Germering:Gegen ein Haus im Pappelpark

Germering: Blick in den Pappelpark: Anwohner möchten die Grünanlage vollständig erhalten, die Stadt will aber einen Teil des Parks für ein Wohnprojekt nutzen.

Blick in den Pappelpark: Anwohner möchten die Grünanlage vollständig erhalten, die Stadt will aber einen Teil des Parks für ein Wohnprojekt nutzen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Eine Bürgerinitiative und der Bund Naturschutz wollen ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt verhindern. Sie überreichen Germerings Oberbürgermeister Andreas Haas 1800 Unterschriften

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Gegen das Vorhaben eines Mehrgenerationenwohnens im Park an der Pappelstraße sind 1800 Protestunterschriften gesammelt worden. Vertreter der Bürgerinitiative "Rettet den Pappelpark" sowie der Ortsgruppe des Bundes Naturschutz (BN) legten die Listen dem Germeringer Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU) auf den Tisch. "Die Unterschriften sind aus sämtlichen Ortsteilen Germerings gekommen", merkte Walter Hausenblas, der Sprecher der Bürgerinitiative, an. Er wohnt an der Lerchenstraße und kann jeden Tag auf den Park schauen. Zusammen mit Jürgen Knöckelmann, dem BN-Ortsvorsitzenden, übermittelte er dem Germeringer Oberbürgermeister sowie Stadtrat Herbert Sedlmeier (CSU), dem Initiator des Wohnprojektes, die dicke Mappe mit den Unterschriften. "Wir lehnen die Zweckentfremdung der öffentlichen Park- und Erholungsfläche zu Gunsten eines derartigen Projektes, zumal von einem privaten Investor, einhellig ab", referierte Hausenblas noch einmal den Haupttenor des "Bürgerwunsches", wie er sagte. Hausenblas und Knöckelmann kritisierten in ihrem Anschreiben an Haas auch die fortschreitende "ökologische Verarmung" mit der daraus folgenden "Verschlechterung des städtischen Kleinklimas durch gesteigerte Bodenversiegelung", die durch die aktuell stattfindende bauliche Verdichtung in Germering passiere.

Haas sagte zu, die Unterschriftenaktion, die von Juli bis Oktober stattfand, "mit dem nötigen Ernst zu behandeln". Man brauche in Germering aber auch bezahlbaren Wohnraum, zum Beispiel für Polizisten oder Erzieherinnen, sagte der Oberbürgermeister. "Dabei die Natur zu schonen, ist schwierig", meinte Haas. "Hätten wir ein anderes Grundstück, würden wir den Pappelpark nicht nehmen." Eine Fläche in der Größenordnung von 2500 bis 3000 Quadratmeter wird laut Haas benötigt. So ein Grundstück habe die Stadt momentan nicht verfügbar. Nur das Projekt zu bejahen, wie es die Initiative tue, aber den Ort abzulehnen, das reiche ihm nicht. "Das Projekt habe auch einen sozialen Aspekt", sagte Haas. "Ist eine öffentliche Grünanlage kein sozialer Aspekt?", hielt ihm Knöckelmann darauf entgegen.

Die Park- und Naturschützer wissen bislang nur den Umweltbeirat der Stadt hinter sich. Im Stadtrat rührt sich noch keine Hand für den Erhalt des Pappelparks. Auch bei der Fraktion der Grünen bisher nicht. Doch im Ortsverband der Grünen rumort es. So äußerten sich bei einer Ortsversammlung im Mai 2015 Vorstandsmitglieder sehr kritisch zur wohlwollenden Haltung der Grünen-Stadträte um Fraktionschefin Agnes Dürr. 1750 Quadratmeter der Grünfläche sind für das Mehrgenerationenhaus vorgesehen. Mindestens drei Bäume müssten für das Wohnprojekt geopfert werden. Hausenblas missfällt vor allem, dass mit der Patrizia AG eine private Wohnungsbau- und Immobiliengesellschaft am Pappelpark als Investor fungieren soll. Das börsennotierte Unternehmen besitzt bereits Hunderte Wohneinheiten in Neugermering, die jetzt nach und nach als Eigentumswohnungen verkauft werden. Um das Gebäude mit 25 bis 30 Wohneinheiten im Pappelpark zu errichten, müssten auch acht bestehende Garagen abgerissen werden, die erst vor etwa zehn Jahren erneuert worden waren.

Angesichts anderer Projekte wie dem Kleinen Stachus spielte das Mehrgenerationenwohnen im Stadtrat ein Jahr lang keine Rolle. "Wir hoffen, dass mit dem Unterschriftenprotest der Stadtrat zum Nachdenken kommt", sagte Knöckelmann zum Ziel der Aktion. Er weiß jedoch auch: "Die Stadtratsmehrheit aufzubrechen, ist nicht einfach." Anwohnerinitiative und BN wollen jetzt den Bebauungsplan des Bauausschusses, der in Germering auch Umwelt- und Planungsausschuss heißt, abwarten. Ein Bebauungsplan für das Areal müsste kommen, wenn die Stadt es mit dem Standort Pappelpark Ernst meint. Eine mögliche Klage gegen den Bebauungsplan wollten Hausenblas und Knöckelmann noch nicht ankündigen.

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