Grafrath:Die Wächter am Grab des heiligen Rasso

Grafrath: Heute leben im Grafrather Kloster mit seinem beschaulichen Garten noch vier Franziskanermönche.

Heute leben im Grafrather Kloster mit seinem beschaulichen Garten noch vier Franziskanermönche.

(Foto: Herbert Brettner/oh)

Anlässlich der 180-Jahrfeier der Franziskaner in Grafrath wird von Sonntag an drei Tage lang gefeiert. Den Patres des Bettelordens gelang es, der Wallfahrt zu einer neuen Blüte zu verhelfen

Von Manfred Amann, Grafrath

Als König Ludwig I. im Jahre 1825 die Regentschaft in Bayern übernahm, wandelte sich die Einstellung des Herrscherhauses zu Klöstern und Wallfahrten. Sein Vater, Kurfürst (von 1806 an König) Maximilian I. Josef, und dessen "rechte Hand", Maximilian von Montgelas, hatten einige Jahre zuvor noch Klöster aufgelöst und Wallfahrten verboten. Von der Abschaffung dieser Verbote unter König Ludwig profitierte auch das Kloster Grafrath, dessen Wiederbelebung vor 180 Jahren vom Sonntag, 2. Oktober bis einschließlich Dienstag, 4. Oktober, gefeiert wird. Laut Chronik erließ König Ludwig I. am 26. April 1836 eine Entschließung, in der die Pflichten des Ordens sowie dessen finanzielle Ausstattung vertraglich festgeschrieben waren. Da die Bayerischen Franziskaner aber nicht genug Mönche hatten, wurden schon damals zwei Franziskaner vom Provinzial in Polen nach Oberbayern entsandt.

Bis zur Säkularisation 1803 lag die Betreuung des Klosters mit seiner bedeutsamen Wallfahrtskirche zum Heiligen Rasso in den Händen des Chorherrenstiftes in Dießen, das 1678 einen Kaplanbau neben der Rassokirche errichtete, um die Wallfahrten besser betreuen zu können. Obwohl aufgehoben, wurden bei der Säkularisation weder die Klosteranlage noch die Wallfahrtskirche abgerissen. Der Grafrather Heimatforscher Ernst Meßmer, der mehrere Bücher über Rasso, sein Kirche und das Kloster geschrieben hat, glaubt, dass es der Königshof damals einfach nicht wagte, Rassos Grabeskirche samt Zugehörungen zu zerstören oder zu verkaufen, weil die Wallfahrt zum Volksheiligen im Volke stark verwurzelt war.

Mit dem Einverständnis der Diözese Augsburg, zu der die Wallfahrtskirche seit alten Zeiten gehört, kümmerten sich von 1836 an zwei Patres und ein Laienbruder um Gläubige und Pilger. Die Franziskaner bekamen später sogar die Erlaubnis, südlich an die Kirchenmauer angrenzend einen eigenen kleinen Friedhof anzulegen, der noch heute gepflegt wird. Laut Meßmer durften die Franziskaner das im Opferstock gesammelte Geld, das so genannte Stockgefälle, für sich behalten und bekamen vom Staat finanzielle Unterstützung für ihren Lebensunterhalt und um das Notwendige für Gottesdienste und für die Wallfahrerbetreuung einkaufen zu können. Bis zu einer vertraglichen Neureglung mit dem Freistaat Bayern im Jahre 2012 waren die Franziskaner auch für den baulichen Unterhalt zuständig, was zuweilen erhebliche Probleme aufwarf. Nun ist der Staat für den Bauunterhalt verantwortlich und der Orden bezahlt für das Kloster Miete. Ohne diese Änderung wäre heute wohl kein Mönch mehr in Grafrath.

Die Patres des Bettelordens galten von der Wiederbelebung an als "Wächter am Grab des heiligen Rasso", denen es gelang, der Wallfahrt zu einer neuen Blüte zu verhelfen. Die "Mirakelbücher", die der Altphilologe Ernst Meßmer auswertete, zeugen davon. Heute leben im Grafrather Kloster mit seinem beschaulichen Garten vier Franziskanermönche, die sich im Pfarrverband Grafrath-Schöngeising die seelsorgerischen Aufgaben teilen. Zum Verband gehören Grafrath, Kottgeisering, Schöngeising, Landsberied und Aich.

Die 180 Jahrfeier Franziskaner in Grafrath beginnen am Sonntag um 10 Uhr mit einem Kirchenzug von der Höfener zur Rasso-Kirche, wo anschließend der Jubiläumsgottesdienst mit Franziskaneroberen zelebriert wird. Anschließend wird im Klostergarten gefeiert. Am Montag findet in der Wallfahrtskirche unter dem Titel "Eile mich, Gott zu erretten" um 18 Uhr ein Konzert mit Musik aus dem Generalbasszeitalter statt. Am Dienstag gibt es nach dem feierlichen Gottesdienst in der Rassokirche anlässlich des Franziskusfestes um 18 Uhr zum Ausklang des Jubiläums im Klostergarten Kürbissuppe mit Weißbrot und Wein.

Die 180-Jahrfeier Franziskaner in Grafrath fängt am Sonntag, 2. Oktober, um 10 Uhr mit einem Festzug beginnend an der Höfener Kirche an. Die Feierlichkeiten dauern bis Dienstag, 4. Oktober, an und enden mit einem Gottesdienst zum Franziskusfest.

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