Grafrath:Der Wald wird zum Erlebniszentrum

Der forstwirtschaftliche Versuchsgarten in Grafrath soll für Besucher noch lehrreicher werden

Von Manfred Amann, Grafrath

Die Bayerische Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft plant, den von ihr betreuten forstwirtschaftlichen Versuchsgarten in Grafrath aufzuwerten. Das idyllische Waldstück mit Baumarten aus Europa, Amerika und Asien auf einem Fleck soll noch mehr als bisher für waldpädagogische Zwecke genutzt werden und deutlich mehr Besucher anlocken. So soll die Anzahl von Führungen mit Fachleuten gesteigert und das Angebot an Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbildung erhöht werden. Dafür wird auch eine Aufstockung des Personals erwogen.

Als Kernstück der stärkeren Ausrichtung auf Naturbildung soll im Bereich des Pavillons ein zur baumreichen Umgebung passendes Walderlebniszentrum errichtet werden. Das barrierefreie Gebäude in Form einer "Astgabel mit zwei unterschiedlich dicken Zweigen" soll auf einer Seite einen Saal und Räumlichkeiten für Vorträge, Workshops und Ausstellungen bekommen und auf der anderen Gabelseite Verwaltungsbüros. Im gemeinsamen Eingangsbereich sind sanitäre Anlagen und eventuell eine Ruhezone mit Verzehrangeboten vorgesehen. Außerdem soll der bislang wenig genutzte Zugang vom S-Bahnhof her mehr Gewicht bekommen. Dadurch sollen Besucher angeregt werden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Dafür soll die Ausschilderung verbessert und der Weg zum Walderlebniszentrum interessant gestaltet werden. Der Haupteingang in der Jesenwanger Straße soll bleiben.

Die Planung des Projektes wurde dem staatlichen Bauamt Freising übertragen, dessen Leiter Andreas Kronthaler in der jüngsten Sitzung zusammen mit Waldpädagogin und Försterin Michaela Amann und Gartenmeister Manfred Heilander den Gemeinderat über das Vorhaben informierte. Um den gewachsenen Waldboden möglichst zu schonen, soll das Gebäude ähnlich früheren Pfahlbauten auf etwa einen Meter hohe Stelzen gesetzt und passend zur Waldlandschaft nur mit Holz gebaut werden. "Eine Grundplatte würde das Bodenleben weitgehend zerstören", erklärte Kronthaler. Damit sich der außergewöhnliche Gebäudekomplex gut einfügt, soll bei einer Wandhöhe von etwa 3,5 Meter eine Firsthöhe von acht Meter nicht überschritten werden.

Auf Nachfrage von Bürgermeister Markus Kennerknecht erläuterte Waldpädagogin Amann, dass derzeit jährlich etwa 2000 Besucher Führungen in Anspruch nähmen, 60 Prozent davon seien Schulklassen. Wie viele Spaziergänger sich "ungeführt" dort aufhielten, werde nicht registriert. Ziel des Projektes sei es, etwa 10 000 Besucher jährlich nach Grafrath zu holen. "Gemäß Bildungsauftrag des Freistaates soll jedes Kind in seiner Schulzeit einmal eine geführte Waldwanderung mitgemacht haben", sagte die Försterin, dafür solle der Versuchsgarten optimal genutzt werden.

Von den Kommunalpolitikern wird das Vorhaben begrüßt, wenngleich Bedenken laut wurden, es könnte angesichts der zu erwartenden Verkehrszunahme und wegen Wildparkens in der Jesenwanger Straße zu Ärger mit den Anwohnern kommen. Diese Befürchtung teilt Kronthaler jedoch nicht. Im Zuge des Ausbaus der Straße seien bereits 20 Parkplätze neu befestigt worden und es gebe dort und auch innerhalb des Zaunes noch "ausreichend Potenzial" für Stellplätze, die bei größeren Veranstaltungen freigegeben werden könnten, ohne schützenswerte Naturbereiche zu gefährden. Ideal wäre es, wenn auch Schulklassen mit der S-Bahn kommen würden, erhofft sich der Chef des Bauamtes, für Busse sei aber auch ausreichend Platz vorhanden. Die Planung soll laut Kronthaler 2019 abgeschlossen werden, sodass das Walderlebniszentrum 2020 eröffnet werden könnte. Die Kosten werden auf zwei Millionen Euro geschätzt.

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