Grafrath:Öl verschmutzt Bach und viele Gärten

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Zwei Monate nach dem Versickern von 1500 Litern Heizöl in Grafrath stellt sich heraus, dass auch 50 Hausbesitzer betroffen sind. Politiker fordern intensivere Kontrollen. Sie befürchten, dass nicht alle Schäden beseitigt werden

Von Manfred Amann, Grafrath

Über eineinhalb Kilometer ist der Jahrholzbach bei einem Ölunfall am 8. Januar in Grafrath verschmutzt worden. Obwohl sich die Aufräumarbeiten schon über fast zwei Monate hinziehen, wird das Ausmaß der Schäden erst allmählich offenkundig. Nach aktueller Einschätzung liefen etwa 1500 Liter Heizöl beim Befüllen eines Außentanks im Bereich des Lebensmittelmarktes am Bahnhof daneben. Offensichtlich war ein undichter Schlauch die Ursache. Wer zur Verantwortung gezogen werden kann, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Einige Ortspolitiker sind besorgt, dass die Schäden nicht ganz beseitigt werden, sie drängen auf intensive Kontrollen.

Da das Öl schnell im Erdreich versickerte und über Drainagen und Rohrleitungen in den Jahrholzbach kam, wurde der gesamte Bachlauf bis zum Vogesweiher südlich der Straße nach Kottgeisering verdreckt. Dass nichts Schlimmeres passierte, ist laut Bürgermeister Kennerknecht (parteifrei) dem schnellen und fachmännischen Eingreifen der Feuerwehr zu verdanken, die mit Ölsperren einen Abfluss über den Weiher hinaus verhinderte. Insgesamt sind 38 Flurstücke betroffen. Da sich auf manchen mehrere Gärten befinden, müssen rund 50 Hausbesitzer Sanierungsmaßnahmen erdulden. Bei den Arbeiten mit Minibaggern und Spülgräten kann es zu erheblichen Schäden der Gärten kommen, für die die Versicherung aufkommt.

Auf eine Millionen Euro wird der Gesamtschaden geschätzt. Das Bett des Jahrholzbaches ist auf einer Strecke von eineinhalb Kilometern zu reinigen. (Foto: Günther Reger)

Die Höhe des Gesamtschadens hängt laut einer Sprecherin der Firma Logicheck aus in Bingen am Rhein, die von der Allianz-Versicherung mit der Beseitigung des Öls beauftragt wurde, davon ab, ob die Verschmutzung des Jahrholzbaches überwiegend oberflächlich erfolgte, oder ob das Öl tiefer in das Bachbett und die Ufer einsickerte. Erste Schätzungen gehen von Kosten von bis zu einer Million Euro aus. Die Kontamination an der Unfallstelle sei mit 9000 Milligramm pro Kilo Erdreich sehr hoch gewesen, daher musste die Sandumfassung des Tanks sowie Erdreich abgetragen und gereinigt werden, erklärte die Unternehmensvertreterin am Montag im Umweltausschuss des Gemeinderats. Danach seien Drainagen, Schächte, Überlaufbecken und Rohre gespült worden. Nun wird der Jahrholzbach in Abschnitten ausgewaschen und entschlammt. Dazu wird das Wasser umgeleitet und mit Aktivkohlefiltern gereinigt. Martin Söltl bezweifelte, "ob das ausreichend ist" und ließ sich bestätigen, dass nach dem Auswaschen geprüft wird, ob das Öl eventuell in tiefere Schichten eingedrungen ist und nicht nur in den Schlick, was die Sprecherin vermutete. Ein Geologen werde umfassend prüfen, ob die Kontamination nach der Maßnahme ganz beseitigt sei, versicherte sie.

"Ich habe Angst, dass Öl ins Ampermoos gelangt", sagte Söltl, der auch der Zusicherung wenig Glauben schenkte, dass alle zwei Tage geprüft werde, ob die Ölsperren noch funktionieren. "Im Vogesweiher liegen Holzwürfel, die Öl aufnehmen, wo kommen die her?", fragte der Gemeinderat der Bürger für Grafrath. Auch Josef Heldeisen zeigte sich "verwundert über die zweitägigen Kontrollen", da Vliese, die an der Oberfläche schwimmend Öl aufsaugen sollen, mittlerweile abgesunken seien. "Ich finde das schon sehr suspekt", sagte der SPD-Gemeinderat. Die Ausschussmitglieder forderten, die Arbeiten erst einzustellen, wenn keine Umweltbelastung mehr festzustellen sei. Obwohl die Firmensprecherin versicherte, "schon aus eigenem Interesse" den Umweltschaden rückstandslos zu beseitigen und dass dies von Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt umfassend kontrolliert werde, forderte der Ausschuss verschärfte Prüfungen im Boden am Bachbett. Bürgermeister Kennerknecht forderte die völlige Transparenz aller Maßnahmen. Peter-Michael Kaifler eine detaillierte Protokollierung, da die Gemeinde für den Bachlauf letztlich Verantwortung trage. Kennerknecht legte auch Wert darauf, dass alle Maßnahmen mit den Anliegern koordiniert werden.

© SZ vom 04.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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