Germering:Humorvoller Blick aufs Ende

Germering: Fürs Altöl gibt es Standards: "Humor im Speisesaal" nennt Thomas Plaßmann diese Zeichnung.

Fürs Altöl gibt es Standards: "Humor im Speisesaal" nennt Thomas Plaßmann diese Zeichnung.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Hospizverein Germering zeigt Karikaturen zum Thema Sterben

Von Andreas Ostermeier, Germering

Den Tod assoziiert man mit Schmerz und Trauer. Üblicherweise wird er als ernstes Thema verhandelt, mit dem eine Auseinandersetzung schwer fällt, oder die Gedanken an das eigene Ende oder das von nahestehenden Menschen werden gleich ganz verdrängt. Einen anderen Blick auf das Thema zeigen die Karikaturen, die der Hospizverein derzeit im Forum der Stadthalle Germering ausstellt. Unter dem Titel: "Sie hat mir der Himmel geschickt", wird das Thema Tod mit Humor angegangen. An die 60 Zeichnungen gehören zu der von der Hospizakademie Bamberg zusammengestellten Wanderausstellung. Sie halten dem Betrachter einen Spiegel vor: So gehen wir um mit alten Menschen, mit Kranken oder solchen, die allein sind. Oft ist das zum Lachen, weil die Karikaturen die gar nicht lustige Wahrheit treffend einfangen und die beim Thema Tod übliche Förmlichkeit verweigern.

Zu erkennen sind Motive aus der Literatur. So zeichnet Dieter Hanitzsch zwei Alte in Biotonnen. Unweigerlich denkt man an Becketts "Endspiel", das Stück über die Verlassenheit des Menschen. Ein wenig entfernt kann man ein Motiv aus dem Brandner Kaspar erkennen. Da sitzt ein Zecher. Noch ein Bier will er haben. Marc Buchner hat ihn gezeichnet, ebenso wie den Tod, der sagt: "Das ist aber das letzte." Die Befangenheit der Erwachsenen und die Unbefangenheit der Kinder zeigt eine Karikatur des Künstlers Marcus. Ein Ehepaar und der Pfarrer stehen am Totenbett des Großvaters. Sie machen betroffene Gesichter. Anders der Enkel. Er hat einen Zettel in der Hand und fragt: "Opa, gibst du der Oma meinen Brief?"

Mit Ironie arbeitet Thomas Plaßmann. Auf seiner Zeichnung sieht man eine alte Frau im Sesel sitzen. Sie möchte anderen nicht zur Last fallen und hofft, "sich noch irgendwie nützlich machen" zu können. Ihr Enkel steht am Herd und kocht etwas. Die alte Frau und nützlich? Seine Antwort klingt nett, ist aber richtig gemein: "Ach, Oma! Denk doch nicht immer ans Sterben!" Das Abschieben von alten Menschen thematisiert Plaßmann auf einer weiteren Karikatur. Im Speisesaal eines Seniorenheimes sind mehrere Tische besetzt. Ein Mann fragt seine Tischnachbarin: "Was ist der Unterschied zwischen einem Kanister Altöl und tausend pflegebedürftigen Alten?" Eine Frau am Nebentisch hat mitgehört und antwortet: "Bei der Entsorgung des Öls sind gewisse Standards zu erfüllen." Makaber an solchen Zeichnungen ist nicht der Schrecken des Todes, sondern das Erschrecken über die Zustände des Lebens.

Häufiges Thema ist auch die Apparatemedizin. Im Wirrwarr von Kabeln und Schläuchen ist der einzelne Mensch kaum noch zu erkennen. Will er sich dann im Tod von seinem Krankenbett erheben und wegfliegen, dann bleibt er in dem Gewirr aus Kabeln und Schläuchen hängen. So zeichnet es Gerhard Mester. Aber auch andere Schwierigkeiten gibt es. Johann Mayr hat einen Pfarrer gezeichnet, der allein bei der Beerdigung eines Verstorbenen ist. Er tröstet sich mit dem Satz: "Im Facebook soll er viele Freunde gehabt haben." Allein sind auch Kranke in Kliniken. Jan Tomaschoff hat die Lösung dafür gefunden. Er hat Danuta gemalt, die "preiswerte Trösterin aus Polen", die gleichzeitig die Hände von zwei Kranken hält.

"Sie hat mir der Himmel geschickt", Stadthalle Germering bis Sonntag, 28. Juni. Montag bis Freitag 16 bis 21 Uhr, Samstag und Sonntag 16 bis 19 Uhr.

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