Germering:Nicht ganz saubere Energie

Gesundheitsschädliche Bakterien in der Gülle überstehen die Produktion von Biogas

Von Andreas Ostermeier, Germering

Biogas gehört zu den erneuerbaren Energien. Es setzt bei der Verbrennung nur das Kohlendioxid frei, das zuvor durch den Wachstumsprozess der eingesetzten Pflanzen aufgenommen worden ist. Verglichen mit der Verbrennung von Kohle, Gas oder Öl ist es also eine saubere Energie. Doch das heißt nicht, dass alles am Biogas sauber wäre. Das Gas entsteht aus der Fermentierung von Pflanzen wie Mais, Getreide oder Gras und tierischen Exkrementen oder Mist. Mikroorganismen zersetzen unter Ausschluss von Licht und Sauerstoff die Biomasse und produzieren Methan und Kohlendioxid. Gesundheitsschädliche Keime, vor allem Kolibakterien, die sich in den Abfällen aus der Viehhaltung befinden, überstehen jedoch diesen Gärprozess im Gasspeicher. Sie verlassen ihn als Bestandteile der Gärreste, die übrig bleiben und als Dünger wiederverwendet werden können.

Dieser Dünger ist bei vielen Landwirten beliebt. Er erspart ihnen den Ankauf von Mineraldünger. Auf die Wiese im Germeringer Wasserschutzgebiet sind die Gärreste aber nicht deshalb gelangt, sondern weil der Landwirt sie in diesem Fall zurücknehmen musste. Rücknahmen sind häufig Bestandteil der Vereinbarungen zwischen Landwirten und Betreibern von Biogasanlagen, sagt Maximilian Dendl vom Amt für Landwirtschaft und Forsten in Puch. Oftmals können und wollen die Anlagenbetreiber die Reste nicht auf eigenen Flächen ausbringen. Sie verlangen von den Lieferanten von Pflanzen und Gülle, das vergorene Material wieder abzuholen. So geschah es auch im Germeringer Fall. Weil aber der Fuhrunternehmer, der die Gärreste für einen Landwirt transportierte, sie auf der falschen Fläche ablud, gelangte das mit Bakterien kontaminierte Material aus der Biogasanlage ins Wasserschutzgebiet der Stadt.

Bakterien aber vertragen sich nicht mit Trinkwasser, denn das muss frei sein von krankmachenden Stoffen. So sieht das auch Rudolf Summer, Leiter des Gesundheitsamtes im Landkreis. Deswegen hat er, wie auch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, den Stadtwerken Germering empfohlen, das Trinkwasser vorsorglich zu chloren, nachdem auf einer Fläche im Wasserschutzgebiet Gärreste aus einer Biogasanlage ausgebracht worden waren. Summer sieht sich in seiner Empfehlung bestätigt, denn in den Gärresten aus Germering fanden sich Kolibakterien und Enterokokken. Diese Keime können Erkrankungen der Verdauungsorgane und Entzündungen im Körper hervorrufen. "Das sind Bakterien, die will man im Wasser nicht drin haben", sagte der Leiter des Gesundheitsamtes am Montag. Für Summer ist es daher geboten, das Germeringer Wasser mit Chlor zu versetzen, um die Keime abzutöten. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, denn ob die Keime einen Weg in die Brunnen finden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.

Was dagegen eindeutig ist, das sind die Inhalte der Verträge, die die Stadt mit Landwirten geschlossen hat, um die Wasserschutzgebiete zu sichern. Die Verträge sehen vor, dass in Schutzgebieten keine tierischen Exkremente versprüht werden dürfen. Egal also, ob die Gärreste aus der Biogasanlage eine Gefahr für das Trinkwasser darstellen oder nicht, sie gehören dort nicht hin. Die Stadt prüft deshalb nach Auskunft von Oberbürgermeister Andreas Haas, ob sich aus den freiwilligen Vereinbarungen mit den Landwirten Schadenersatzansprüche ergeben. Dabei wird sicher berücksichtigt, dass der Landwirt das Versehen meldete und sich an der Minimierung der Gärreste beteiligte. Außerdem hatten beide Seiten auch Glück. Denn das abgelagerte Material bestand aus festen Teilen. Wären die Gärreste flüssig gewesen, wie das normalerweise ist, wären sie rasch im Boden versickert.

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