Tagesmutter:Wie eine zweite Familie

Tagesmütter

Stephanie Becker hat als Pflegerin im Krankenhaus gearbeitet, bevor sie Tagesmutter wurde.

(Foto: Günther Reger)

Stephanie Becker kümmert sich um die Kinder anderer Eltern. Dafür hat sie sich 160 Stunden ausbilden lassen

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Nach dem Mittagessen um zwölf Uhr machen Sarah, Salo und Maximilian ihr Schläfchen. Das geht bei den Kindern, die zwischen zwei und zweieinhalb Jahre alt sind, ohne Probleme. "Die schauen sich das gegenseitig ab", erzählt Stephanie Becker. Sie betreut die drei Kinder in Germering als Tagesmutter. Nach etwa einer Stunde sind die Kinder wieder wach, spielen noch ein bisschen und werden dann bis 14.30 Uhr von ihren Müttern abgeholt. Gekommen sind die Kleinen zwischen acht und neun Uhr morgens.

Stephanie Becker hat früher im Krankenhaus in der Pflege gearbeitet. Sie hat als Tagesmutter eine Pflegeerlaubnis für bis zu fünf Kinder erworben. Die bekommt sie nur nach einer Ausbildung, die 160 Stunden dauert. 2009 hat Becker diese Qualifizierung absolviert. Die 160 Stunden hat der Landkreis Fürstenfeldbruck damals festgeschrieben, bayernweit reichen bis heute hundert Stunden Ausbildung. Anlass für die heute 39-jährige Becker, Tagesmutter zu werden, war ihre Tochter Sophia. Die war damals ein Jahr alt. "Ich war sowieso zu Hause, das war ganz praktisch", erzählt Becker. Für die Kinder hat sie eigens einen kindgerechten Raum eingerichtet, der auch ein Raum in einer Kinderkrippe sein könnte.

Die ersten vier Wochen sind bei einer Tagesmutter zum Eingewöhnen da. Zunächst bleiben die Kinder eine Stunde mit der Mutter da, dann wird es jede Woche um eine Stunde ausgeweitet, um die Bindung der Kinder an die Tagesmutter herzustellen. Am Schluss der vier Wochen ist dann auch Schlafen dabei. Auch die Eltern können bei Becker einen Tag hospitieren und ihr bei der Arbeit zusehen. "Bisher haben sich alle bei mir wohlgefühlt", sagt Becker. Sie geht mit den Kleinen häufig raus in den Garten. Dort können sie sich an den Spielgeräten austoben oder auch im Garten werkeln. "Wir pflanzen auch zusammen Gemüse an", so Becker. Viel draußen sein, das sei ihr Konzept. Die Eltern finden das in der Regel gut. Natürlich gibt es auch einen festen Tagesablauf. Nach dem Freispielen früh morgens gibt es um 9.30 Uhr die gemeinsame Brotzeit. Gesungen wird im Morgenkreis. "Hände waschen, Hände waschen, sollte jedes Kind", erzählt Becker, ist gerade das Lieblingslied. Für den Mittagsschlaf hat sie einen kleinen Schlafraum eingerichtet. Der ist mit einem Piepser ausgestattet, so dass Becker weiß, wann die Kinder wieder wach sind.

Wichtig für die Kinder ist, dass jeden Morgen alle da sind. Sonst wären sie etwas irritiert. Becker sagt: "Die sind zusammen, wie Geschwisterkinder." Sogenannte Problemkinder sind der Germeringer Tagesmutter noch nicht untergekommen: "Die gibt es nicht, davon bin ich überzeugt." Jedes Kind sei einmalig und darauf versuche sie sich einzustellen. Für jedes Kind wird eine Mappe mit Bildungs- und Lerngeschichten angelegt. Da werden auch die Malereien der Kleinen eingeordnet. "Es soll die Entwicklungsschritte dokumentieren", erläutert Becker. Ihre Pflegeerlaubnis ist fünf Jahre lang gültig. Dann kommt das Brucker Jugendamt wieder vorbei und schaut sich Beckers Kinderbetreuung an. Jugendamt und Germeringer Sozialdienst schauen aber auch jedes Jahr vorbei. Becker wird weiter machen als Tagesmutter, weiterhin begrenzt auf drei Tage in der Woche, um auch noch Zeit für ihre eigene Familie und für sich zu haben.

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