Germering:Dramatischer Impetus

Sankt Cäcilia

Mehr als respektabel meistert Dirigent und Chorleiter Michael Leyk (vorne) seine erste große Aufführrung.

(Foto: Günther Reger)

Gelungene Aufführung von Mendelssohns "Elias"

Von Klaus Mohr, Germering

Felix Mendelssohn Bartholdys Oratorium "Elias" gehört beim Publikum bis heute zu den beliebtesten Werken seiner Gattung. Das hat nicht nur mit dem großen Spannungsbogen zu tun, der das Stück durchzieht, sondern auch mit der melodischen Kraft, über die der Komponist fast im Übermaß verfügt. Im Gegensatz zu Mendelssohns Oratorium "Paulus", das auf neutestamentliche Begebenheiten zurückgeht, thematisiert der Elias die alttestamentliche Geschichte des großen Propheten. Am Sonntag stand der Elias auf dem Programm des Konzerts in Sankt Cäcilia. Der neue Kirchenmusiker und Chorleiter Michael Leyk hatte als Nachfolger von Thomas Scherbel kein einfaches Erbe übernommen, gehörten die großen Aufführungen in Sankt Cäcilia doch über viele Jahre zu den absoluten Höhepunkten, was Kirchenmusik in Germering angeht. Insofern war es mehr als respektabel, mit welch solider Leistung die Chorgemeinschaft bei diesem an Chorsätzen reichen Oratorium aufwarten konnte. Das Orchester, das für jedes Konzert individuell zusammengestellt wird, musizierte auch diesmal auf hohem Niveau. Als Solisten waren, neben einigen Solisten aus dem Chor, Irina Firouzi und Katharina Peschl (Sopran), Florence Losseau (Alt), Camilo Delgado Diaz (Tenor) und Manuel Adt (Bass) zu hören.

Michael Leyk hatte das Werk gut studiert, so dass auf sein Dirigat stets Verlass war. Angesichts der Situation, dass der Chor das Oratorium in vielen Proben minutiös erarbeitet hat, für die Gesamtproben aber nur wenig Probenzeit zur Verfügung stand, klappte das Zusammenspiel sehr gut. Die einzelnen Nummern waren eng aneinander gebunden, so dass kein Spannungsabfall festzustellen war. Die Ouvertüre geriet im Orchester zunächst noch etwas unklar in der rhythmischen Faktur, so dass der erste Chor wie ein strahlender Fels aus dem Chaos erstand. Sowohl die prägnante Deklamation des "Hilf, Herr!" im homofonen Teil als auch die kantable Führung der Stimmen im nachfolgenden imitatorischen Abschnitt "Die Ernte ist vergangen, der Sommer ist dahin" überzeugten in der Präsenz des Klangs. Dabei war insbesondere beeindruckend, wie die Kontrastierung des kräftigen Hilferufs mit der flehenden Bitte in Klang übersetzt werden konnte.

Im schön fließenden Tempo ergab sich im Chorsatz "Wohl dem, der den Herrn fürchtet" ein prachtvoll symphonischer Klang, der die Hörer in seiner Fülle erfasste. Dramatisch gesteigert hatte der Satz "Baal, erhöre uns" einen klaren Impetus und große Lautstärke. Die Dynamik hatte oft den Hang, für den Raum etwas zu laut zu sein und das Spektrum in den Pianissimi-Bereich zu wenig auszuleuchten.

Mit der großen Besetzung korrespondierten die kleineren Gruppierungen: Wunderbar, nicht nur bei den Sängern, sondern auch im Orchester, geriet das Doppelquartett "Denn er hat seinen Engeln befohlen". Das Solistenquartett "Wirf dein Anliegen auf den Herrn" verzahnte sehr schön die a-cappella-Passagen mit den Orchesterzwischentakten und realisierte eine ganz klangvolle dynamische Zurücknahme.

Von den Solisten kam Manuel Adt in der Rolle des Elias nicht nur der größte solistische Part zu, es war auch der stimmlich und musikalisch überzeugendste. Kraft und Prägnanz verbanden sich bei ihm im ganzen Ambitus mit einem reichen Obertonspektrum und gut geführtem Legato. Die weiteren Solisten waren solide, auch in der meist richtigen Balance mit dem Orchester.

Am Ende gab es lang anhaltenden und begeisterten Applaus - der zugleich Dank und Ermutigung für zukünftige Aufführungen sein dürfte.

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