Germering:Schildkröte in Polizeigewahrsam

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Germeringer Hotelgast entdeckt das Tier am Sonntagabend, das anschließend im Streifenwagen mitfahren darf

Von Stefan Salger, Germering

Die Beamten der Germeringer Polizeiinspektion wissen natürlich, dass es ein weites Einsatzspektrum jenseits von Verkehrsunfällen, Schlägereien oder Diebstählen gibt: In den vergangenen Jahren mussten sie einmal einen spazieren gehenden Eber in Schach halten, ein andermal sammelte der frühere Polizeichef Klaus Frank eine stattliche Ringelnatter ein. Aber auch wenn herrenlose Hunde oder Katzen gefunden werden, "dann wird oft die Polizei gerufen", stellt Andreas Ruch, der stellvertretende Inspektionsleiter, etwas verwundert fest.

Der tierische Einsatz am Sonntagnachmittag ist also fast schon so etwas wie Routine. Diesmal geht es um ein geländegängiges, gepanzertes, grün-beige-geflecktes Amphibienfahrzeug. Das will offenbar gerade einparken. Jedenfalls sieht ein Gast des Hotels Mayer an der Augsburger Straße, wie sich da eine Schildkröte in aller Ruhe auf die Garageneinfahrt zubewegt. Der Mann nimmt das 13 Zentimeter lange Tier kurzerhand und liefert es beim Portier ab. Weil Landschildkröten üblicherweise kein Zimmer buchen wollen, wendet dieser sich ratsuchend an die Freunde und Helfer.

Harte Schale, weicher Kern: Die Beamten Sarah Kretz und Victor Ernst tragen den griechischen Zuwanderer buchstäblich auf Händen in die Inspektion. (Foto: oh)

Polizeimeisterin Sarah Kretz und Polizeimeister Victor Ernst rücken also aus und verfrachten das Tier im Tarnfleck in den Streifenwagen. Für die Landschildkröte offenbar ein Heidenspaß: Gehalten von der Beamtin, lugt das zutrauliche Tier neugierig durch die Windschutzscheibe. Auf der Inspektion angekommen, besinnen sich die Freunde und Helfer auf Freunde und Helfer, die noch fachkundiger sind, wenn es um Vierbeiner und vor allem um Reptilien geht: Isolde und Hans Gernböck aus Alling. Die beherbergen nicht nur acht Hunde, sondern in Teichen zudem 40 Land- und 40 Wasserschildkröten sowie ein paar Goldfische. Die Teiche sind umzäunt, so dass die gepanzerten Spaziergänger nicht stiften gehen können.

Bei dem kleinen Zuwanderer handle es sich "um eine griechische Landschildkröte, etwa sechs Jahre alt", sagt Isolde Gernböck am Montag. Ob die Schildkröte entlaufen ist oder ausgesetzt wurde, ist nicht bekannt. Sollte sich der Besitzer nicht bei den Gernböcks melden, dann dürften die ziemlich lange Freude an der 41. Landschildkröte haben - denn die kann um die hundert Jahre alt werden. Möglicherweise will das Tier auch gar nicht mehr weg, bekommt es hier doch seine Leibspeisen: Blätter, Klee, Löwenzahn oder auch einmal einen Feldsalat.

© SZ vom 14.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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