandbreite bewegte sich zwischen 10,3 und elf Millionen Euro. Die elf Millionen Euro Baukosten beziehen sich allerdings auf die aktuellen Baupreise. Schäfer formulierte die "Gretchenfrage", wie er sagte: "Kriegen wir die Firmen und zu welchen Preis?" "Deren Auftragsbücher sind voll, so dass unter den Baufirmen kein harter Preiswettbewerb stattfindet", klang Schäfer eher skeptisch, ob die veranschlagte Bausumme zu halten ist.

Bauamtschef Pauly sprach dann auch von Abweichungen von 15 Prozent nach oben oder nach unten, weil die Architekten mit den ermittelten Flächen und Vergleichsobjekten die Kosten errechneten. Rathäuser in Bad Aibling und Kolbermoor, die Behnisch und Partner bauten, kamen auf 2100 und 2250 Euro pro Quadratmeter Fläche. Für Gröbenzell hätten die Architekten 2340 Euro pro Quadratmeter Fläche veranschlagt.

Sobald wie möglich soll mit dem Abriss des alten Gröbenzeller Rathauses begonnen werden. Die Münchner Architekten hätten laut Bürgermeister Schäfer in Aussicht gestellt, dass das neue Rathaus Mitte oder Ende 2019 fertig gestellt werden kann. Der Rathauschef ist da aber nicht ganz so optimistisch. Er peilt als Einzugstermin April 2020 an. "Das ist gegen Ende meiner Amtszeit", meinte Schäfer süffisant. Bei dieser Aussage wurde Thomas Breitenfellner (CSU), Schäfers unterlegener Gegenkandidat bei der Bürgermeisterwahl 2014, plötzlich wieder munter. "Heißt das, Sie kandidieren nicht wieder?", fragte Breitenfellner erwartungsvoll schmunzelnd. Schäfer schmunzelte zurück und enthielt sich aber einer konkreten Antwort.

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