Germering:Sozialer Dienst in Chone

Die 18-jährige Julia Naßl aus Germering will ein Jahr lang ehrenamtlich in einer Pfarrei in Ecuador mitarbeiten. Teil des Hilfsprojekts ist die Suche nach Unterstützern und Spenden

Von julia kiemer, Germering

Mit dem Schüleraustausch nach Chile hat alles angefangen. Vor zwei Jahren war Julia Naßl, Schülerin am Carl-Spitzweg-Gymnasium, vier Wochen lang in Chile und besuchte eine der Partnerschulen in Los Ángeles. Chile und Lateinamerika haben sie damals sehr beeindruckt, es hat ihr dort gefallen. Jetzt hat die Germeringerin ihr Abitur in der Tasche und schon bald soll ein neues Abenteuer beginnen. Am 15. August geht es los, zwölf Monate wird sie dann in Ecuador als freiwillige Helferin in einem Gesundheitszentrum in Chone, einem kleinen Küstenort in Ecuador, arbeiten. Das Programm "weltwärts", ein Projekt des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), und die Erzdiözese München-Freising ermöglichen der jungen Frau ihren Traum.

Für sie war klar, dass nach dem Abitur nicht direkt das Studium folgen würde. "Ich wollte etwas sinnvolles machen und dabei auch die Welt sehen", so die Abiturientin, die nach ihrem Auslandsjahr ein Jura-Studium anstrebt. Für sie bedeutet ihr Abenteuer, einen anderen Blickwinkel einzunehmen, die Perspektive zu ändern, aber auch mitanzupacken - einfach "ein Jahr raus von Zuhause", erklärt Naßl. Wegen des Schüleraustausches entschied sie sich für Lateinamerika. Auch sozial ist die Schülerin sehr engagiert. In ihrer Freizeit gibt sie Flüchtlingskindern Nachhilfe und absolviert den Wahlkurs "Schüler organisieren Soziales" an ihrer Schule. Im Rahmen des Kurses konnte sie gemeinsam mit ihren Mitschülern unter anderem schon Spenden für die Germeringer Tafel sammeln. Sozial engagiert und Fernweh nach Lateinamerika - so kam die Idee zum Freiwilligendienst. Ihre Mama sei davon erst einmal nicht begeistert gewesen. Ecuador sei nun mal ein Entwicklungsland, erzählt die 18-jährige. Trotzdem bekommt sie viel Unterstützung, auch wenn der Mama bei der Sache nicht ganz wohl ist. Die meisten ihrer Freunde finden ihren Plan, das Jahr als freiwillige Helferin in Ecuador zu verbringen, "cool". Selbst machen würden sie es aber nicht.

Unterkunft

Zu dem Gemeindezentrum gehören auch eine Essensausgabe und eine Nachmittagsbetreuung.

(Foto: privat)

In Chone wird Naßl ein Jahr lang in der Pfarrei Santa Rita arbeiten. Im Gemeindezentrum ist sowohl ein Gesundheitszentrum als auch eine Essensausgabe und ein Nachmittagsbetreuung untergebracht. Für die Bewohner sei es eine Anlaufstelle für Probleme aller Art, etwa für bezahlbare medizinische Grundversorgung oder für eine warme Mahlzeit, erklärt Naßl. Sie wird die erste freiwillige Helferin dort sein, kann also auf keinerlei Erfahrungsberichte zurückgreifen. Vielleicht sei das gar nicht so schlecht, dann habe sie selbst mehr Freiraum ihre Arbeit zu gestalten. Zudem sind auch zwei sechstägige Seminare Teil des Programms. Das bereite einen auch ein bisschen auf das vor, was einen erwartet. Zu Beginn wird die 18-Jährige bei der Essensausgabe mithelfen, später wird sie auch in die anderen Bereiche des Gemeindezentrums "hineinschnuppern".

Die Kosten, die beim Freiwilligendienst anfallen, etwa für die Reise und für Unterkunft und Verpflegung, sowie ein monatliches Taschengeld von 100 Euro, werden vom BMZ zu 75 Prozent bezuschusst. Die restlichen 25 Prozent werden von der Erzdiözese München-Freising und einem sogenannten Solidaritätskreis getragen. Den Solidaritätskreis bauen die Freiwilligen selbst auf, um so möglichst den Rest der Kosten zu finanzieren. Naßl geht es dabei aber nicht nur um den finanziellen Aspekt, viel mehr möchte sie einen Beitrag zum kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Ecuador leisten. "Ich will meinen Freiwilligeneinsatz möglichst vielen anderen bekannt machen, sodass mein Einsatz weitere Kreise zieht", erzählt die Germeringerin. Jeder, der ihren "Solikreis" unterstütze, bekomme vierteljährliche Updates über ihre Erlebnisse in Ecuador. So werde eine Völkerverständigung im Kleinen möglich. Die Spenden, die sie letztendlich sammelt, kommen nicht Julia Naßl als Einzelperson zu Gute, sondern fließen in einen Topf, der die Einsätze aller Freiwilligen finanziert. Sollte nicht genügend Geld gesammelt werden können, springt die Erzdiözese ein und übernimmt die Kosten, erklärt die 18-Jährige.

Julia Naßl, dem Mädchen, die nach Ecuador geht im August.

Zukunftsmusik: Die Abiturientin Julia Naßl freut sich bereits auf die große Reise.

(Foto: privat)

Die Germeringerin ist auf das gespannt, was sie in Chone erwarten wird. Sie werde sich sicherlich umstellen müssen, weil man die Privilegien, die man hier habe, nun mal gewohnt sei. Das betreffe auch Sicherheitsvorkehrungen. Aber man müsse eben auf die Menschen vor Ort hören, wenn sie sagen, dass man nach zehn Uhr nicht mehr nach draußen gehen solle, so die Germeringerin. Sie ist zuversichtlich, dass sie sich schnell an die neuen Lebensumstände gewöhnen wird.

Wer das Jahr und die Erfahrungen der 18-jährigen in Ecuador verfolgen möchte, kann ihren Blog www.365tageecuador.de lesen. Nähere Infos zum Spendenkonto gibt es bei Julia Naßl, erreichbar unter julia@365tageecuador.de.

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