Germering:Neues Zuhause für Flüchtlinge

Asyl-Unterkunft Germering

Bis zu 150 Asylsuchende können in dem Haus an der Industriestraße in Germering untergebracht werden.

(Foto: Günther Reger)

In ein Gebäude an der Industriestraße in Germering ziehen im August Frauen und werdende Mütter ein

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Wer gedacht hatte, dass angesichts der aktuellen Ereignisse eine neue Unterkunft für Flüchtlinge in Germering kritisch gesehen wird, sah sich am Donnerstag getäuscht. Unter den 60 Besuchern in der Germeringer Stadthalle, die bei der Informationsveranstaltung der Stadt dem Germeringer Oberbürgermeister Andreas Haas und Landrat Thomas Karmasin (beide CSU) zuhörten, war niemand, der gegen die neue Unterkunft für 150 Asylbewerber in der Industriestraße Widerspruch erhob. Das Brucker Landratsamt hat das Gebäude für zehn Jahre angemietet, um teilweise stark belegte Flüchtlingsunterkünfte im Landkreis zu "entdichten", wie es Monika Grzesik, Asylberaterin der Caritas, formulierte.

Die Anmietung des Gebäudes durch das Landratsamt erfolgte noch zu Zeiten, als viel mehr Flüchtlinge nach Deutschland kamen, als es heute der Fall ist. "Die Unterkunft ist ein Flaggschiff", schwärmte Andreas Buchner, der Asyl-Koordinator im Landratsamt. Das Haus habe vier Stockwerke und biete Platz für einen Unterrichtsraum, ein Zimmer für die am Ort betreuende Mitarbeiterin der Caritas und für eine Hebamme. Von 8. August an ziehen dort zunächst 30 Personen ein. "Das werden Frauen und werdende Mütter sein", kündigte Buchner an. Es handele sich um Asylbewerberinnen aus Syrien, Eritrea und dem Irak, die bereits im Landkreis wohnten. Wenn das Haus vollständig belegt sein wird, werden dort jeweils ein Drittel Frauen, Männer und Familien wohnen, erläuterte Buchner. "Diese Mischung hat sich bewährt." Auch auf Sicherheit wird geschaut. "Die Polizei bekommt einen Schlüssel und wird ein waches Auge darauf haben wer da reinkommt", so Buchner.

Karmasin hatte zuvor erklärt, dass die Notunterkünfte, zum Beispiel in Turnhallen aufgelöst worden seien, aber die neue Unterkunft in Germering noch gebraucht werde. "Das war schon längst geplant", sagte Karmasin, der von 3300 im Landkreis lebenden Flüchtlingen sprach und als Credo formulierte: "Auch die Behörde meint es wirklich gut mit den Flüchtlingen." Die ursprüngliche Idee, am Aubinger Weg eine Containeranlage oder eine Traglufthalle für 200 Personen zu errichten, war verworfen worden. Mit den zusätzlichen 150 Flüchtlingen erfüllt Germering die vom Landkreis zugedachte Unterbringungsquote zwar noch nicht ganz, aber mit dann 420 Asylbewerbern ist die Große Kreisstadt dicht dran.

200 Flüchtlinge leben im ehemaligen Don-Bosco-Caritas-Seniorenzentrum in der Parkstraße und 70 in den drei Baracken am Starnberger Weg, wie Haas der Versammlung aufschlüsselte. Der Vertrag der Caritas mit der Regierung von Oberbayern über die Belegung von Don Bosco laufe vorerst nur bis April 2017, sagte Haas. Die Unterkunft am Starnberger Weg in unmittelbarer Nachbarschaft des Golfplatzes war vor dem Anschwellen der Flüchtlingszahlen viele Jahre die einzige Unterkunft für Asylbewerber im Landkreis gewesen.

Die Betreuung des Hauses in der Industriestraße wird neben der Caritas der ehrenamtliche Helferkreis übernehmen, der bereits den Flüchtlingen in der Max-Born-Sporthalle zur Seite stand. "Die Arbeit ist viel, macht aber auch Spaß", berichtete Christine Friebe vom Helferkreis. Sie widersprach aber auch der zuvor geäußerten Auffassung von Haas, aus der man hätte entnehmen können, dass die Ehrenamtlichen die Arbeit machen und die Stadt sie dabei unterstützt. "Das muss genau andersherum sein", erwiderte Friebe. Germering wird laut Haas im Herbst eine neue Stelle für einen Ansprechpartner der Helferkreise schaffen. Die Stadt hält auch für Flüchtlingskinder, die im Krippen- und Kindergartenalter sind, 15 bis 20 Plätze bereit, wie Sozialamtsleiter Martin Rattenberger mitteilte. Gabriele Kraußer vom Schulamt Fürstenfeldbruck konnte berichten, dass die Schulpflicht für Flüchtlingskinder nach einem Aufenthalt von drei Monaten greife. Kraußer: "Die Kinder werden dann zu hundert Prozent in der Grund- und Mittelschule nicht nur in Übergangsklassen beschult.

Gegen Ende der Veranstaltung gab es dann doch noch eine kritische Stimme aus dem Plenum. "Wir haben resigniert", begann eine ältere Germeringerin, die ganz in der Nähe der Don-Bosco-Unterkunft wohnt, ihren Redebeitrag. Die Telefongespräche der Bewohner würden dort nach wie vor auf dem Balkon lautstark geführt, was ihren Hund dann veranlasse, laut zu bellen. "Es ist dort nicht so lebenswert, wie es mal war", erklärte die Anwohnerin. Ihr Ehemann ergänzte, dass er nicht verstehe, dass Kinder dort bei deren Vorgeschichte mit Kriegsspielzeug herumtollen. "Ich finde das auch schrecklich", erwiderte Martina Teske vom Helferkreis. "Die meisten Familien lehnen das ab." Bei den Familien, die ihren Kindern Plastikgewehre kauften, finde sie jedoch kein Gehör.

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