Der Unmut der Anwohner spielt keine Rolle: Das neue Gewerbegebiet an der B 471 westlich des Olchinger Ortsteils Geiselbullach kommt. Wie berichtet, hatte die CSU kürzlich bei der Vorstellung des Planungskonzepts heftigen Gegenwind der Geiselbullacher zu spüren bekommen, weil diese ein Mehr an Verkehr fürchten. Doch der Olchinger Gemeinderat ist sich offenbar einig, das Vorhaben weiterzuverfolgen. Eine Entscheidung wird jedoch erst 2011 fallen.
Das geplante Gewerbegebiet nahe des Olchinger Ortsteils Geiselbullach ist vielen Anwohnern ein Dorn im Auge - aus wirtschaftlichen Gründen will die Gemeinde dennoch nicht darauf verzichten.
(Foto: Johannes Simon)Die SPD argumentiert mit der äußerst klammen Gemeindekasse. "Wir stehen zu diesem Gewerbegebiet", sagt Fraktionssprecher Fritz Botzenhardt; er hofft darauf, dass bald Gewerbesteuereinnahmen fließen werden. Da muss er sich jedoch gedulden, weil die sich ansiedelnden Firmen erfahrungsgemäß in den ersten fünf Jahren kaum Gewinne machen und als Zahler erst einmal ausfallen.
Botzenhardt weiß das und denkt mittelfristig. "Wir brauchen die Einnahmen ganz dringend." Die könnten dann in beachtlicher Höhe sprudeln, weil der Olchinger Gewerbesteuersatz von 350 Punkten im Landkreis vergleichsweise üppig ist.
Das Areal an der B 471, das nur einen Steinwurf entfernt an der Autobahn A 8 liegt, soll in drei Schritten vermarktet werden. Zunächst soll auf einem 20 Hektar langen Streifen entlang der Bundesstraße zwischen Neu-Esting und Geiselbullach kleinteiliges Gewerbe angesiedelt werden. "Wir wollen dort keinen Einzelhandel, um dem Olchinger Zentrum nicht das Wasser abzugraben", stellt Botzenhardt klar. Darüber herrsche Konsens unter den Gemeinderäten aller Fraktionen.
Ob der von der Gemeinde eingeschaltete Investor, der die Erschließung und, in Abstimmung mit dem Eigentümer, den Verkauf der Grundstücke vorantreibt, das gewünschte Gewerbe ansiedeln kann, gilt jedoch nicht als sicher. Hier setzen SPD und die anderen Fraktionen auf die Erfahrung des Investors, der das Gewerbegebiet in Bergkirchen offenbar erfolgreich vermarkten konnte.
Skepsis schimmert bei Ewald Zachmann, dem Fraktionssprecher der Freien Wähler, durch. Dass Bergkirchen Olching den Rang ablaufe, sei die vorherrschende Meinung im Gemeinderat gewesen; sie habe den nötigen Druck erzeugt, ebenfalls ein Areal auszuweisen. "Ich bin kein Freund großer Gewerbegebiete", gibt sich der ehemalige Bürgermeister distanziert. Er sieht Olching eher als einen "Siedlungsschwerpunkt des gehobenen Wohnens".
Olchings Einfluss ist gleich Null
Doch auch Zachmann weiß um die leere Kasse der mit 13 Millionen Euro hoch verschuldeten Gemeinde, die soeben weitere Investitionen für eine neue Schule im Schwaigfeld samt Mehrzweckhalle auf den Weg gebracht hat. "Die Mehrheit im Gemeinderat für das Gewerbegebiet ist eindeutig", sagt Zachmann. Da reichten bereits die Stimmen von SPD und CSU. Doch seine Skepsis bleibt: "Ob sich die Goldgräberstimmung hält - mal sehen."
Bis der erste Spatenstich erfolgt, dauert es noch einige Zeit: Der Gemeinderat muss erst den Flächennutzungsplan ändern und den Bebauungsplan aufzustellen. Und was ist mit dem sich abzeichnenden zusätzlichen Verkehr, der die Geiselbullacher kürzlich so in Rage brachte? "Die Leute haben Angst", gesteht Botzenhardt; er sieht jedoch kein gravierendes Problem: "Das Gewerbegebiet liegt ideal an der B 471." Zudem würde ein Kreisel wie in Bergkirchen Entlastung bringen.
Den Schwerlastverkehr wolle man aus Geiselbullach heraushalten. Auch Zachmann hofft hier auf das anstehende Verkehrsgutachten. Ob die vom Gemeinderat gewünschte Autobahnabfahrt für den Verkehr Richtung Dachau auf der Höhe der Marienbrücke Wirklichkeit wird, steht jedoch noch in den Sternen. Die Erfolgsaussichten sind eher gering, weil der Einfluss Olchings gleich Null ist.