Germering:Kinder als Stadtbaumeister

Germering: Zur Stadt der Kinder gehört auch ein blaues Hochhaus mit Parkplatz auf dem Dach.

Zur Stadt der Kinder gehört auch ein blaues Hochhaus mit Parkplatz auf dem Dach.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In einem Ferienkurs gestalten 38 Buben und Mädchen mit Legosteinen Wohnhäuser, Straßen und ein Piratenschiff

Von Jana Erthel, Germering

Geschäftig wird in Kisten nach dem richtigen Bauteil gesucht, konzentriert ein Plastiksteinchen mit dem anderen verbunden. Die Faszination Lego besteht offensichtlich auch in der jüngeren Generation. Dieser Eindruck wird zumindest vermittelt, wenn man den 38 begeisterten Kindern im Gemeinschaftsaal der Freien Evangelischen Gemeinde beim spielerischen Zusammensetzen der Bausteine zusieht. Seit etwa sieben Jahren läuft das Projekt im Rahmen des Ferienprogramms der Stadt, das Kinder im Alter von sieben bis elf Jahren zum gemeinsamen Bau einer Legostadt einlädt.

Nach einem Tag des Tüftelns und Bauens beginnt sich die notdürftig von Bierbänken gehaltene Platte, auf der die Stadt entstehen soll, zu füllen. Straßen, Flugbahnen, sowie Parkanlagen und Gewässer existieren bereits, es liegt an den Kindern, die leeren Flächen mit notwendigen Institutionen zu füllen. Erkennbar sind am Donnerstagmorgen bereits ein Gefängnis, ein Leuchtturm in der Hafenregion und bunte Wohnhäuser. Der zehnjährige Paul ist gerade im Begriff, ein, wie er sagt, "modernes Piratenschiff" zu bauen. Weiße Fahnen mit schwarzen Totenköpfen zieren die Masten, am Bug habe er Geschosse montiert, die durch Schilder vor äußeren Einflüssen geschützt werden sollen. Stolz platziert er sein Schiff auf einer in leuchtendem Blau markierten Fläche der Platte. Er schätze die große Auswahl an Bausteinen und Sonderteilen. Um den Kindern diese Auswahl ermöglichen zu können, habe die Gemeinde vor anderthalb Jahren zur Spende von gebrauchten Legoartikeln aufgerufen, erklärt Pastor Thomas Scheitacker.

Paul zählt zu den 36 Buben, die das Freizeitangebot nutzen, lediglich zwei Mädchen haben sich für die Sommerferien angemeldet. Das Angebot sei sehr beliebt und immer ausgebucht, sagt der Pastor. Trotz der anhaltenden Begeisterung habe Scheitacker aber bemerkt, dass die Fähigkeit des filigranen Gestaltens und Konstruierens mit Legosteinen im Laufe der Jahre abnahm. Das könne damit zusammenhängen, dass sich die jüngere Generation in ihrer Freizeit zunehmend mit anderen Dingen als Lego beschäftige. Des weiteren gebe es heutzutage auch viel mehr Bauanleitungen als früher. Man benutze in der Gemeinde überwiegend lose Bauteile, um die Kreativität der Kinder zu fördern. Es gebe zwar Bauanleitungen zur Hilfestellung, die Kinder hätten bisher aber nicht darauf zurückgegriffen. Scheitacker und die anderen betreuenden Mitglieder der Gemeinde versuchen, die Buben und Mädchen in ihrem eigenständigen Handeln zu bekräftigen und ihnen nur bei Bedarf Anregungen zu der Gestaltung zu geben.

Das Ergebnis des dreitägigen Schaffens der Kinder falle in jedem Jahr sehr unterschiedlich aus, sagt Scheitacker. Diese vielfältige Herangehensweise erklärt sich der Pastor durch Gruppendynamik. Heißt: Wenn der Tischnachbar ein beeindruckend großes Hochhaus baut, versuche man ihm nachzueifern. In diesem Jahr gehe der Trend zu einem detailreichen Gestalten der Gebäude. Die Kinder seien besonders bemüht, auch die Innenräume der Häuser zu gestalten. Beim Familiengottesdienst zum Abschluss der Legotage am Sonntag, 20. August, wird dann die fertige Stadt vorgestellt.

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