Grafrath:Hektik im Königreich

Schüler der Grundschule Grafrath spielen "Ganz ohne Zauberei"

Von Valentina Finger, Grafrath

"Herr König, vorne spielt die Musik!" "Jakob, nimm bitte deinen Zauberstab mit!" Gerade hat Irene Lammert noch davon erzählt, wie schwierig es sein kann, Kinder während der Theaterproben ruhig zu halten. Bei Probenbeginn versteht man, was sie meint. Aufgeregt wuseln kleine Hofdamen, Häschen und Zauberwesen in der Aula der Grundschule Grafrath umher. An diesem Freitag führen sie das Theaterstück "Ganz ohne Zauberei" auf, das Irene Lammert selbst geschrieben hat.

Eigentlich war Lammert vergangenen Sommer bloß mit der Idee, eine Theatergruppe zu gründen, an die Mittagsbetreuung herangetreten. Dass daraus direkt ein Großprojekt wird, war nicht geplant. Doch nun sind 42 Kinder zwischen sechs und zehn Jahren an der Realisierung der Idee beteiligt, einige als Schauspieler, andere als Techniker oder Bühnenbildner. Letztere haben nicht nur die Kulissen für das Königsschloss oder die Drachenhöhle bemalt, sondern sind auch dafür zuständig, die Bühne rechtzeitig umzubauen.

Dass das nicht immer ohne Aufforderung funktioniert, ist klar. Zu sehr sind viele Kinder von dem gebannt, was ihre Mitschüler auf der Bühne vorspielen. Deshalb vergisst Vögelchen Larissa zwischendurch auch, in ihre Blockflöte zu blasen. Links stolpert eine bonbonrosa Hofdame von der Bühne, der König kommt zehn Minuten zu spät und als die Köpfe von Drache und Prinzessin über den Höhlenrand hinauslugen, sagt Lammert entschuldigend: "Wir proben heute das erste Mal mit Requisiten."

Dem entzückenden Chaos hat Lammert ihren Schauspielkollegen Barthl Sailer entgegengesetzt, als "Ruhepol mit Eisbären-Ausstrahlung", wie sie sagt. Sailer, der wie Lammert als Schauspieler am Rassoburg-Theater Grafrath und an der Neuen Bühne Bruck aktiv ist, mimt den Geschichtenerzähler, der durch die Bekanntschaft mit dem Zauberer, gespielt von Lammerts Sohn Jakob, selbst in die Handlung hineingezogen wird. "Er hat auch das Textbuch und wenn ein Kind nicht mehr weiter weiß, kann er helfen", sagt Lammert.

Weil ihre Eltern sich mit der garstigen Art ihrer Tochter nicht mehr zu helfen wissen, bringt der Zauberer die Prinzessin zu dem gutmütigen, aber sehr einsamen Drachen Mirimu, wo sie ein besserer Mensch werden soll - ganz ohne magische Nachhilfe. "Ich wollte kein moralisches Stück schreiben, aber doch eine Botschaft vermitteln. Es geht darum, dass jeder einen guten Kern hat und oft nur einen Stupser braucht, um ihn zu zeigen", sagt Lammert.

Mia und Hannah, die die Prinzessin und den Drachen spielen, tun etwas, auf das Irene Lammert lange hingearbeitet hat: Sie schauen sich beim Spielen an. Anders als das Königspaar: "Ihr müsst mehr zueinander spielen, ihr seid doch Mann und Frau", sagt Lammert und erntet ein verschämtes Lachen von der Königin. Außer Bühnenpräsenz lernen die Kinder ganz automatisch, Rücksicht aufeinander zu nehmen. "Man muss den Mund halten, wenn andere sprechen, auf Signale achten und selbst die richtigen Signale geben, was beim Schauspielen und im Leben sehr wichtig ist", sagt Lammert. Bald darauf blickt sie sich suchend um: "Wo sind die Hasen? Ihr seid dran!" Nun, man kann ja nicht auf jedes Signal achten.

Die Aufführung von "Ganz ohne Zauberei" findet an diesem Freitag, 15. Mai, um 17 Uhr in der Aula der Grundschule Grafrath statt.

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