Germering:Maibaumklau im Chiemgau

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Beweisfoto: Die Akteure von den Unterpfaffenhofener Burschen mit ihrer Beute vor einem Straßenschild nahe Reit im Winkel. (Foto: oh)

Die Burschen aus Unterpfaffenhofen schlagen in Reit im Winkl zu. Alleine für den 130 Kilometer langen Hinweg sind sie drei Stunden unterwegs gewesen.

Von Sebastian Mayr, Germering

Schon zwei Mal waren Germerings Burschen heuer beim Maibaumklau erfolgreich. Allerdings waren dabei zwei Vereine auf Raubtour. Dabei ist der zweite der beiden erbeuteten Maibäume nie in Germering angekommen. Das war aber auch nicht nötig und wäre wegen der Entfernung ohnehin schwer machbar gewesen. Alleine für den 130 Kilometer langen Hinweg nach Reit im Winkl waren die Unterpfaffenhofener Burschen drei Stunden unterwegs gewesen. Deswegen begnügten sie sich in der Nacht auf Montag damit, das weiß-blau bemalte Stangerl aus den Reiter Flurgrenzen herauszubewegen. Hat ein Maibaum seinen Heimatort verlassen, dann war der Diebstahl erfolgreich. So sagt es das Brauchtum. Von außerhalb des Orts telefonierten die Unterpfaffenhofener Burschen nach innerhalb. Die Organisatoren aus Reit kamen sofort und handelten noch an Ort und Stelle die Auslöse aus.

Für die Burschen aus Germering um ihren Vorsitzenden Stephan Killer geht es nun am Freitag schon wieder ins Chiemgau. Dort werden sie beim Maibaumaufstellen in Reit im Winkl kostenlos mit Essen und Getränken versorgt. So sieht es die Abmachung vor, die nachts vor der Grenze des Luftkurorts getroffen wurde.

Vorangegangen war ein spontaner Diebeszug, der die Mitglieder der Burschenschaft zu einem Maibaum ins Chiemgau geführt hatte. Denn anders als manche Vereine spähen die Unterpfaffenhofener nicht systematisch nach schlecht oder gar nicht bewachten Maibäumen. Das Exemplar in Reit hatte einer der Burschen zufällig aufgespürt. Auf dem Rückweg von Verwandten war er am Sonntagnachmittag an einem Sägewerk vorbeigekommen und hatte dort einen Maibaum gesehen. Der war bereits fertig vorbereitet für das Aufstellen am 1. Mai, und noch dazu unbeaufsichtigt.

Die Burschen schickten vier Späher mit einem Auto los, die sich erst einmal umsehen und klären sollten, ob der Baum da wirklich ganz alleine lag. Als die Bestätigung kam, machten sie sich daran, Helfer für die nächtliche Fahrt nach Reit im Winkl zu finden. Das sei gar nicht so einfach gewesen, berichtet Stephan Killer. Schließlich war es die Nacht von Sonntag auf Montag. Die Arbeitswoche wartete und die Entfernung ließ eine kurze Nacht vermuten. Die wurde es auch. Gegen 22 Uhr machten sich die Maibaumdiebe auf den Weg, gegen 5.30 Uhr kamen sie wieder zurück. Killer, der in Augsburg Geografie studiert und momentan als Handwerker arbeitet, ging gar nicht mehr ins Bett sondern einfach direkt in die Arbeit. Seine Laune, so Killer sei trotzdem bestens gewesen: "Der Erfolg hat meine Müdigkeit überprägt."

Um ein Uhr nachts waren die 28 Unterpfaffenhofener beim Maibaum angekommen. Das letzte Stück des Wegs hatten sie ihren Anhänger von Hand gezogen, um Geräusche zu vermeiden. In einem Nachbarhaus brannte noch Licht, die Burschen warteten noch ab. Erst, als alles sicher schien, machten sie sich an dem Maibaum zu schaffen. Knapp 32 Meter ist das Diebesgut lang und zwischen drei und dreieinhalb Tonnen schwer. Das haben die Burschen inzwischen von den Veranstaltern aus Reit erfahren. In der Nacht hatten sie es sogar noch etwas länger eingeschätzt. Das Gewicht indes war so hoch, dass der Diebstahl fast daran gescheitert wäre. "Wir waren gerade so genug Leute", berichtet Killer. "Aber es hat sich rentiert."

Der Baum aus Reit im Winkl ist nicht das erste traditionelle Diebesgut, das Germeringer in diesem Jahr erbeutet haben. Schon am Osterwochenende hatte mit der Burschenschaft Germering die lokale Konkurrenz zugeschlagen und den Maibaum aus Westkreuz entführt. Der war zwar eigentlich schon einmal aufgestellt und nur zum Schutz vor dem Sturmtief "Niklas" wieder horizontal gelagert gewesen. Deshalb wäre ein Diebstahl eigentlich nicht erlaubt gewesen. Doch weil die Germeringer das nicht gewusst hatten, konnte man sich dennoch auf eine Auslöse aus Brotzeit und Bier einigen.

© SZ vom 29.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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