Germering:Die Genese der Kunst

Germering: Aus einem Holzstück arbeitet Peter Kobierski-Prusk (links) ein menschliches Antlitz heraus. Stefanie von Quast (Mitte) dagegen hat aus Stein einen nackten Torso geschaffen. Der ungarische Gastkünstler László Zoltan Szabó (rechts) zeigt eine abstrakte Skulptur.

Aus einem Holzstück arbeitet Peter Kobierski-Prusk (links) ein menschliches Antlitz heraus. Stefanie von Quast (Mitte) dagegen hat aus Stein einen nackten Torso geschaffen. Der ungarische Gastkünstler László Zoltan Szabó (rechts) zeigt eine abstrakte Skulptur.

(Foto: Günther Reger)

Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne finden die siebten Werktage statt. Besucher können dort zusehen, wie Skulpturen aus Holz oder Metall erschaffen werden

Von Florian J. Haamann, Germering

Die ehemalige Kaserne im Süden der Stadt ist wie ein kleines Paradies für die dort arbeitenden Künstler: Es gibt Platz, Ruhe und keine Nachbarn, die sich beschweren, weil stundenlang mehrere Kettensägen und Trennschleifer parallel durch Holzstämme und Steinblöcke getrieben werden. Und so arbeiten die 16 Künstler dort seit einigen Tagen in aller Ruhe an ihren Skulpturen. Die Ergebnisse der Germeringer Werktage, die in diesem Jahr zum siebten Mal stattfinden, sind dann - gemeinsam mit anderen Kunstwerken - an diesem Wochenende bei den offenen Ateliertagen zu sehen.

Doch den Künstlern geht es nicht in erster Linie darum, möglichst ungestört vor sich hin werkeln zu können. Vielmehr geht es vor allem um das gemeinsame Arbeiten. "Für mich ist vor allem der Austausch unter den Künstlern ganz wichtig", sagt Stefanie von Quast, die seit Jahren immer wieder an den Werktagen teilnimmt. Deshalb gibt es auch jeden Tag ein gemeinsames Mittagessen, das von einem der Künstler zubereitet wird. "Die Zusammensetzung der Teilnehmer ist sehr unterschiedlich. Manche sind Profis, die von ihrer Kunst leben können, andere dagegen haben erst ein paar Kurse belegt. Das Schöne hier ist, dass jeder bereit ist, von jedem zu lernen und dass sich die erfahrenen Künstler nicht hinstellen und sich als Lehrer aufspielen", sagt von Quast. Sie selbst arbeitet an einem weiblichen Steintorso, der kleine Pavillon, der sie zumindest ein wenig vor der Sonne - und im Notfall natürlich auch vor Regen - schützt, ist voll von kleinen Splittern. Die Bierbank, auf der die Skulptur entsteht, ist von einer zentimeterdicken Staubschicht bedeckt. Und auch von Quast selbst ist von dem weißen Pulver überzogen. Die Arbeit mit dem groben Werkzeug hat sie bereits hinter sich. Jetzt heißt es noch schleifen und polieren, damit die Skulptur rechtzeitig fertig wird.

Wie es mittlerweile Tradition ist, nehmen auch in dieser Jahr wieder zwei Künstler aus Balatonfüred, der ungarischen Partnerstadt Germerings, an den diesjährigen Werktagen teil: László Zoltan Szabó und Ferenc Nemes.

Die Künstler sind über verschiedene Teile des Kasernengeländes verteilt, es lassen sich drei Gruppen erkennen: Holz, Stein und eben der Rest. "Wir haben das sozusagen nach Lärmgruppen aufgeteilt", sagt von Quast. "Es ist sowieso eine Rarität, dass uns die Gemeinde das Gelände so überlässt und wir hier unseren Radau machen können". Unterstützung gibt es auch vom Bauhof, der am Anfang des Symposiums geholfen hat, die schweren Steinblöcke und Baumstämme auf das Gelände zu bringen.

Welche Arbeiten die 16 Künstler sonst so herstellen, zeigt eine kleine Ausstellung in einem der Gebäude auf dem Gelände. Dort sind auch zwei filigrane Holzarbeiten von Johannes Hofbauer zu sehen. Damit stehen sie im absoluten Gegensatz zu der Skulptur, die Hofbauer bei den Werktagen erschafft. Mit der Kettensäge hat er einen Holzstamm ausgehöhlt, und nun arbeitet er noch Strukturen an der Innen- und Außenseite heraus. Hofbauer ist bereits zum sechsten Mal bei den Werktagen dabei. "Ich finde es toll, dass die Leute die Möglichkeit haben, einfach hier vorbeizuschauen und zu sehen, wie so ein Kunstwerk entsteht - und wie viel körperliche Arbeit, Staub und Dreck so einer Skulptur vorausgehen", so Hofbauer. "Ich mag es auch, wie man sich hier gegenseitig hilft. Sonst bin ich bei meiner Arbeit im Atelier ja meistens alleine. Da ist die soziale Komponente eine schöne Abwechslung."

Auch die Besucher sind von der Kunst in der Kaserne begeistert. "Einem Besucher haben die Skulpturen so gut gefallen, dass er am nächsten Tag mit dem Hänger einen Apfelbaum vorbeigebracht hat, den er in seinem Garten geschlagen hat - natürlich schon vorher", erzählt von Quast.

Die Skulpturen, die bei den 7. Germeringer Werktagen entstehen, sind am Samstag, 23. Juli, von 14 bis 20 Uhr und Sonntag, 24. Juli, von 14 bis 18 Uhr gemeinsam mit anderen Kunstwerken bei den offenen Ateliertagen im Atelierhaus Germering, Salzstraße 27, zu sehen. Außerdem besteht noch an diesem Donnerstag und Freitag die Möglichkeit, die Künstler bei der Arbeit auf dem Kasernengelände an der Otto-Wagner-Straße 80 zu besuchen.

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