Germering: Schwarze Kreise auf Asphalt:Qualmende Reifen auf dem Volksfestplatz

Der Germeringer Volksfestplatz ist ein Dorado für Autofreaks, die mal ordentlich die Reifen quietschen lassen wollen. Die Anwohner schimpfen - doch die Stadt ist machtlos.

Petra Fröschl

Der Germeringer Volksfestplatz wird vielseitig genutzt: Am Mittwochvormittag bieten Landwirte dort frisches Gemüse an, einmal im Monat treffen sich Schnäppchenjäger zur Flohmarkt-Runde und alljährlich im Juli ist Germerings größte Freifläche für Auto-Scooter und Bierzelt reserviert.

Reifenspuren

Beliebte Fläche für Schleuderfahrten: Die Reifenspuren auf dem Volksfestplatz sprechen eine deutliche Sprache.

(Foto: Günther Reger)

Doch es gibt offenbar noch eine andere Nutzung, und die geht Anwohnern gehörig auf die Nerven: Vor allem bei Neuschnee, aber auch an anderen Tagen, lassen Autofreaks dort die Reifen quietschen und testen die Bremsfähigkeit ihrer Wagen.

Seit acht Jahren leben die Müllers (Name geändert) in der Kleinfeldstraße direkt am Volksfestplatz. Was sie dort regelmäßig mitbekommen, macht die Eheleute wütend: Im Winter sei der schneebedeckte Platz "zu jeder Tages- und Nachtzeit" Anlaufstelle für rücksichtslose Autofahrer, die sich manchmal sogar in der Gruppe treffen, um mit "laut aufbrüllenden Motoren" und durchdrehenden Reifen umherzuschlittern.

Das so genannte Driften beschränkte sich aber nicht nur auf Tage mit Schnee und Eis. "Erst am Sonntag ist einem Jugendlichen wieder mal der Testosteronspiegel übergelaufen", berichtet Horst Müller. Am helllichten Tag habe der junge Mann die Räder seines neuen Sportwagens qualmen lassen, bis ihn aufgebrachte Anwohner stoppten. "Was sollen wir tun?", fragt Müller. "Eine Demo organisieren, ein Bürgerbegehren starten oder wegziehen aus Germering?"

Den Eheleuten geht es, wie sie sagen, dabei nicht nur um die enorme Lärmbelästigung, sondern auch um die Gefährdung von Fußgängern. Sie haben sich mit einem Schreiben an Oberbürgermeister Andreas Haas gewandt und fordern ihn auf, über bauliche Veränderungen, eine Sperrung des Platzes für den Verkehr oder gar eine Verlegung an den Stadtrand nachzudenken. Ein Dorn im Auge sind ihnen auch die Lastwagen, die nach ihren Angaben in den Morgenstunden oft minutenlang die Motoren laufen lassen, bis die Bremsdruckspeicher gefüllt sind.

Dass der Volksfestplatz - wie die vielen Bremsspuren beweisen - gerne für Schleuderfahrten genutzt wird, ist sowohl Haas als auch der Germeringer Polizei bekannt. "In den letzten Jahren gab es immer wieder einzelne Beschwerden", sagt der OB. "Auch ich finde dieses Verhalten rücksichtslos." Die Verwaltung habe daher bereits verschiedene Maßnahmen geprüft, doch Abhilfe zu schaffen sei nicht so einfach.

Zum einen werde der Platz vielfältig genutzt, zum anderen verlaufe die Marktstraße quer darüber. Außerdem befänden sich dort ein Kindergarten, ein Wertstoffhof und Anwohnerzufahrten, was einer baulichen Veränderung oder gar Sperrung entgegenstehe. Und für eine Verlegung des Platzes an den Stadtrand fehle schlichtweg das Grundstück. Dass Lkw ihre Motoren laufen lassen, sei auch an anderer Stelle ein Problem. "Sobald uns etwas zu Ohren kommt, schreiben wir die Halter an und bitten sie, woanders zu parken, etwa im Gewerbegebiet Nord", sagt Haas.

Laut Erich Heinz von der Polizei ist neben dem Volksfestplatz auch der Parkplatz am See eine beliebte Fläche fürs Driften. Generell seien Schleuderfahrten in Germering im Vergleich zu Orten wie Deggendorf aber kein so großes Problem. Sollten Anwohner eine solche Fahrt beobachten, rät Heinz, die Polizei zu rufen. Die könne derartige Fahrten nach Paragraf 30 der Straßenverkehrsordnung mit einem Verwarngeld von 20 Euro ahnden. Müller hält das jedoch für wenig abschreckend. "Außerdem ist der Spuk in der Regel längst vorbei und alle Eulen verflogen, wenn die Polizei eintrifft."

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