Germering:Gefühl für Oberflächen

Werktage

Michael Glatzels Thema ist das Schaffen von Gesichtern. Egal ob aus Stein, Holz oder Metall. Selbst, wenn das nur in Form einer Motorhaube vorliegt.

(Foto: Günther Reger)

Bei den Werktagen arbeiten 16 Bildhauer an ihren Skulpturen. Am Wochenende werden sie beim offenen Tag im Atelierhaus gezeigt - gemeinsam mit den Werken der ansässigen Künstler. Unter ihnen ist auch Organisator Michael Glatzel

Von Florian J. Haamann, Germering

Noch liegen über dem ehemaligen Kasernengelände im Germeringer Süden der Staub zahlreicher abgeschliffener Steine und die feinen Späne bearbeiteter Holzblöcke. Doch bald werden die 16 hier arbeitenenden Bildhauer all ihre Werke vollendet haben und dann am Wochenende mit ihnen ins Atelierhaus an der Salzstraße umziehen. Dort werden sie dann im Garten präsentiert, während im Inneren die eingemieteten Künstler des Hauses ihre Ateliers für die Besucher öffnen.

Ein Mann ist dabei die Verbindung zwischen den Offenen Ateliertagen und den Germeringer Werktagen auf dem ehemaligen Kasernengelände: Michael Glatzel. Er organisiert das zehntätige Künstlertreffen und ist gleichzeitig Mieter eines der Ateliers. Seit 15 Jahren ist er dort ansässig und arbeitet beständig an seinen Skulpturen, meist aus Stein, manchmal aus Holz und Metall. Angefangen hat er, noch lange vor seiner Zeit im Atelierhaus, mit Glas. "Ich komme ja aus dem Metalbereich, da lernt man, wie man mit Maschinen umgeht. Ich denke, dass ist ein großer Vorteil, weil ich zwar Respekt vor ihnen habe, aber keine Angst", erzählt Glatzel. "Meiner Meinung nach sind das die zwei großen Feinde bei der Arbeit mit Maschinen. Weil man sonst entweder verkrampft oder leichtsinnig wird". Der gelernte Maschinenschlosser hat sich später zum Wirtschaftsingenieur weitergebildet und ist dann in die IT-Branche gewechselt. Die Kunst sei dabei für ihn ein Ausgleich gewesen, erzählt der 70-Jährige. Die Leidenschaft dafür sei ihm schon von seinem Elternhaus mitgegeben worden. "Das war wohl der Grundstein. Dazu kommt, dass ich die Haptik von Oberflächen liebe".

Sein großes Thema ist, ganz unabhängig vom Material, das er gerade bearbeitet, das Schaffen von Gesichtern. Alle seine Werke zeigen, mal mehr, mal weniger deutlich, menschliche Antlitze. So auch die großen Steinblöcke, die er bei den Werken bearbeitet. Dabei plant er nie im Voraus, was er herausarbeiten möchte, sondern lässt sich vom Material inspirieren. Sogar mit Motorhauben, die er in einer Garage gefunden hat, hat er bereits gearbeitet. Eine davon wird auch bei den offenen Ateliertagen zu sehen sein. In ihrer Abstraktion, eigentlich ist nur die "Nase" herausgearbeitet, erinnert sie an die Figuren aus den Action-Blockbustern der Transformers-Reihe.

Das Germeringer Atelierhaus an der Salzstraße bietet Künstlern seit mehr als 15 Jahren die Möglichkeit, im passenden Umfeld zu arbeiten. Anfangs noch in privater Hand, gehört das Haus mittlerweile der Stadt. Mit der laufe die Zusammenarbeit bestens, erzählt Glatzel. Egal, welches Problem es gebe, die Mitarbeiter seien stets bemüht, es zu lösen. So sei kürzlich erst eine neue Heizung eingebaut worden. Das Haus bietet Platz für zehn Künstler, sieben zeigen an Samstag und Sonntag der Öffentlichkeit ihre Werke. Dazu kommen die 16 Künstler der Werktage, die im Außenbereich ausstellen. Drinnen sind neben Glatzel noch Gerhard Baumgärtner, Deborah Hinrieder, Alwin Hoefelmayr, Gudrun Ryssel, Irene Wührl-Petry und Brian Whitehead, der auch bei den Werktagen dabei ist. Zu sehen sind dabei alle möglichen Stilrichtungen: Malerei, Skulpturen, Schmuck, Collagen und Materialbilder. Was allerdings genau gezeigt wird, ist den Künstlern selbst überlassen und wird erst am Freitag aufgebaut. Zur Eröffnung am Samstag spricht um 16 Uhr zuerst Oberbürgermeister Andreas Haas, danach tritt noch die Postgrunge-Band "Fuun" auf.

Glatzel arbeitet etwa drei Mal pro Woche in seinem Atelier. Dafür kommt er extra aus Obermenzing nach Germering. Ein Vorteil, wie er findet. "Wenn man so eine lange Fahrt hat, dann geht man nicht einfach, wenn einem gerade nichts einfällt. Man bleibt einfach sitzen und wartet, bis einen die Muse doch noch küsst".

Offene Ateliertage, Atelierhaus Germering, Salzstraße 27. Samstag, 22. Juli, von 14 bis 19 Uhr und Sonntag, 23. Juli, von 14 bis 18 Uhr

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