Germering:Mörderische Erben

Martinsbühne Germering

Mördersuche: Einer der Erben hat die Tante getötet.

(Foto: Günther Reger)

Martinsbühne bietet mit Komödie beste Unterhaltung

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Das Phänomen ist bekannt: Kaum hat irgendwo jemand das Zeitliche gesegnet und eine Erbengemeinschaft entsteht, scheint sich ein böser Dämon einzufinden, der alle gegeneinander aufbringt. Häufig sind sich die Familienmitglieder auch schon zuvor nicht grün. So ist es auch in der Kriminalkomödie "Erben ist nicht leicht" von Walter G. Pfaus. Er nimmt auf witzige Weise den wohlbekannten Familienwahnsinn aufs Korn, der sich im Erbfall tumultartig steigern kann. Dank der Regie von Oliver Kübrich setzen die neun Schauspieler der Germeringer Martinsbühne das Stück bei der Premiere im mit 150 Besuchern vollbesetzten katholischen Pfarrsaal prächtig in Szene. So präsentiert sich das Ensemble weit über dem Niveau eines durchschnittlichen Laientheaters.

Keine Stichelei lassen die lieben Verwandten aus. Die bigotte Afra Hörnle (Irene Thebing) liegt sich ständig mit dem geschäftstüchtigen Dienstmädchen Petra Himmel (Michaela Wachholz) in den Haaren. Da ist die ewig futternde Dickmadam Inge (Ulrike Stengel). "Kann ich was zu Essen haben?", ist ihre ständige Frage und das Dienstmädchen serviert prompt einen Hühnerschlegel. Paul Wenzel (Matthias Mayer) nennt seine verfressene Ehefrau Inge "Marzipanschweinchen" und macht sie ständig runter. Dies wiederum ruft ihren Bruder Hubert Huber (Franz Unterreitmeier) zu den schönsten Schwager-Fehden auf den Plan. Auch die Großnichte Sonja von Hagen (Katja-Lisa Engel) und "Luftikus" Harald Musch (Matthias Handel) sind gekommen, als die Erblasserin wieder einmal die Verwandtschaft zusammenruft, weil sie gedenkt zu sterben. Meistens macht die reiche Tante sich einen Spaß daraus und alle müssen unverrichteter Dinge wieder abziehen. Doch diesmal stirbt die 87-Jährige tatsächlich, aber sie stirbt nicht eines natürlichen Todes und Kommissar Blum (Alois Emslander) ermittelt. Einer der Verwandten muss der Täter sein.

Witzige Idee: Alle Verwandten fallen - hinter dem Vorhang - hörbar handgreiflich übereinander her und zeigen sich nach der Pause lädiert auf der Bühne. Hier wird das Phänomen "Erben" natürlich überspitzt dargestellt, jede Gemeinheit wird ausgesprochen, aber auf so witzige Weise, dass das Publikum aus dem Lachen kaum herauskommt. Und die tote Tante? Scheint eine Eiserne Lady zu sein, denn eben deren Porträt hängt an der Wand der guten Stube - bald mit einem Trauerflor. Lina von Haagen kennt ihre liebe Familie so gut, dass sie jede Erbschleicherei nicht nur exakt vorausahnt, sondern ihr auch gezielt mit maßgeschneiderten Bedingungen und Aufgaben im Testament zuvorkommt. So ist die Testamentseröffnung nicht nur ein Schock, sondern gerät zur posthumen Erziehung der geldgierigen Angehörigen.

Wunderbar, wie der Regisseur die Spannung vor und bei der Verlesung des Testaments der verstorbenen wohlhabenden Tante aufbaut. Dazu passt auch die wunderbar dominant wirkende Testamentsverleserin und Notarin Laura Hoppe (Patricia Schimmelpfennig). Alle Akteure haben ihre Rollen verinnerlicht, nur so kann gutes Theater funktionieren. Sehr amüsant Matthias Mayer als ewig grantelnder Paul Wenzel. Das Ensemble zeigt sich in durchweg großen und textreichen Rollen textsicher und fast immer sehr gut verständlich. Gestik und Mimik sind sauber erarbeitet. Ein hübsches Bühnenbild und passende Kostüme (Nina Schimmelmann) - das Roßstall-Theater half kollegial mit Leihgaben - runden die gelungene Aufführung ab. Zum Schluss kam das komplette Theater- und Küchenteam auf die Bühne und wurde mit berechtigtem heftigen Applaus bedacht.

Weitere Aufführungen sind am 24., 25. November sowie 1. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr; Karten unter Telefon 089/849294.

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