Germering:Kunstraum Germering

Die größte Stadt im Landkreis hat eine ganze Menge Brunnen, Skulpturen und Wandbemalungen zu bieten. Stadtführerin Eleonore Merk hat die künstlerischen Arbeiten dokumentiert, die an Plätzen und auf Privatgrundstücken zu sehen sind

Von Linda Zahlhaas, Germering

Spaziert man durch Germering, ist es nicht unbedingt die Kunst, die das Stadtbild prägt. Dennoch gibt es in Germering Kunst zu entdecken. Eleonore Merk hat sich auf die Suche nach dieser Kunst gemacht und wurde fündig: Knapp 100 Kunstwerke im öffentlichen Raum hat sie entdeckt und in einer Kunstbestandsaufnahme des Jahres 2016 erstmals zusammengeschrieben. Unter dem Titel "Umsonst und draußen" zeigte Merk ihre Funde in einem Vortrag der Volkshochschule im Franz-Defregger-Saal der Germeringer Stadthalle. Merks Ziel ist es, "das Interesse der Germeringer für ihre Kunst zu wecken". Dazu gehören Arbeiten von bekannten Künstlern, deren Namen vielen Germeringern geläufig sind, Werke von unbekannten Künstlern und einige Überraschungsfunde.

Europa auf Stier

Kunstwerke im öffentlichen Raum machen den Alltag bunter, so das Mosaik von Joseph Dering.

(Foto: Günther Reger)

Die Kunst begleitet die 72- jährige Merk schon ihr ganzes Leben: "Ich gehe seit Jahrzehnten öfters in der Woche in Kunst-Ausstellungen. So wie andere Musik hören, ist es bei mir die Kunst, die mich immer begleitete", erzählt sie begeistert. Seit zwanzig Jahren lebt sie in Germering. Früher führte Merk Touristen als Stadtführerin durch München und zeigte ihnen dort die Kunst im öffentlichen Raum. Vor zwei Jahren hat sie begonnen, Kunstwerke oder kunsthandwerkliche Arbeiten, die ihr auf ihren Radtouren durch Germering auffielen, zu fotografieren.

Metallplastik C. Wagner

Metallplastik von Constanze Wagner.

(Foto: Günther Reger)

"Es ist schon mühselig und man muss gerne in Germering rumradeln", sagt sie. Seien es Brunnen, Wandbemalungen, Mosaike, Plastiken oder Skulpturen, all das hat sie in ihre Liste des Germeringer Kunstbestandes aufgenommen. Angetrieben vom Reiz, Neues zu ergründen, und auf der Suche, die Geschichten hinter den Werken herauszufinden. Das sei oft eine Herausforderung gewesen, erzählt sie: "Denn viele Künstler sind schon lange tot, und die Nachfahren kennen die Entstehungsgeschichte nicht mehr." Bei Kunstwerken, wie den zusammenhängend konzipierten Leuchtschriften des Florentiner Künstlers Maurizio Nannucci, die den Germeringern seit dem Jahr 1993 auf dem Dach der Stadthalle in fünf Sprachen Denkanstöße wie: "Am Anfang war die Tat", geben, stellte sich die Recherche als einfach heraus. Der italienische Konzept- und Lichtkünstler, der überwiegend Neoninstallationen im öffentlichen Raum konzipierte, war 1977 auf der Documenta 6 in Kassel vertreten.

Schriftzug Stadthalle

Eher zum Nachdenken regt der Schriftzug auf der Stadthalle an.

(Foto: Günther Reger)

Oder die zahlreichen Werke der Germeringer Künstlerin Constanze Wagner. Zum Beispiel steht ihre Installation eines Wasserspiels aus Stahl und Aluminium im Foyer des Rathauses. Der bis zu seinem Tod in Eichenau lebende Maler und Grafiker Joseph Dering ist in der Bestandsaufnahme mit sieben Arbeiten vertreten. Im Durchgang von der Maximilianstraße kommend befindet sich sein Größtes: ein buntes Mosaik mit dem Titel: "Europa auf dem Stier und drei Nymphen", nahe der Wittelsbacherstraße 12. Durch ein Inventarblatt aus dem Archiv der Mayer'schen Hofkunstanstalt stieß Merk eher zufällig auf das knapp sieben Meter lange und vier Meter breite Mosaik an der Wand des Hausdurchganges. Ob den Besitzern der vielen abgestellten Fahrräder und Roller vor dem Mosaik bewusst ist, dass es sich hier um einen echten Dering handelt?

"Germering bestand vor 50 Jahren noch aus zwei Dörfern. Dafür haben wir schon einiges an Kunst", stellt Merk fest. "Wenn wir uns aber zum Beispiel mit Dachau vergleichen. So viel Kunst haben wir natürlich nicht." Dennoch, viele vorhandene Werke verweisen bis heute auf Germerings Geschichte. Die Büste Joseph von Eichendorffs am Eichendorffplatz, geschaffen vom Bildhauer Robert Bednorz aus Oberschlesien, wurde 1957 zum 100. Todestag des Schriftstellers aufgestellt. "Für die Sudetendeutschen, die in Germering lebten, war es wichtig, einen Bezugspunkt zu einem Dichter aus ihrer Heimat in ihrem neuen Wohnort zu haben", erklärt Merk.

Ein wirklicher Überraschungsfund war die schwungvolle Bronzeplastik, von Merk mit "Energie" betitelt, der Bildhauerin Ulla Scholl im Bärenweg. Erst nachdem die Büsche rund um die Figur entfernt wurden, konnte Merk dem Bronze-Sockel mit der Schrift "Ulla Scholl 1970" erkennen. Scholl, die im Jahre 2011 in Dachau starb, gehörte zu einer Bildhauer-Dynastie, die sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen lässt und auch überregional durch ihre bildhauerischen Werke im öffentlichen Raum bekannt wurde. "Manche der Kunstwerke werden in den nächsten Jahren verschwinden und es werden andere dazukommen", erklärt Merk. Es tut sich also immer etwas, auch in Germering.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: