Germering:Schließung von Asylunterkunft ruft Unmut hervor

Thema Asyl

Seit Oktober 2014 wohnen Flüchtlinge im früheren Altenheim Don Bosco in Germering. Im Frühjahr soll das Haus abgerissen werden.

(Foto: Johannes Simon)

Der Helferkreis kritisiert die Caritas und will erreichen, dass die Flüchtlinge bis zum Sommer bleiben dürfen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Der Helferkreis Asyl befürchtet, dass die von ihm geleistete Integrationsarbeit Schaden nimmt, wenn die Unterkunft im früheren Don-Bosco-Altenheim bis Ende März geschlossen wird. Die Arbeit von eineinhalb Jahren könne "ohne nachhaltige Wirkung" sein, wenn die etwa 200 Bewohner der Unterkunft an der Parkstraße demnächst über diverse Einrichtungen außerhalb von Germering verteilt würden, heißt es in einer Stellungnahme des Helferkreises zu den Presseberichten, der Mietvertrag für die Einrichtung laufe Ende März aus und die ersten Bewohner sollten noch im Januar das Haus verlassen. Das Herausreißen der Flüchtlinge aus deren gewohnter Situation bezeichnen die Helfer als "massiven Einschnitt in die Integration".

Die Helfer kritisieren auch, von der Caritas, der das Gebäude gehört, nicht ausreichend informiert worden zu sein, obwohl ihr Kreis aus Ehrenamtlichen über die Caritas koordiniert werde. Sie hätten stattdessen eine "zeitnahe Kommunikation mit allen Beteiligten" erwartet, um "individuelle und möglichst humane Lösungen" für die Flüchtlinge zu finden. Der Helferkreis hofft nun auf ein Gespräch mit Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas in dieser Woche. Von Haas wünschen sich die Helfer, dass er die Schließung der Unterkunft wegen der Schulkinder noch bis zum Ende des Schuljahres hinauszögern kann. Bis dann könnte auch in Germering eine Unterkunft für die in der Stadt bereits integrierten Geflüchteten bereitstehen. So lautet die zweite Hoffnung der Helfer.

Dass der Mietvertrag für das frühere Altenheim verlängert wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Adelheid Utters-Adam, Pressesprecherin des Caritasverbandes in der Erzdiözese München-Freising, sagte, der Vertrag sei von vornherein nur bis Ende März 2017 ausgehandelt worden. Denn die Caritas will an dieser Stelle ein neues Seniorenheim errichten. In dem zum Abriss bestimmten Gebäude zogen im Oktober 2014 die ersten Flüchtlinge ein. Im Frühjahr sollen die Abrissarbeiten beginnen, im Herbst möchte der Sozialverband mit dem Bau starten. Der Abriss kann nach den Worten von Utters-Adam ein halbes Jahr dauern, denn ein Teil des Materials, aus dem das Haus besteht, muss "aufwendig getrennt" und entsorgt werden. Deshalb müssen die Flüchtlinge ausziehen.

Vom Auszug betroffen ist dann beispielsweise der Biss-Verkäufer Husnain Akbar. Der aus Libyen geflüchtete junge Mann hat laut einer Helferin - wie alle anderen Bewohner - noch keine neue Unterkunft gefunden. Allerdings habe er ein Zimmerangebot von seinem Arbeitgeber erhalten. Und auch eine Familie in Herrsching, wo er seine Zeitungen verkauft, habe Akbar, der im Rollstuhl sitzt, eine Bleibe angeboten. Andere Bewohner haben es wohl schwerer. Der Helferkreis weist darauf hin, dass in der Germeringer Einrichtung viele Schwerbehinderte leben, für die ein rascher Umzug eine besondere Härte bedeutet. Besonders unter einem raschen Umzug leiden nach Ansicht der Helfer auch die Kinder der Asylbewerber. Buben und Mädchen, die bereits seit über einem Jahr die Schule oder Berufsschule besuchen, sollten in der Stadt Germering bleiben können, um nicht von Lehrern und Mitschülern getrennt zu werden, die sie gerade erst kennen gelernt haben.

Die Regierung von Oberbayern, die die Flüchtlingsunterkunft in Germering betreibt, will laut Sprecherin Gabriela große Holthaus darauf Rücksicht nehmen. Was die neuen Unterkünfte angeht, soll auf der Wahrung bereits gelungener Integrationserfolge ein "besonderes Augenmerk" liegen, sagt sie. Das heißt, dass die Regierung darauf achten will, wie wichtig eine Unterbringung in Germering oder der nächsten Umgebung für Flüchtlinge ist. Einen konkreten Zeitplan für die Umzüge oder Zielorte bestehen nach Auskunft der Regierung aber noch nicht.

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