Germering:Purpurfarbener Schmuck

Germering: Im Zeit-und-Raum-Museum in Germering sind Spuren der Vor- und Frühgeschichte ausgestellt.

Im Zeit-und-Raum-Museum in Germering sind Spuren der Vor- und Frühgeschichte ausgestellt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Das Stadtmuseum Germering zeigt Fundstücke aus dem Frühmittelalter

Von Andreas Ostermeier, Germering

Unter dem Germeringer Asphalt liegt die Vergangenheit. Und die reicht im Falle der Großen Kreisstadt weit zurück, diesmal - bei den jüngsten Funden - bis ins frühe Mittelalter. Aus dem späten sechsten bis zum frühen achten Jahrhundert stammen die Stücke, zum Beispiel Ohrhänger oder eine Glasperlenkette, die das Zeit-Raum-Museum bis zum Herbst in einer Sonderausstellung zeigt. Erstmals zu sehen sind die neuen Ausstellungsgegenstände für die Öffentlichkeit am kommenden Sonntag.

Germerings Stadtarchäologe Marcus Guckenbiehl hat in drei Vitrinen Funde versammelt, die er in den vergangenen Jahren in der Steinbergstraße und im Gewerbegebiet Nord gemacht hat. In der Steinbergstraße ist bei Kanalarbeiten ein Gräberfeld entdeckt worden, im Gewerbegebiet Überreste einer Siedlung. Ob beides zusammengehört hat, darüber könne man nur spekulieren, sagte Guckenbiehl bei der Ausstellungseröffnung am Dienstagabend, zu der Stadtpolitiker und Mitglieder des Museum-Fördervereins eingeladen waren. Allerdings lassen sich das Gräberfeld und die Siedlung auf eine ähnliche Zeitspanne datieren, nämlich das späte sechste Jahrhundert (Brunnenfunde) sowie das siebte und frühe achte Jahrhundert (Funde in den Reihengräbern).

Die ziemlich genaue Datierung ist möglich, weil im Gewerbegebiet Reste von Brunnen gefunden wurden, die wohl zu Hofstellen gehört haben. Die Überreste des dafür verwendeten Holzes lassen, weil sie bis zur Auffindung im Grundwasser gelegen haben, eine Bestimmung bis auf wenige Jahre zu. So kann eines der Holzstücke aus einem Brunnenschacht auf das Jahr 604 (plus/minus zehn Jahre) datiert werden. Der älteste der drei Brunnenschächte stammt aus dem Jahr 562. Aus der Siedlung sind im Museum unter anderem eine Nadel, gefertigt aus einem Knochen, Gefäßscherben und ein Webgewicht zu sehen. Diese Stücke sind auf einer Fläche gefunden worden, auf der Grubenhäuser standen, also Gebäude, die in den Boden eingetieft waren.

Auffälliger und schöner sind allerdings die Fundstücke aus den Reihengräbern unter der Steinbergstraße. Zu sehen sind unter anderem zwei Ohrhänger, die neben einer bestatteten 40 bis 60 Jahre alten Frau gefunden wurden. Die Ohrhänger, gefertigt zwischen etwa 680 und 730 nach Christus, bestehen aus Amethysten, purpurfarbenen Steinen, die von je vier Goldblechstreifen gefasst sind. Die Aufhängung besteht aus Bronzedraht. So wie die Steine in der Vitrine liegen, könnten sie sofort getragen werden. Dass sie mehr als ein Jahrtausend in der Erde lagen, sieht man ihnen nicht an. Ähnlich geht es dem Betrachter mit den blauen, braunen, gelben und orangefarbenen Glasperlen, die sich ehedem zu einer Kette gefügt haben.

Ins Auge fällt auch ein durch Korrosion unförmig gewordenes Metallstück. Nur durch das Röntgengerät lässt sich erkennen, dass sich in dem Metallstück eine Riemenzunge verbirgt, also eine Metallverstärkung für das Ende eines Gürtels. Die Riemenzunge ist tauschiert, das heißt, in sie sind Verzierungen eingearbeitet, die aus Silber und Messing bestehen. Neben den Vitrinen sind Schautafeln aufgehängt, die den Besucher über die Funde ebenso informieren wie über die Fundstätten und die Besiedelung Germerings im frühen Mittelalter.

Die Sonderausstellung "Unter dem Asphalt - Gräber des frühen Mittelalters an der Steinbergstraße" wird am Sonntag, 19. Juni, zwischen 10 und 17 Uhr im Stadtmuseum, Domonter Straße 2, gezeigt. Führungen um 10, 14 und 16 Uhr. Bis 11. September ist sie sonntags von 13 bis 17 Uhr zu sehen.

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