Germering:Unterricht in Dirndl und Lederhose

MBG

Ober-Bayern: Zwei Schüler der Klasse 5 e zeigen die Siegerurkunde; neben ihnen Direktor Robert Christoph.

(Foto: Günther Reger)

Brezenformen und Brauchtumswissen: Das Max-Born-Gymnasium veranstaltet einen Bayern-Tag

Von Julia Kiemer, Germering

Die trinken doch den ganzen Tag nur Bier aus Ein-Liter-Krügen, essen dazu Weißwürste und Brezen und tragen Lederhosen oder Dirndl. Dieses Image genießt Bayern mehr oder weniger überall auf der Welt. Ach, und nicht zu vergessen, des Bayers liebstes Hobby ist Schuhplatteln, so erzählt man sich. Gestützt wird dieses Image von den Bildern, die während des Oktoberfestes um die Welt gehen. Obwohl also überall klar zu sein scheint, was bayerische Traditionen sind, ist das Wissen um das eigene Brauchtum hierzulande oftmals beschränkt.

Das soll den Schülern am Max-Born-Gymnasium in Germering nicht passieren. Dort gibt es alljährlich einen Bayern-Tag. Der existiert jetzt schon seit mehr als zehn Jahren. Wie lange tatsächlich, das weiß man nicht so genau. "Ja mei", würde der Bayer dazu sagen. Für einen Tag ist Tracht also mehr oder weniger die Schuluniform, Weißwürste können von allen Jahrgangsstufen in der verlängerten Pause, der bayerischen Gemütlichkeit wegen, genossen werden und für die fünften und sechsten Klassen gibt es Spiele rund um das Oktoberfest und bayerische Brauchtümer. Der Bayern-Tag hat neben seiner eigentlichen Funktion, das bayerische Brauchtum wiederzubeleben, auch noch einen zweiten Hintergrund: die Integration der neuen Kinder. "Besonders die jungen Schüler kennen sich noch nicht so lange, da schweißt so etwas natürlich zusammen und fördert die Klassengemeinschaft", sagt Jörg Wunderlich, Unterstufenbetreuer und Leiter der Tutoren, die den Bayern-Tag jedes Jahr organisieren.

Am Freitag war es wieder so weit: Überall Schüler in Tracht, die kleine Turnhalle verziert mit weißblauen Girlanden, Brezen und Bier, aus Papier natürlich, an den Wänden und im Hintergrund läuft "Brenna tuat's guat" von Hubert von Goisern. Einige der Kinder sind sogar ganz traditionell, tragen Haferlschuhe und Trachtensocken oder ein Dirndl und aufwendige Flechtfrisuren. Auch Schulleiter Robert Christoph hat die Lederhose aus dem Schrank geholt und ist in Tracht erschienen. Aufgeteilt in die einzelnen Klassen geht es nun für die Jüngsten um die Wurst. Eine Jury, bestehend aus zwei Schülern und drei Lehrern - alle natürlich in Tracht - bewertet die Leistungen der Vertreter der Klassen im Bayern-Quiz, im Vorlesen auf Bairisch, im Brezenformen und im Masskrugstemmen. Da zeigt sich dann, dass es doch gar nicht so schlecht um das Wissen der Jugend steht. Souverän beantworten sämtliche Klassen die Fragen über die getrunkene Biermenge auf dem Oktoberfest oder die Frage, auf welcher Seite eine alleinstehende Frau ihre Schleife binden muss.

Auch beim Vorlesen und Masskrugstemmen stellen sich wahre Bayern heraus, die danach von ihrer Klasse begeistert gefeiert werden. Die Buben und Mädchen sind mit Spaß dabei, feuern ihre Klassen-Vertreter bei den Spielen euphorisch an, applaudieren und klatschen ab. Sie fände den Bayern-Tag ziemlich cool, sagt ein Mädchen. Total lustig sei es gewesen, findet ein anderes. Als der Sieger der Spiele feststeht, die Klasse 5 e, kennen deren Schüler kein Halten mehr: Sie umarmen sich, springen auf und ab und jubeln lautstark. Bayerische Tradition, die schweißt eben zusammen.

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