Gröbenzell:Die Ehre des ersten Wurfs

Baseball Bandits

Der mit dem Baseballschläger, das ist Chris Matern (rechts), Trainer bei den Gröbenzell Bandits.

(Foto: Günther Reger)

Baseball zählt bei Jugendlichen zu den coolsten Sportarten. In Gröbenzell starten die Bandits am Sonntag vor eigenem Publikum

Von Felix Reuss, Gröbenzell

Steht Baseball in Deutschland eher weniger im Fokus, ist es unter Jugendlichen doch immerhin in den Top Fünf der beliebtesten Sportarten. Der amerikanische Nationalsport, der dem bekannten Schulspiel Brennball ähnelt, erfreut sich besonders in Bayern immer größerer Beliebtheit. Von April bis Oktober werfen, schlagen und laufen die Bandits wieder. Zum ersten Heimspiel der Baseball-Saison an diesem Sonntag gegen die Augsburg Gators lautet das Ziel des Gröbenzeller Spielertrainers Christian Matern, die Abstiegsrunde zu vermeiden. Gerade ist die erste Mannschaft nach einem längeren Durchhänger wieder in die Bayernliga aufgestiegen und setzt nun auf Kontinuität. Das Besondere am ersten Heimspiel der Saison stellt im Baseball der First Pitch dar. In einem zeremoniellen Akt darf ein prominenter Gast als Pitcher von einem kleinen Hügel (Mound) aus, den ersten Ball einem Spieler der anderen Mannschaft zuwerfen. Während dem in den USA ein so hoher Stellenwert zugeschrieben wird, dass sich Prominente und sogar Präsidenten um den First Pitch reißen, laufe das hierzulande weniger inszeniert ab, meint Matern. Dennoch gab sich auch in Gröbenzell schon Bürgermeister Martin Schäfer die Ehre des ersten Wurfs, dieses Jahr wird es Thomas Decker sein, Vorsitzender des Bundes der Selbständigen.

Christian Matern spielt seit 13 Jahren Baseball, angefangen hat er bei den Puchheim Hornets, die damals gerade mit den Gröbenzell Blue Caps fusionierten. Da die beiden Vereine jeweils auf den Ascheplätzen der Fußballabteilungen spielen mussten, beantragten sie beide bei ihrer Gemeinde ein richtiges Baseball-Feld, was in Gröbenzell schließlich genehmigt wurde. Ein sehr wichtiger Schritt zur Etablierung der Sportart in der Region, findet Matern, da es Baseball-Anlagen ansonsten hauptsächlich auf alten US-Army-Geländen gibt. Durch die in Deutschland stationierten amerikanischen Soldaten kam es nach dem Krieg vereinzelt zu Vereinsgründungen, dennoch dauerte es bis in die Achtzigerjahre, bis der Sport richtig angekommen war. Mehr als 40 Vereine gibt es mittlerweile in Bayern mit Standorten in München, Ingolstadt, Augsburg, Rosenheim oder eben Gröbenzell. Das Vorzeigeprojekt - auch deutschlandweit - befindet sich aber in Regensburg. Neben der Bundesliga-Mannschaft, die Buchbinder Legionäre, wird dort seit 2002 ein Nachwuchsleistungszentrum unterhalten, das Baseball-Talente ganz gezielt für den ganz großen Wurf fördert - den Schritt in die US-amerikanische Profiliga Major League Baseball (MLB). Bei den Bundesliga-Mannschaften sind auch viele ehemalige College- und MLB-Spieler als Trainer und Analysten eingebunden, die das Niveau aufgrund ihrer Erfahrung heben. Um den Sport in Deutschland populärer zu machen, wirbt Christian Matern als Verbandsbeauftragter für die Jugendarbeit in Bayern an Schulen. Gefordert seien bei einem mehr als drei Stunden dauernden Spiel vor allem Ausdauer, aber auch intelligente und starke Wurffähigkeiten. Der natürliche Feind des Baseball ist zweifelsohne der Regen. Der Ball ist dadurch rutschig und fast nicht zu fangen, weswegen eine Spielzeit nie über den Winter geht.

Im Vergleich zum deutschen Volkssport Fußball ist Baseball mit seinen sechs Ligen im Herrenbereich doch recht überschaubar angesiedelt, dennoch hält die Sportart in Deutschland bis heute einen Zuschauerrekord. Zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin sahen mehr als 100 000 Menschen das Spiel zweier US-Mannschaften, in der Fußball-Bundesliga liegt der Rekord aus dem Jahr 1969 bei 88 000 Zuschauern.

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