Germering:Ein Zeichen gegen häusliche Gewalt

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Klaus Frank (von links) vom Weißen Ring und Zweiter Bürgermeister Wolfgang Andre verteilen auf dem Germeringer Wochenmarkt Tulpenzwiebeln. (Foto: Günther Reger)

Gleichstellungsstelle und Frauennotruf machen mit der Aktion "Tulpen statt Veilchen" auf ein ernstes Problem aufmerksam

Von Johanna Pfaffenzeller, Germering

Wer am Mittwoch auf den Wochenmarkt gegangen ist, hat sich vielleicht einer geschenkten Tulpenzwiebel erfreuen können. Auch wenn diese noch nicht ausgetrieben hat - über Blumen freut man sich doch immer. Diese Tulpen allerdings sollen nicht nur den Leuten ihren Alltag versüßen, sondern auch aufmerksam machen auf das Problemfeld Häusliche Gewalt. Zum Auftakt des internationalen Tags gegen Gewalt an Frauen am Freitag haben die Gleichstellungsstelle Germering und der Frauennotruf Fürstenfeldbruck ein Zeichen gesetzt mit ihrer Aktion "Tulpen statt Veilchen".

"Jede vierte Frau ist von Gewalt betroffen", erzählt Anja Blobner vom Frauennotruf. Doch nur wenige wenden sich an Beratungsstellen. "Es ist nach wie vor ein Thema, über das Frauen nicht sprechen wollen", ergänzt Renate Konrad von der Gleichstellungsstelle. Oft werden zudem Anzeigen wieder zurückgezogen, da die Gewaltopfer innerfamiliäre Konflikte nicht eskalieren lassen wollen. "Ich kann versuchen zu unterstützen, aber ich kann es nicht für sie entscheiden", sagt die 47-Jährige. "Man hat das Empfinden, der Täter müsse zur Rechenschaft gezogen werden", aber das sei nicht immer möglich. Oftmals fehlten Beweise oder die Frauen können oder wollen nicht genug sagen. Konrad glaubt, dass allen Opfern geholfen werden kann. Das Problem sei eher, dass die Betroffenen den Mut brauchen, sich Hilfe zu holen. Wenn sie sich dann melden, dann oft beim Frauennotruf. "Manche erzählen wirklich alles", sagt Blobner. Vor allem aber wird Rat gesucht und nach Strategien in einer solchen Situation gefragt. Die Beraterinnen helfen dann mit Tipps und emotionaler Unterstützung.

Um den Frauen zu zeigen, dass es Hilfe gibt, präsentieren sich die Organisationen auf dem Wochenmarkt. Einige der Besucher interessieren sich in der Tat für den kleinen Stand am Rande des Marktes. Manche aber nehmen die in Beutel eingepackten Zwiebeln gar nicht an, um nicht mit dem "Tabuthema" konfrontiert zu werden. Andere sind offenbar schon gut informiert. Die Packungen beinhalten die Kontaktdaten der beiden Organisationen.

Doch die Tulpenkampagne ist nicht nur dazu da, das Thema ins Rampenlicht zu rücken, die Veranstalter wollen zudem auf ihre Aktionen am internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am Freitag hinweisen. Unter dem Motto "Frei leben ohne Gewalt" werden vor dem Rathaus Fahnen aufgehängt, außerdem wird der Film "Festung" gezeigt. Der handelt von der dreizehnjährige Johanna, die, anstatt ihre Jugend auszuleben, zu Hause ständig mit diesem Thema konfrontiert wird. Alle Aktionen, so Blobner, sollen nicht nur die Gewaltopfer ansprechen, sondern vor allem soll das Thema in der Gesellschaft präsent bleiben. Nachbarn und Angehörige sollen die Augen offen halten. Gerade sie könnten die kritischen Situationen am schnellsten bemerken.

Kinovorführung "Festung" am Freitag, 25. November, von 20 Uhr an im Cineplex in Germering. Eintritt vier Euro

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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