Grafrath:Der Weg des Wassers im Bild

Der Kottgeiseringer Ingenieur Christian Hechtl versteht seine abstrakte Kunst als Mittel zur ökologischen Aufklärung

Von Peter Bierl, Grafrath

Ausstellung Hechtl

Was gutes, was schlechtes Trinkwasser ist: Darüber klärt Christian Hechtl mit seiner Ausstellung im Grafrather Rathaus auf.

(Foto: Günther Reger)

Auf den ersten Blick sieht es nach abstrakter Malerei aus. Dünnere und dickere Striche, Punkte, Kugeln und Kreise, einige Flächen, Geraden und Schlangenlinien, alles schön bunt in Acryl auf Leinwand. Bei den Werken von anderen Künstlern hätte Christian Hechtl vielleicht von Gekritzel gesprochen. Für seine eigenen Werken erhebt er den Anspruch, dass jeder Strich einen wissenschaftlichen Unterbau hat. Man könnte also als Konzeptkunst bezeichnen, was derzeit in dem kleinen Zwischenraum vor dem Sitzungssaal des Grafrather Rathauses ausgestellt wird.

Zu sehen sind ein knappes Dutzend von Gemälden, die der Diplom-Bauingenieur aus Kottgeisering angefertigt hat, um seine Theorien über Schwingungen und Informationen, über Wasser, Sauerstoff und Glyphosat zu publizieren. Die Malerei dient ihm dabei als Schutzschirm. Die Freiheit der Kunst soll ihn vor juristischen Angriffen etwa der Pharma-Industrie bewahren, erklärt er. Erst im Sommer stellte er seine "wissenschaftlichen Notizen" im Buchheim-Museum in Bernried aus.

Sein zentrales Thema ist das Wasser. Hechtl behauptet, dass wir heute alle das falsche Wasser trinken. Was der Mensch brauche sei natürliches mit mehr Sauerstoff angereichertes Oberflächenwasser, Wasser direkt aus den Flüssen und Seen, daran habe sich unser Körper in den hunderttausenden von Jahren der Evolution gewöhnt. Solches Wasser habe zwei Nebenvalenzen, an denen Sauerstoff und Stickstoff andocken. Insbesondere Stickstoff würde das Blut verdünnen, dadurch würden Ablagerungen und Gifte aus dem Körper geschwemmt. Weil das Wasser seit etwa 100 Jahren von Menschen vergiftet und verdreckt werde, müssten wir stattdessen Wasser aus der Tiefe holen, dem es an Luft mangele, oder Mineralwasser aus der Flasche konsumieren, das man vorher entgast, also des Sauerstoffs beraubt habe, um es länger haltbar zu machen.

Würden wir natürliches Wasser trinken, könnten wir etwa 20 Jahre länger leben, weil die Gefahr eines Herzinfarkts, einer Embolie oder eines Schlaganfalls reduziert wäre, selbst Krebs ließe sich vermeiden oder heilen, heißt es in seinem "Hechtl-Report". Dass seine Erkenntnisse nicht längst Allgemeingut ist, schreibt er einschlägigen Unternehmen und deren Lobbytätigkeit zu. Er selber lässt seit geraumer Zeit ein Wasser unter dem Label "Hechtl-Plus-Sauerstoff" bei einer Firma in Ingolstadt herstellen, das seinen Kriterien eines natürlichen Wassers entsprechen soll.

Mit seiner Diplomarbeit über die inneren Schwingungen von Wassermolekülen habe er der NASA geholfen, die passenden Landeplätze auf dem Mond zu finden, erzählt Hechtl. Er hat an der Universität von Princeton gearbeitet und promoviert und an anderen Hochschulen unterrichtet. Dem Porträt auf seiner Homepage ist zu entnehmen, dass er in Sambia den größten Erddamm der Welt auf durchlässigen Fundamenten konstruierte und eine biomechanische Methode zur Entkeimung des Trinkwassers ohne Chemie entwickelte. So lassen sich etwa mit Hilfe seiner "Hechtl-Minus-Legionellen-Anlage" die genannten Keime aus den Leitungen entfernen.

Unter jedes Gemälde stellt Hechtl eine kleine Tafel, auf denen mit der Hand geschrieben einzelne Aspekte seiner Theorien zu lesen sind und vor den Gefahren des Glyphosat gewarnt wird. Den Einwand, dass Wasser, chemisch ausgedrückt H2O, doch immer ein Sauerstoffelement enthält, weist er zurück. Dieser Sauerstoff sei eine Art Abfall. Hechtl zieht den Vergleich mit einer Eisenstange, aus der sich allerlei schmieden lässt, und einem Haufen Rost, den man bloß noch zusammenfegen kann. Auch dass die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen gestiegen und früher viele an dreckigem Wasser gestorben sind, etwa Brucker Säuglinge, deren Mütter den Mehlbrei mit Amperwasser zubereiteten, lässt er nicht gelten. Da seien andere Faktoren am Werk.

Auf die Frage, wie er zur Malerei gekommen sei, erklärt der Ingenieur, er habe als Dozent irgendwann gemerkt, dass Studenten schwierige Theorien besser kapierten, wenn er Skizzen an die Tafel werfe. Mit ein paar Filzstiften sowie anthroposophischen Wachskreiden demonstriert er, wie das funktionieren soll. In wenigen Minuten schafft er ein kleinformatiges Bild. Die Striche sollen Sauerstoff und Stickstoff, Magnetfelder, Mineralien und Schwingungen darstellen. Ein weiteres Gemälde zeigt dem oberflächlichen Betrachter ein paar Bälle und Kreise, verbunden durch bunte geschwungene Linien. Es handelt es sich um Galaxien und Schwingungen. Das Bild soll die Quantenphysik veranschaulichen und Glyphosat kommt auch drin vor. Wer das erkennt, für den handelt es sich um gegenständliche Malerei.

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