Grafrath:Nachbarn drücken sich

Waldorf-Kindergarten

Die Tage der Kindertagesstätte in dem maroden Altbau in Marthashofen sind gezählt.

(Foto: Günther Reger)

Den Waldorf-Kindergarten in Marthashofen besuchen auch viele Kinder aus den umliegenden Gemeinden. Geht es darum, anteilig die Kosten für einen Neubau mitzutragen, lassen einige Grafrath im Stich. Bürgermeister Kennerknecht will später bei der Platzvergabe Konsequenzen ziehen

Von Manfred Amann, Grafrath

Der Waldorf-Kindergartenverein Marthashofen in Grafrath will eine neue Tagesstätte mit 75 Kindergarten- und zwölf Krippenplätzen errichten. Die bestehende Einrichtung gilt als marode, die Räumlichkeiten sowie die Ausstattung sind nicht mehr zeitgemäß. Die Gemeinde Grafrath unterstützt das Vorhaben, da in der Waldorfeinrichtung jährlich zwischen 40 und 50 Kinder aus der Gemeinde betreut werden, für die man sonst eigene Plätze schaffen müsste. Den kommunalen Anteil an den Baukosten hat der Gemeinderat kürzlich auf 1,8 Millionen Euro gedeckelt, was aber nicht bedeutet, dass die Gemeinde diesen finanziellen Aufwand auch schultern muss.

Da der Staat etwa 50 Prozent der Kosten bezuschusst, bleiben noch 900 000 Euro übrig. Dieser Betrag soll wiederum von all den Gemeinden aufgebracht werden, aus denen Kinder die Waldorfschule in der Regel besuchen. Voraussetzung dafür ist aber, dass diese Kommunen eine gewisse Zahl von Plätzen anerkennen. Soweit die Planung, die sich aber voraussichtlich so nicht einstellen wird, weil nicht alle Kommunen mitziehen. Die Kämmerei der Verwaltungsgemeinschaft Grafrath hatte errechnet, dass für jeden Betreuungsplatz 10 345 Euro als Investitionsbeitrag zu leisten sind. Basierend auf den durchschnittlichen Belegungszahlen wurde aufgelistet, welche Summe von welcher Kommune zu zahlen wäre. Aus Schöngeising, Kottgeisering und Wörthsee (Landkreis Starnberg) wurden zurückliegend durchschnittlich je fünf Kinder betreut, was einen Investitionsbeitrag von je 51 725 Euro zur Folge hätte. Moorenweis müsste für neun Kinder 93 105 Euro beisteuern, Türkenfeld für sieben Kinder 72 415 Euro und Fürstenfeldbruck für zehn Kinder 103 450 Euro. Doch Türkenfeld, Schöngeising und Kottgeisering haben ihre Beteiligung an den Investitionskosten bereits abgelehnt. Die Hauptlast würde gemäß Auflistung mit 475 870 Euro für insgesamt 46 Plätze (39 im Kindergarten und sieben in der Krippe) ohnehin bei Grafrath liegen.

Wegen der Verweigerung der Anerkennung der Plätze durch drei Nachbarkommunen muss Grafrath nun weitere 175 865 Euro aufbringen. Es könnte noch mehr werden, wenn weitere Kommunen sich weigern mitzuzahlen. "Jeder Platz, der von anderen Gemeinden nicht anerkannt wird, wird Grafrath draufgesattelt", erklärte Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei) unlängst im Sozialausschuss. Auf der Bürgerversammlung zeigte sich Kennerknecht verärgert über die Nachbarkommunen und machte deutlich, dass man bei der späteren Vergabe der Plätze "sehr genau darauf achten" werde, dass Grafrather Kinder bevorzugt werden. "Wenn sich eine Kommune nicht an den Kosten beteiligt, dann fallen deren Anmeldungen eben hinten runter, wenn es eng wird", sagte der Rathauschef. Kennerknecht geht davon aus, dass der Bedarf in Grafrath weiter steigen wird und es notwendig werden könnte, das Platzangebot der Gemeinde zu erhöhen. "Eventuell müssen wir uns unabhängig von Marthashofen schon bald Gedanken darüber machen, wo wir eine weitere Kindergartengruppe unterbringen können", glaubt Kennerknecht.

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