Wie soll die Zukunft von Grafrath aussehen? Antworten auf diese Frage wollen Gemeinderäte und Einwohner unter Federführung des Planungsverbandes Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) finden und in einem Ortsentwicklungsplan festschreiben. Auf der Initiativveranstaltung im Bürgerstadel wurde auch gleich angepackt. "Wir sehen die Ortsentwicklung nicht als Prozess, der sich zehn Jahre hinzieht, sondern wir wollen möglichst zügig zu Ergebnissen kommen", sagte PV-Architektin Judith Praxenthaler, die mit ihrer Kollegin Dana Breitenbach das Verfahren fachlich begleiten wird. Sechs Beratungstermine je Monat ab Mitte Juni wurden daher vereinbart. Dann sollen Ergebnisse vorliegen.
Über einhundert Grafrather waren dem Aufruf von Bürgermeister Markus Kennerknecht gefolgt, sich zu beteiligen und Ideen zur Fortentwicklung des Orts einzubringen. Und die Teilnehmer wurden auf der dreistündigen Veranstaltung auch gleich gefordert. Die Planerinnen präsentierten die Ausgangslage, die sich am Flächennutzungsplan von 1985 orientiert. Überdies hatten sie mögliche Ziele und Einschätzungen zu Themen wie Gewerbe, Bevölkerungsentwicklung, Ortsbild, Infrastruktur und Siedlungsstruktur formuliert, die von den Besuchern beurteilt wurden. Es durften auch Wünsche und Anregungen aufgeschrieben werden. Die Ergebnisse der Auswertung werden in die Beratungen einfließen, die in entsprechenden Arbeitskreisen stattfinden. Ziel ist es jeweils, den Ortspolitikern konkrete Handlungsempfehlungen in die Hand zu geben. In den Arbeitskreisen sollen jeweils sechs Gemeinderäte, der Bürgermeister und acht interessierte Einwohner mitarbeiten. Die Teilnehmer werden ausgelost. Bis Montag, 4. Mai, können sich Bürger im Rathaus noch melden. Zu den Beratungen können Fachreferenten hinzugezogen werden.
Bevor sich die Besucher von Stellwand zu Stellwand arbeiteten, hatte Breitenbach Grafraths aktuelle Situation erläutert. Ernüchternd wirkte die Aussage, dass Grafrath - wenn die Bevölkerungszahl sich so weiterentwickelt wie in den vergangenen zehn Jahren - stärker überaltern wird als andere Kommunen im Landkreis. Von 2002 bis 2013 sei die Bevölkerung nur um knapp drei Prozent gewachsen, in manchen Jahren sei die Einwohnerzahl sogar gesunken, erläuterte Breitenbach. Um der Entwicklung entgegenzuwirken, sollten junge Familien mit Kindern angelockt werden, schlug die Planerin vor. Bemerkenswert sei auch, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze in den vergangenen zehn Jahren um zwölf Prozent abgenommen habe. Daher sollte nach Lösungen gesucht werden, neue Arbeitsplätze zu schaffen.