Chorleiter im Interview:"Manchmal ist es natürlich mühsam"

Thomas Scherbel

Thomas Scherbel arbeitet seit seinem Studium als Musiker in der Kirche Sankt Cäcilia in Germering.

(Foto: Günther Reger)

Obwohl die Mitglieder des Vereins "Musica Sacra Sankt Cäcilia" alle Laien sind, schreckt Leiter Thomas Scherbel nicht vor den großen Werken der geistlichen Musik zurück. Nun feiern die Sänger das 25-jähriges Bestehen mit zwei Konzerten

interview Von Florian J. Haamann, Germering

Die Werke, die Thomas Scherbel für seinen Verein Musica Sacra Sankt Cäcilia aussucht, können gar nicht groß genug sein: Bachs Weihnachtsoratorium, Händels Messias, Mozarts Requiem. Und natürlich braucht es ein ähnliches Kaliber, um das 25-jährige Bestehen des Vereins zu feiern. An diesem Samstag, 17. Oktober, steht ein Symphoniekonzert unter dem Motto "Mozart - Freunde und Weggefährten" an, bevor am kommenden Wochenende, zum Abschluss der Festwoche Haydns Schöpfung auf dem Programm steht. Scherbel, Jahrgang 1976, leitet den Chor seit 15 Jahren. Im Interview spricht er über Strahlkraft, die enorme Arbeitsbelastung und große Emotionen.

SZ: Herr Scherbel, welche Ziele hatten Sie, als Sie den Verein damals vor 15 Jahren übernommen haben?

Thomas Scherbel: Ich habe hier als junger Student im vierten Semester auf einer nebenamtlichen Stelle angefangen, ich wollte eigentlich nur ein bisschen Geld verdienen und hatte keine großen Ziele. Außerdem haben wir hier eine tolle Orgel, das war für Übungszwecke ganz wichtig für mich. Dass sich das musikalisch alles so großartig entwickelt hat, war für mich absolut überraschend. Aus einem kleinen Chor mit 20 Mitgliedern ist mittlerweile ein Ensemble mit über 70 Sängern geworden, der Verein selbst hat 130 Mitglieder.

Wie erklären Sie sich, dass gerade Ihr Verein so einen großen Zulauf hat?

Grundsätzlich ist die Lage am Münchner Stadtrand sehr praktisch, unsere Mitglieder kommen aber bis aus dem Fünf-Seen-Land. Und ich denke, wenn der Funke einmal übergesprungen ist, wenn die Leute mitbekommen, dass hier musikalisch gut gearbeitet wird und sie große Werke aufführen können, dann hat das eine Strahlkraft, die die Menschen anzieht. Der Nachteil ist allerdings, dass ich einen großen Teil meiner Arbeit ehrenamtlich machen muss, weil es eben keine Vollzeitstelle ist.

Wie viel Zeit investieren Sie denn zusätzlich?

Das ist natürlich unterschiedlich, aber momentan sind es manchmal 15 bis 20 Stunden pro Woche. Das summiert sich über die Jahre.

Wie oft proben Sie denn mit dem Chor?

Der Chor hat wie andere Ensembles auch, nur einmal pro Woche eine zweistündige Probe. Aber die Vorbereitungen und die Organisation der Orchester sind natürlich immens. Ich habe eine Liste mit Münchner Profimusikern, von den Symphonikern, dem Gärtnerplatz, der Philharmonie und mit Freiberuflichen. Wenn ich ein Orchester brauche, muss ich jeden einzeln anrufen. Wenn ich, wie jetzt bei der Schöpfung, ein Symphonieorchester zusammen trommeln muss, kann das Wochen dauern.

Wie studiert man diese großen Werke der geistlichen Musik mit einem Laienchor ein?

Manchmal ist es natürlich mühsam, wir brauchen oft ein großes Durchhaltevermögen. Glücklicherweise haben wir aber viele Mitglieder, die das alles schon öfter aufgeführt haben und die eine große Liebe für diese Musik haben. Und ich muss sagen, dass unser Chor ein Ensemble ist, das sehr schnell lernt. Das habe ich von Kollegen schon anders gehört. Es ist immer wieder überraschend, was Menschen durch Motivation leisten können, auch in diesem Sektor.

Wie fühlen Sie sich persönlich nach so einem großen Konzert?

Wenn man das alles selbst organisiert hat, vom ersten Kopieren der Noten bis zu dem Moment, in dem die Kirche voll ist, dann ist das Emotional schon sehr berührend und es gibt einem sehr viel. Es ist auch eine Selbstbestätigung, für die ich sehr dankbar bin.

Was macht den Verein Musica Sacra Sankt Cäcilia für Sie besonders?

Zum einen natürlich die Menschen, es gibt ganz viele Freundschaften, die sich über die Jahre entwickelt haben. Zum anderen die Möglichkeit, mich künstlerisch ausleben zu können. Dadurch kann ich mein Hobby zum Beruf machen.

25 Jahre Musica Sacra Sankt Cäcilia. Symphoniekonzert "Mozart - Freunde und Weggefährten", Samstag, 17. Oktober, 19 Uhr, und Haydens Schöpfung, Sonntag, 25. Oktober, 19 Uhr, in der Kirche Sankt Cäcilia in Germering.

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