Gernlinden:Parforceritt durch die Bundespolitik

Schrodi SPD

Flüchtlinge, Wohnungsbau, Rente: Zu vielen Themen bezieht Michael Schrodi (rechts) in Gernlinden Position.

(Foto: Günter Reger)

SPD-Bundestagswahlkämpfer Michael Schrodi spart beim Auftritt in Gernlinden kein Thema aus

Von Karl-Wilhelm Götte, Gernlinden

Da ist er schon ganz der Politikprofi. Michael Schrodi kämpft um jede Stimme, auch aus dem anderen Lager. Hans Seidl, CSU-Bürgermeister von Maisach, war zur Wahlveranstaltung von SPD-Bundestagskandidat Schrodi nach Gernlinden gekommen. "Ein Aufpasser von der CSU ist immer da", meinte der SPD-Politiker scherzhaft, als er Seidl unter den 25 Besuchern wahrnahm und sich dieser in der Diskussion sofort zu Wort meldete. "Ich bin Bürgermeister und fühle mich der CSU-Ideologie nicht verpflichtet", erklärte sich der Rathauschef und fügte hinzu, dass ihm jede Stimme aus dem Landkreis in Berlin wichtig sei.

Zwischen Seidl und Schrodi entwickelte sich ein Dialog zum Thema Asyl und Flüchtlinge. Seidls Anliegen: "Welche Belastungen kommen auf die Kommunen zu und ist die Integration leistbar?" Schrodi betonte, dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise ohne bürgerschaftliches Engagement nicht zu schaffen gewesen wäre. "Das unterschreibe ich", stimmte Seidl sofort zu, der sich zur vom Maisacher Gemeinderat beschlossenen Obergrenze für Flüchtlinge bekannte. Er bezweifelte weiterhin, dass die Kommunen alle Folgekosten, inklusive der notwendigen Wohnungen für Flüchtlinge, alleine stemmen können. Seidl sicher: "Familienzuführung kommt und 200 000 Flüchtlinge warten noch in Italien." Schrodi erinnerte an die 15 Millionen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg und betonte: "Menschlichkeit kennt keine Obergrenze." Auch der finanzielle Aufwand halte sich in Grenzen. Bisher habe man lediglich 1,5 Prozent des Gesamthaushaltes, so Schrodi, für Flüchtlinge ausgegeben.

In Sachen Wohnungsbau hat Schrodi die Nachnutzung beim Brucker Fliegerhorst im Visier. "Da werde ich dran sein", versprach der 40-jährige Gymnasiallehrer der Versammlung. Seidl gefiel das. "Schon wieder eine Stimme mehr", folgerte Schrodi aus der Zustimmung Seidls. In seinem 45-minütigen Eingangsstatement hatte er einen "Parforceritt" durch diverse Politikthemen unternommen, wie Maisachs SPD-Vorsitzender Bernhard März anerkennend kommentierte. Schrodi unternimmt zurzeit alles, um den Wahlkreis Dachau-Fürstenfeldbruck der CSU abzunehmen. Er sieht gute Chancen, sich gegen die Gegenkandidatin Katrin Staffler durchzusetzen. Schrodi arbeitete deshalb die Differenzen zum Partner in der Großen Koalition heraus. Zwei Prozent des Bruttosozialproduktes für Rüstung werde es mit der SPD nicht geben. "Trump hält das Zwei-Prozent-Stöckchen hin und von der Leyen sagt: 'Wir machen das", kritisierte er die CDU-Verteidigungsministerin heftig. "Es besteht die Gefahr einer Aufrüstungsspirale", befürchtete Schrodi. Die SPD als "Friedensmacht" werde das nicht mitmachen.

Als Schrodi die Unterschiede zur CDU/CSU anspricht, wird sein Ton schärfer. "Bei der Rente versagt sie", stellte der Olchinger fest. Bei einem Verdienst von 11,50 Euro werde die zukünftige Rente knapp über der Grundsicherung liegen. Deshalb reiche der momentane Mindestlohn von 8,84 Euro nicht. Geradezu ungehalten gab sich Schrodi in Sachen Erbschaftssteuer. "Bei den Quandts werden leistungslos Milliarden vererbt", monierte er und stellte dem die konservative Parole von "Leistung muss ich lohnen" gegenüber. Schrodi überzeugt: "Atypische Beschäftigungsverhältnisse wie Leiharbeit, Zeitverträge und Werkverträge gefährden den sozialen Frieden." In Frankreich würde der Leiharbeiter eine Aktivitätsprämie bekommen und mehr verdienen als der Stammarbeiter. "Wir müssen da Ordnung schaffen", forderte er zur Wahl der SPD auf.

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