Ärztehaus:Grafrath sucht neue Ärzte

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Gemeinde will Planungen für Ärztehaus nach Bürgerumfrage fortsetzen

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Gemeinschaftsinitiative von Josef Heldeisen (SPD) und Gerald Kurz (CSU), Fachärzte verschiedener Disziplinen zu gewinnen, die eine Gemeinschaftspraxis oder ein Ärztehaus betreiben, in dem sie abwechselnd Patienten behandeln, kommt bei vielen Dorfbewohnern gut an. Die Gemeinde will nun ein Konzept entwickeln, das medizinischen Spezialisten das Teilzeit-Praktizieren in Grafrath schmackhaft macht. Dazu gehört auch, bei Bedarf geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Da die Planung für den Supermarkt in der Ortsmitte, mit Räumen für Arztpraxen im Obergeschoss unlängst geplatzt ist, muss nach einer anderen Lösung gesucht werden.

Gespräche mit dem Kreisvorsitzenden der Ärztekammer, Werner Kainzinger, hätten ergeben, dass bei einigen Fachärzten das Interesse an einer Filiale vorhanden sei, sagte Heldeisen jetzt im Sozialausschuss, neue Zulassungen seien nicht möglich. Als Anreiz, Fachärzte für die Einrichtung einer Filiale in Grafrath zu gewinnen, soll neben der Aussicht auf neue Kunden das vom Freistaat Bayern aufgelegte "Förderprogramm zum Erhalt und zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung" dienen. Aus diesem Topf gibt es für Ärzte, die eine Filiale gründen, bis 60000 Euro Zuschuss. Das Ergebnis einer Umfrage, an dem sich etwa zehn Prozent der Bürger beteiligten, zeigt, dass sich insbesondere ältere Menschen eine bessere medizinische Versorgung vor Ort wünschen und auch bereit wären, die Spezialisten aufzusuchen, um im Behandlungsfall nicht in ständig die größeren Orte in der Umgebung fahren zu müssen. Insgesamt wurden 178 Fragebögen abgegeben. Da in den Haushalten meist mehrere Personen lebten, wird davon ausgegangen, dass die Umfrage die Ansicht von knapp 400 Bürgern widerspiegelt. Das sei "eine gute Zahl", die man als Grundlage für die Entwicklung eines Fachärztekonzeptes verwenden könne, glaubt Bürgermeister Markus Kennerknecht (parteifrei).

Am meisten wurden mit über 100 Nennungen ein Augenarzt und ein Orthopäde gewünscht. Knapp dahinter liegt mit 96 Stimmen der Hals-Nasen-Spezialist, gefolgt von Hautarzt, Gynäkologe und Urologe. Weitere Fachärzte wie Psychotherapeut, Internist, Kardiologe oder Zahnarzt wurden nur vereinzelt genannt. Auch die Notwendigkeit, einen Hausarzt zu gewinnen, wurde nur von sechs Bürgern gesehen, was Klaus Rüth (Einigkeit Grafrath) sehr verwunderte. Wie sein Fraktionskollege Christian Strasdat pochte er darauf, die medizinische Grundversorgung nicht aus den Augen zu verlieren. "Wir sind mit Hausärzten etwas knapp, seitdem die Arztpraxis in der Hauptstraße schließen musste", befand Strasdat und regte an, auf jeden Fall auch einen Hausarzt anzulocken.

Laut Heldeisen lässt es das staatliche Förderprogramm jedoch nicht zu, dass sich ein Hausarzt mit einer festen Praxis ein Ärztehaus mit Filialärzten teilt. Rüth forderte daraufhin, nicht den Zuschuss in den Vordergrund zu stellen, sondern die Sicherstellung der Grundversorgung für die Dorfbewohner. Dann wäre der finanzielle Anreiz für Fachärzte, in Grafrath eine Filiale zu gründen weg, hielt Bürgermeister Kennerknecht entgegen, sagte aber zu, "selbstverständlich" auch einen Hausarzt nach Grafrath holen zu wollen. Strasdat hält es auch für wichtig, ein Ärztehaus oder eine Gemeinschaftspraxis möglichst in der Nähe von Supermarkt und Apotheke anzusiedeln, um den Patienten lange Wege zu ersparen, und damit Begleitpersonen während der Behandlung einkaufen gehen können. Wo ein Ärztehaus errichtet und wie es wirtschaftlich betrieben werden könnte, müsse aber erst geprüft werden, sagte Kennerknecht.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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