Gewässerpflege:Olchinger See soll sauberer werden

Die Stadträte wollen Geld dafür ausgeben, um die lästigen Algen in dem Badesee los zu werden. Doch der Erholungsflächenverein als Eigentümer hält von Maßnahmen wie Ausbaggern gar nichts

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Immer, wenn es im Sommer besonders heiß ist, ist der Olchinger See von Besuchern dicht umlagert. Genauso dicht schwimmt dann auf der Wasseroberfläche eine Algenschicht, die sehr unappetitlich aussieht und vielen Badegästen das Schwimmen verleidet. Jetzt beschloss der Stadtentwicklungsausschuss des Olchinger Stadtrats im Rahmen der Haushaltsberatungen, "die Erholungsqualität des Sees zu sichern", wie es CSU-Fraktionssprecher Tomas Bauer formulierte. Auf seinen Vorschlag hin wurden 25 000 Euro Planungskosten für den See verankert. Doch dessen Eigentümer hält gar nichts von dieser gut gemeinten Initiative Bauers.

Dieser Schmutz, so das Empfinden der Badegäste, liegt nahezu flächendeckend auf dem See, so dass auch ein Umschwimmen keinen Sinn macht. Bauer sah in der Ausschusssitzung die Zukunft des Sees als Badesee ernsthaft gefährdet. "Der See ist verschlammt", meinte er und der Stadtrat müsse das Problem endlich angehen. "Wie können wir den See hygienisch sauber halten?", fragte Bauer nachdrücklich, ohne sich offenbar bei Fachleuten erkundigt zu haben, was es mit dem Algentreiben auf der Wasseroberfläche auf sich hat. "Die abgestorbenen Algenteile haben mit mangelnder Hygiene des Sees nichts zu tun", sagt Geschäftsführer Jens Besenthal vom Verein zur Sicherstellung der Erholungsgebiete in den Landkreisen um München. Der Münchner "Erholungsflächenverein", wie er kurz genannt wird, ist der Eigentümer des Sees. Es besitzt etwa 30 Seen und Erholungsflächen in der Region München und plant gerade auch den Ausbau des Böhmerweihers in Puchheim/Gröbenzell zum Erholungsgebiet.

Der Algenschmutz lockert sich je nach Wetterlage vom Seegrund und treibt dann auf dem Wasser. Vom Ausbaggern und Entschlammen des Olchinger Sees hält Besenthal gar nichts. "Das ist ein teures Spielchen" und bringe nicht viel, sagt er. Auch die Kosten schrecken den Eigentümer. "Da ist man schnell im sechsstelligen Bereich", so Besenthal. Der See ist ein klassischer Baggersee, der 1940 entstanden ist, als die Deutsche Bahn dort den Kies ausbaggerte, den sie für ihre Bahngleise benötigte. "Der See verlandet mit der Zeit", sagt auch Thomas Neubert, der im Olchinger Rathaus das Sachgebiet Umweltschutz und Grünplanung im Bauamt betreut. Olching ist für den laufenden Unterhalt des Sees zuständig. Im vorigen Sommer sei der Algenbefall der Wasseroberfläche besonders stark gewesen, weil es eine lange heiße Periode gab. "Auch der Wind spielt da eine Rolle", so Neubert. Er sagt es nicht so deutlich, aber eine Entschlammung des Sees hält er offenbar auch nicht für Erfolg versprechend. Die Kosten schätzt Neubert auch auf eine sechs- bis sogar siebenstellige Summe.

Teuer würde ein Ausbaggern vor allem auch die Entsorgung des Schlamms machen, der als Sondermüll gilt. Vor 15 Jahren wurde der Germeringer See kostspielig ausgebaggert. In Germering handelte es sich um so genannten Faulschlamm, der sich negativ auf den Sauerstoffgehalt des Sees auswirkte, so dass dieser umzukippen drohte. Der Germeringer See befindet sich im Eigentum Germerings, so dass der Erholungsflächenverein hier nicht involviert war. Dieser Verein verweigert als Eigentümer grundsätzlich das Ausbaggern seiner Seen. In den Siebzigerjahren ist das laut Besenthal zuletzt zweimal versucht worden: einmal am Deininger Weiher, einem Moorsee südlich von Straßlach, und ein anderes Mal am Kranzberger See bei Allershausen - beide Male mit mäßigem Erfolg. Die Wasserqualität hatte sich nach dem Ausbaggern am Germeringer See zunächst wieder verbessert, aber der schwimmende Algenteppich kehrte nach einigen Jahren genauso dicht wie früher zurück.

"Das Ausbaggern ist nicht mehr als eine plakative Maßnahme, und dafür ist es einfach zu viel Geld", erklärt Besenthal noch einmal nachdrücklich. Nach wenigen Jahren gehe es mit den Algen wieder los. "Der See verschlammt durch das Laub, das der Wind in den See treibt." Was hilft, um die Algen loszuwerden, die vor allem optisch abstoßend auf die Badegäste wirken? "Ein Gewitterregen" antwortet Besenthal und natürlich "effektives Aufsammeln". Das macht am Olchinger See auch der "Seehamster", den man vom Germeringer See regelmäßig ausleiht. Der "Seehamster" ist ein kleiner Katamaran, der ein feinmaschiges Netz hinter sich herzieht, um die Ablagerungen auf der Wasseroberfläche einzufangen. Gebaut wurde er von dem Germeringer Günter Bonin. Der hat sich als großes Ziel vorgenommen, die Weltmeere vom Plastikmüll zu befreien. Er hat mit anderen zusammen die Unweltinitiative "One earth - one ocean" gegründet. Der Seehamster ist quasi Bonins Probelauf eines meerestüchtigen Aufsammelbootes von Plastikmüll.

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