Germering:Mit Häppchen gegen das Postfaktische

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Blumen für "unsere Frau in Berlin": CSU-Ortschef Oliver Simon dankt Gerda Hasselfeldt (links daneben im schwarzen Kleid: Referentin Ursula Münch). (Foto: Günther Reger)

Ursula Münch wirbt beim Neujahrsempfang der CSU Germering für standhafte Politik und die repräsentative Demokratie

Von Stefan Salger, Germering

So wie der Rest der Republik, blickt auch die Germeringer CSU mit einem flauen Gefühl in der Magengegend voraus auf das Jahr, das gerade begonnen hat. Eine Stimmungslage, die Ursula Münch mit einer Bestandsaufnahme zunächst in Worte kleiden soll. Von der Leiterin der politischen Akademie Tutzing, die zudem Professorin für Innenpolitik und Vergleichende Regierungslehre ist, erhoffen sich die Christsozialen am Sonntag beim Neujahrsempfang aber vor allem so etwas wie einen roten Faden, an dem man sich orientieren kann. Bevor zu Sekt und Häppchen übergegangen wird, soll sie vor allem sagen, wie sich die Herausforderungen bewältigen lassen.

Wenn das doch so einfach wäre in diesen Zeiten, in denen die Gesellschaft für Deutsche Sprache "postfaktisch" zum Wort des Jahres gekürt hat und Brexit auch das Zeug dazu gehabt hätte. In einer Zeit, in der der Terrorismus in Deutschland angekommen ist und Trump im Weißen Haus, in der die Kombination aus Politikverdrossenheit und Marktschreierei via Twitter, Facebook und Co. Gruppierungen an den Rändern der Parteienlandschaft gedeihen lässt, die auf einfache Botschaften setzen und damit offenbar durchkommen. Bei allen Unwägbarkeiten ist CSU-Ortsvorsitzender Oliver Simon augenscheinlich froh, so viele bekannte Gesichter um sich herum zu sehen und einen seit 70 Jahren bestehenden Ortsverband hinter sich zu wissen. Während draußen auf dem Balkon des Roßstalltheaters ein paar Feuerwehrmänner noch mit dem Weißbier in der Hand Schneeflocken zählen, begrüßt Simon fast alles, was Rang und Namen hat und Beständigkeit suggeriert: Gerda Hasselfeldt ist ebenso gekommen wie Landtagsvize Reinhold Bocklet, der stellvertretende CSU-Kreisvorsitzende Dieter Rubenbauer, Bundestags-Direktkandidat Michael Kießling, die Ehrenvorsitzende Evelyn Richter, aber auch Volksbankchef Walter Müller, Wirtschaftsverbandschef Jürgen Biffar, Cewe-Color-Chef Stephan Reinhold und Vertreter anderer Parteien wie Dritter Bürgermeister Helmut Ankenbrand von der SPD. Für Simon ist der 31. Neujahrsempfang eine Premiere. Zwischen roten Vorhängen und vor CSU-Plakaten gibt er sich über dem schwarzen Pult mit der Aufschrift "Theater im Roßstall" optimistisch. Von der "kippenden Stimmung", die die sozialen Medien da unreflektiert vermeldeten, will er sich nicht unterkriegen lassen. Seine Botschaft: Nur nicht bange machen lassen und trotzdem die Sorgen der Menschen ernst nehmen.

Da will Ursula Münch nicht widersprechen. Leicht verklausuliert deutet sie freilich an, dass auch die CSU als Volkspartei ihren Kurs nachjustieren muss, um Terroristen oder politischen Vereinfachern nicht in die Karten zu spielen. Sie warnt davor, Freiheit gegen Sicherheit auszuspielen, sie warnt davor, alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen, sie warnt generell vor "Freund-Feind-Kategorien". Und sie warnt auch vor den Verlockungen der direkten Demokratie, für die Horst Seehofer wiederholt geworben hat. Niemand solle auf diese Weise seine Verantwortung abgeben, so Münch, die sich zur repräsentativen Demokratie bekennt. Sie ermuntert dazu, um die Nichtwähler und Protestwähler zu kämpfen und nicht einer lauten Minderheit das Feld zu überlassen. Wenn dann auch noch die Beteiligung an einer Wahl - wie jener im Herbst - als Bürgerpflicht wahrgenommen wird, dann, ja dann könnte sich 2017 doch so einiges wieder zum Guten wenden.

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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