Grafrath:Musikalischer Hausgott

Musikhaus Marthashofen

Gemeinsamer Auftritt wie vor 20 Jahren: Christoph Hammer (links) und Reinhold Buhl spielten in Marthashofen Schuberts Lied "An die Musik".

(Foto: Günther Reger)

Im Jubiläumskonzert in Marthashofen hören die Besucher Werke von Franz Schubert

Von Klaus Mohr, Grafrath

Vielversprechende Initiativen gibt es im Bereich der Musik zahlreich, doch der größte Teil endet sang- und klanglos nach recht kurzer Zeit. In diesem Kontext nimmt sich das zwanzigjährige Jubiläum der Marthashofener Kammerkonzerte, das am Samstag mit einer Schubertiade gebührend gefeiert wurde, fast wie eine Ewigkeit aus. Und dabei waren die Umstände bei der Gründung alles andere als gewöhnlich: Mit Eintritt in den Ruhestand als langjähriger Solocellist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks baute Reinhold J. Buhl im Jahr 1996 ein Haus mit Konzertsaal in Marthashofen, welches seiner anthroposophischen Grundhaltung entsprach. In Günter Kaul fand er einen Verbündeten, der ihn in wirtschaftlicher Hinsicht beriet, und in Christoph Hammer einen jungen Pianisten, der gerade dabei war, sich erfolgreich im Bereich der Alten Musik zu etablieren. Silke Berdux, Kuratorin der Musikinstrumentensammlung im Deutschen Museum, nannte in ihren Begrüßungsworten drei Gründe, die für Reinhold J. Buhl dabei entscheidend waren: erstens die Überzeugung, dass Musik zentral für den Menschen ist, zweitens die Zugänglichkeit von Musik für alle und drittens die Neugier auf Neues.

Allen Ansprüchen ist das Ehepaar Reinhold und Christa Buhl gerecht geworden: In bislang 144 Konzerten waren etwa 200 Stunden Musik zu hören, und es kamen etwa 11 000 Besucher. Mehrere historische Tasteninstrumente, nicht als Nachbauten sondern im Original, bilden quasi das Rückgrat der Konzerte. Damit lässt sich für jede Phase der Musik im 18. und 19. Jahrhundert die passende klangliche Realisierung finden. Von daher verwundert es nicht, dass Ludwig van Beethoven, dem vor Jahren ein ganzer Zyklus gewidmet war, und Franz Schubert in Marthashofen wie "Hausgötter" verehrt werden.

Im Gegensatz zu einem Museum, das viele Instrumente als Ausstellungsstücke besitzt, die nicht spielfähig sind, war es laut Berdux hier von Anfang an Ziel, Musik auf den Instrumenten erklingen zu lassen. Um diese Privatinitiative auch in eine fernere Zukunft zu retten, hat das Ehepaar Buhl vor ein paar Jahren die Christa und Reinhold J. Buhl Stiftung gegründet. Damit soll die Sammlung als Ganzes spielbar gehalten werden, und die Instrumente sollen zugänglich sein für Musiker, Studierende und Konzerte.

Im Jubiläumskonzert waren alle Merkmale einer Schubertiade zu erleben: Der Saal war voll besetzt mit Freunden, die diese Konzerte seit Jahren besuchen und sie wegen ihrer besonderen Atmosphäre lieben. Mit Christoph Hammer an einem Hammerflügel des Wiener Instrumentenbauers Conrad Graf und Werken ausschließlich von Schubert ergab sich eine stilistische Geschlossenheit innerhalb von Schuberts Werken aus verschiedenen Lebensjahren. In der Pause tauschten die Besucher bei Prosecco und Häppchen auf der Terrasse Erinnerungen aus.

Christoph Hammer ließ seine Zuhörer durch sein Spiel erfahren, was es bedeutet, die "Unendlichkeit immer wieder neu entstehen zu lassen". Zugleich wurde eindrucksvoll deutlich, wie die Kompositionsweise jeweils vom Klang der Instrumente inspiriert wird: Der zarte Pedalhauch verursachte in der Fantasie C-Dur keinerlei Klangbrei. Die klanglichen Differenzen, die sich zwischen der obertonreich-singenden Oberstimme und der leicht angerauten Bassstimme im Kopfsatz der Sonate in a-Moll D 357 ergaben, wurden zum konstitutionellen Element in der Faktur des Satzes. Die abschließende Zugabe führte an den Beginn der Veranstaltungsreihe zurück: Im ersten Konzert 1996 hatten Reinhold J. Buhl und Christoph Hammer gemeinsam musiziert. Jetzt interpretierten sie, sozusagen programmatisch, Schuberts Lied "An die Musik" in einer Instrumentalversion.

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