Germering:Neubau spaltet Grüne

Germering: Im Park soll ein Mehrgenerationenhaus errichtet werden. Die Germeringer Grünen sind zwar dafür, hadern aber mit dem Verlust von Grünflächen.

Im Park soll ein Mehrgenerationenhaus errichtet werden. Die Germeringer Grünen sind zwar dafür, hadern aber mit dem Verlust von Grünflächen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Auf der Ortsversammlung der Partei wird Unmut laut über die Zustimmung der Stadtratsfraktion zu einem Mehrgenerationenhaus, das dem Pappel-Park ein Drittel der Grünfläche kosten würde

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Da kamen die Grünen dann doch ins Grübeln: Grünfläche erhalten oder ein Mehrgenerationenhaus dort bauen? Walter Hausenblas hatte Informationszettel der Bürgerinitiative Park (BIP) dabei und an die zwölf anwesenden Mitglieder der Grünen verteilt, die zur Ortsversammlung gekommen waren. Nachdem Hausenblas die Position der Bürgerinitiative gegen die Bebauung des Parks mit einem Mehrgenerationenhaus vorgetragen hatte, entwickelte sich eine Debatte, die die Zustimmung der Stadtratsfraktion zu diesem Projekt eher kritisch betrachtete.

"Öffentliches Grün darf nicht als Verfügungsmasse für kommerzielle Belange zweckentfremdet werden", argumentierte Hausenblas. Das Areal an der Krieger-, Frieden- und Pappelstraße gehöre noch zu den wenigen Grünflächen in Unterpfaffenhofen mit Kinderspielplatz und Sitzgelegenheiten. "Für die Naherholung der Bevölkerung muss das unbedingt erhalten bleiben", so der Sprecher der BIP. "Das ist der einzige Park in Unterpfaffenhofen, in dem Bolzen und Spielen möglich ist." Zudem würde ein "wunderbar gepflegter Baumbestand" zum Teil geopfert werden. Hausenblas sicher: "Das ist ein Mehrgenerationenpark, der um ein Drittel vermindert wird."

1750 Quadratmeter sind für das Mehrgenerationenhaus vorgesehen. "36 Prozent des Parks zugunsten der Patrizier AG", argumentierte Hausenblas. Die private Wohnungsbau- und Immobiliengesellschaft würde am Pappelpark als Investor fungieren. Sie besitzt bereits hunderte Wohneinheiten in Neugermering, die als Eigentumswohnungen verkauft werden. Um das Gebäude mit 25 bis 30 Wohneinheiten zu errichten, müssten auch acht bestehende Garagen abgerissen werden, die erst vor zehn erneuert worden wären, informierte Hausenblas die Versammlung der Grünen.

Agnes Dürr, Sprecherin der Grünen im Stadtrat, hatte zuvor das Mehrgenerationenhaus als "wichtiges soziales Projekt" bezeichnet und die Zustimmung der Grünen im Stadtrat verteidigt. Es solle das Miteinander der Generationen dort aktiv gestaltet werden. Geplant ist, dass dort jeweils ein Drittel junge Familien, Mittelalter und Senioren gemeinsam leben sollen. Hausenblas überzeugte das nicht. Er weiß den Bund Naturschutz und den Umweltbeirat auf seiner Seite. Nachdenklich machte die Grünen auch das Argument des BIP-Sprechers, dass die Geschossflächenzahl von 0,45 auf 1,0 steigen und ein dreigeschossiges Gebäude entstehe, das Auswirkungen auf die Umgebung haben werde. Dort könnte zukünftig auch höher gebaut werden und eine Nachverdichtung entstehen, so Gunter Keil. "Diese Wohnanlagen funktionieren woanders nicht so gut", warf Alfred Lödler ein. Zudem sei der Investor ein profitorientiertes Unternehmen, wie in Neugermering zu beobachten sei.

"Ich bin hin- und hergerissen", formulierte Ortsvorsitzender Ralph Rückerl sein Unbehagen. "Man braucht Parks, die funktionieren, aber auch Wohnprojekte." Stadtrat Hadi Roidl deutete einen Meinungswandel der Fraktion an. "Es ist gut für die Stadträte, dass sie wissen, woran sie sind." Gisela Trinkwitz, die Kassiererin, hielt mit ihrem Unmut über die Haltung der Fraktion nicht zurück. "Ich verstehe die überhaupt nicht. Die geht so weit weg von ihren Umweltpositionen." Trinkwitz forderte: "Wir dürfen keine Grünfläche mehr opfern - egal wofür." Sie bezweifelte auch, dass Germering so ein Haus brauche. "Wie schaut die Bewohnermischung dort in zehn Jahren aus?" Agnes Dürr befürwortete trotzdem "diese Form des Zusammenlebens", zeigte sich jedoch bereit den Standort Pappelpark zu prüfen. Es müsse sich sowieso erst herausstellen, ob die geplante Drittelmischung zustande komme: "Das Drittel Alte sind sicher, aber die Jungen fehlen."

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