Germering:Spieler aus Stahl

Germering: Neuzugang: der Eishockeyspieler von Werner Zierer, noch in den Farben des EHC München.

Neuzugang: der Eishockeyspieler von Werner Zierer, noch in den Farben des EHC München.

(Foto: Stadtwerke Germering)

Germering will am Polariom eine Skulptur aufstellen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Die Germeringer Eishockeyspieler kämpfen derzeit gegen den Abstieg aus der Bayernliga. Mannschaft und Fans der Wanderers können Unterstützung gut gebrauchen. In dieser Lage lässt sich die Politik nicht lumpen: Oberbürgermeister Andreas Haas gesellt sich unter die Besucher der Eishalle und feuert die Spieler an. Doch damit nicht genug. Die Stadtpolitiker tun mehr. Sie bemühen auch die Kunst, damit der Verein die Klasse hält. Vor dem Polariom soll ein etwa zwei Meter großer Eishockeyspieler aus Stahl aufgestellt werden, lackiert in den Vereinsfarben Gelb und Schwarz. Der Geselle soll wohl den Spielern der Wanderers Mut machen und die Gegner einschüchtern. Allerdings hat die Stadt die Skulptur nicht in Auftrag gegeben, sie nutzt vielmehr aus, dass der Spieler von seinem eigentlichen Verein, dem EHC München, nicht benötigt wird.

Geschaffen wurde der stählerne Mannschaftskollege von dem Münchner Werner Zierer. Weil der Künstler früher in Germering gewohnt hat, erinnerte er sich, dass dort eine Eishalle steht, vor die sein Spieler gut passen könnte. Oberbürgermeister und Kunstbeirat der Stadt waren der selben Ansicht, und so wird der "Spieler" von Werner Zierer nun nach Germering wechseln. Eine Ablösesumme ist nicht vorgesehen, die Stadt lässt nur einen Betonsockel vor dem Polariom gießen, damit der Neuzugang einen sicheren Stand hat.

Den benötigt er auch, denn verglichen mit echten Eishockeyspielern macht der aus Stahlteilen gefertigte einen schmächtigen Eindruck. Man möchte sich nicht vorstellen, was passiert, wenn er beim Bodycheck gegen die Bande knallt. Angesprochen darauf, verweist Haas auf die künstlerische Freiheit, räumt aber ein, dass die Spieler der Wanderers schon "bulliger" daherkämen. Allerdings, so gibt der Oberbürgermeister zu bedenken, checken würde den Mann aus Stahl wohl kein Spieler, denn das würde wegen der stählernen Knochen nicht ohne Blessuren abgehen. Haas will den Zugang auch nicht als Spieler-Transfer verstanden wissen. Schließlich hätten sich die Wanderers nach schwachem Beginn in der Abstiegsrunde gesteigert und besäßen motivierte Spieler. Der Oberbürgermeister sieht den Eishockeyspieler aus der Werkstatt von Werner Zierer als Maskottchen, das dem Verein in der momentanen Lage aber nicht helfen könne, denn in der Abstiegsrunde haben die Wanderers nur noch drei Spiele zu bestreiten. Erst danach wird der Neuzugang seinen Platz vor der Eishalle einnehmen.

Der Eishockeyspieler ist kein Einzelkind. Er hat einen Bruder. Der steht bereits vor einer Halle. Der stählerne Verwandte ist Basketballspieler und hat einen Platz vor dem Audi Dome in München gefunden, der Spielstätte der Basketballer des FC Bayern München. Rot lackiert hält er sich laut Aussage eines Ortskundigen beim Zugang zur VIP-Lounge auf - gegenüber vom Haupteingang.

Weshalb ist das wichtig? Weil die Geschichte des neuen Kunstwerks im öffentlichen Germeringer Raum erst dann ganz erzählt ist, wenn man weiß, dass beide Brüder nicht am richtigen Standort stehen. Beide sollten Informationen nach gemeinsam vor der viel diskutierten Red-Bull-Arena stehen, die der Chef der österreichischen Getränkefirma in München errichten möchte. Doch da noch unklar ist, ob die große Arena gebaut wird, ist das Brüderpaar auseinander gerissen worden, und der Eishockeyspieler musste sogar den Verein wechseln. Ursprünglich war er nämlich in den Farben Weiß und Blau lackiert worden, den Farben des Münchner Eishockeyklubs EHC.

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