Eine Autorenlesung besteht normalerweise aus drei Faktoren: einem Buch, einem Autor und einigen Zuhörern. Das allerdings reicht Hans Montag zur Vorstellung seines neuen Romans "Kabir" nicht. Der leidenschaftliche Koch organisiert deshalb eine Autorenlesung mit Drei-Gänge-Menü. Die Zubereitung der kulinarischen Spezialitäten übernimmt er selbst, direkt vor den Augen der Gäste.
Zu Beginn wird Montag erst einmal einen Ausschnitt aus seinem Buch "Kabir" vorlesen, das im Oktober erschienen ist. Das Buch behandelt ein Thema, das nicht nur europäische Politiker in Atem hält, sondern auch die Kunst- und Literaturwelt anspricht: die Flucht. Montag erzählt die Geschichte des Jungen Kabir, der mit seiner Familie von Afghanistan nach Deutschland flieht. Die fremde Kultur und die Besonderheiten der Gesellschaft stellen eine große Herausforderung für ihn dar. Anders als seiner Schwester Fahim fällt es ihm schwer, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.
Fahim ist bereits vor ihrer Familie nach Deutschland geflohen, um der Rekrutierung als Selbstmordattentäterin durch die Taliban zu entgehen. Diese Geschichte wird in Montags Buch "Fahim" erzählt, das bereits im vergangenen Jahr erschienen ist. Ein weiterer Band soll die Trilogie vollenden. Im Laufe des Abends wird der Autor abwechselnd lesen, kochen und servieren.
Die Vorspeise, Karottensuppe mit gebratenen Garnelen, sowie die Hauptspeise, Rindfleisch-Curry, sind Eigenkreationen des Kochs. Nur beim Dessert, Grieß-Flammerie mit Heidelbeerragout, hat er sich an die Ideen anderer gehalten. Ausgewählt hat Montag die Gerichte aus zwei Gründen. "Es muss im Kleinen machbar sein", erklärt er. Zum Kochen sind nur wenig Platz und Zeit verfügbar, das schränke die Auswahl ein. Die Gerichte werden größtenteils auch schon vorher zubereitet. "Das Curry muss über zwei Stunden köcheln, deswegen ist es nicht möglich, es während der Lesung zuzubereiten", erklärt der Koch. Abgeschmeckt wird es allerdings erst vor Ort, vor den Augen der Zuschauer. Auch frisches Gemüse wird erst dann zugegeben. Ein weiterer Grund ist, dass Kabir aus dem asiatischen Raum kommt, wo viel Curry gegessen wird. Passend dazu werde das auch serviert, sagt Montag.
Früher hat er auch Autorenlesungen ohne Menü veranstaltet. Aber das, so der 74-Jährige, reiche ihm jetzt nicht mehr. "Da habe ich immer das Gefühl gehabt, dass spätestens nach einer halben Stunde jeder eingeschlafen ist", erzählt er. Die neue Mischung von kulinarischen Köstlichkeiten und Vorlesen funktioniert seiner Meinung sehr gut. "Sonst gab es immer zu wenig Interesse", berichtet er. "Jetzt ist die Stimmung immer viel besser." Montag sieht das auch als eine Möglichkeit seine zwei Leidenschaften, das Kochen und das Schreiben, zu verbinden. Wem es geschmeckt hat, der kann die Rezepte auch mit nach Hause nehmen und sich daran versuchen. Dann kann die Lesung im heimischen Wohnzimmer in Erinnerung gerufen werden.
Kulinarische Autorenlesung aus "Kabir", Freitag, 2. Dezember, 19 bis 21.30 Uhr, Mehrgenerationenhaus, Planegger Straße 9, Germering. Der Eintritt, inklusive Menü, kostet 30 Euro. Anmeldung bei der Volkshochschule.