Germeringer Insel:Eiland mit Erste-Hilfe-Station

Germeringer Insel: Die Germeringer Insel an der Planegger Straße in Germering.

Die Germeringer Insel an der Planegger Straße in Germering.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Germeringer Insel ist Anlauf- und Vermittlungsstelle für ratsuchende Bürger. Weil staatliche Zuschüsse in absehbarer Zeit wegfallen, gewinnen Förderverein, Spenden und Veranstaltungserlöse an Bedeutung

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Um die Germeringer Insel beneiden viele Kommunen die Große Kreisstadt. Doch die Einrichtung geht unsicheren Zeiten entgegen, weil in absehbarer Zeit staatliche Zuschüsse wegfallen. Der Förderverein muss hier zunehmend in die Bresche springen.

Vor 22 Jahren gegründet, ist die Insel Anlauf- und Vermittlungsstelle für Hilfe suchende Bürger. Ob Angehörige einen Pflegeplatz suchen, behinderte Menschen nach mehr Mobilität streben oder eine alleinerziehende Mutter mit drei Kindern der Unterstützung bedarf, weil ihr alles über den Kopf wächst: Die Insel betreibt an der Planegger Straße 9 soziale Erstberatung und vermittelt Menschen an die richtige Stelle weiter. Mittlerweile sind ihr etwa zwei Dutzend karitative und soziale Einrichtungen angeschlossen. Die Koordinationsaufgabe verlangt großen personellen Einsatz und ist kostspielig.

Der Förderverein Germeringer Insel versucht auch künftig die finanzielle Basis abzusichern. 126 Mitglieder zählt er im fünften Jahr seines Bestehens. "200 wären unser Ziel", sagt Vorsitzender Christian Dittrich auf der Jahreshauptversammlung. Er weiß um die Schwierigkeit der Mitgliederwerbung, steht der Förderverein doch in direkter Konkurrenz zu ähnlichen Organisationen wie dem Sozialdienst. Schriftliche Werbeaktionen waren bisher eher erfolglos. Dittrich setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda. "Mehr Mitglieder wären sehr wichtig", meint auch Anita Schindler, die hauptamtliche Leiterin der Insel. "Daraus speisen wir auch unseren ehrenamtlichen Helferkreis." Die Sozialpädagogin steht seit bald 20 Jahren an der Spitze der Koordinierungsstelle. "2014 hatten wir insgesamt 1500 Beratungen", sagt sie. Die Hilfesuchenden würden anrufen oder persönlich vorbeikommen. Alternativ machen Insel-Mitarbeiter Hausbesuche.

Die Insel betreibt auch eine so genannte Freiwilligenagentur für Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Sie unterstützt die Ehrenamtlichen mit Weiterbildungsangeboten und begleitet sie bei der Ausbildung zum Seniortrainer. Ohne die Arbeit der Insel hätte Germering auch nicht so viele Selbsthilfegruppen. 16 sind es inzwischen. Die Selbsthilfegruppe für blinde- und sehbehinderte Menschen besteht seit 20 Jahren, die Gruppe "Gemeinsam erleben", die der Einsamkeit von Menschen etwas entgegensetzen will, seit zehn Jahren. Emotionalen und sozialen Halt bieten auch alle anderen, wie die Selbsthilfegruppe für Krebserkrankte, die Anonymen Alkoholiker oder die Offene Trauergruppe des Hospizvereins.

Die Probleme drehen sich um Pflege, Familie, Fragen rund ums Alter, Alleinerziehende und um Unterstützung der Migranten, die in Germering leben. "Es gibt auch in Germering Menschen, denen es nicht gut geht", sagt Schindler. Gleich nebenan gibt die Germeringer Tafel Woche für Woche Essen an etwa 150 Bedürftige aus.

Schindler und ihre Kolleginnen werden vor allem von Menschen mit finanziellen Sorgen aufgesucht. "Unser größtes Problem ist, dass kaum noch bezahlbarer Wohnraum für ärmere Menschen zu finden ist", sagt sie. 480 Euro Kaltmiete zahlt das Jobcenter Fürstenfeldbruck für eine Person, die Hartz IV bezieht und 50 Quadratmeter bewohnen darf. 580 Euro sind es für zwei Personen auf 65 Quadratmetern. "Dafür findet man in Germering keine Wohnung", so Schindler.

Der Förderverein hat durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erlöse aus Veranstaltungen im vergangenen Jahr einen Überschuss von fast 21 000 Euro erwirtschaftet und den Vermögensstand des Vereins auf 59 200 Euro geschraubt. Damit sei man gerüstet für die rückläufigen Zuschüsse des Bundes fürs Mehrgenerationenhaus (30 000 Euro) und des Bayerischen Sozialministeriums (5000 Euro). Dittrich rechnet damit, dass die Zuschüsse bis 2017 wegfallen. Größte Einnahmequelle war die "Nikolaus-Tombola" im GEP, die 4500 Euro in die Kasse brachte. Die Charity-Night im "Griabig'n" erlöste 2000 und die Trikerfahrten am Verkaufsoffenen Sonntag im Mai 635 Euro für den Förderverein.

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