Germering:Der Fernsehrichter

Freie Wähler

Prominenter Gastredner: Der Kreisvorsitzende Hans Friedl (rechts) und seine Stellvertreterin Fee Huber im Gespräch mit Alexander Hold.

(Foto: Günther Reger)

Alexander Hold lockt viele Gäste zum FW-Empfang

Von Ariane Lindenbach, Germering

Mit interessanten Gastrednern gewinnt man ein breites Publikum. Das hat der Kreisverband der Freien Wähler bei seinem Neujahrsempfang mit Alexander Hold erlebt, vielen aus dem Fernsehen bekannt, am ehesten als "Richter Alexander Hold". Am 12. Februar tritt Hold bei der Wahl zum Bundespräsidenten als Kandidat der Freien Wähler an. Etwa 70 Gäste wollen also diesen Prominenten einmal aus der Nähe erleben. Sie drängen sich am Mittwochabend im Saal des Hotel Mayer in Germering, trinken Sekt und tauschen Neuigkeiten sowie gute Wünsche zum Neuen Jahr aus. Hold, der wirklich Richter ist (aber während er für das Fernsehen tätig ist, nicht als solcher arbeitet), und Stadtrat der Freien Wähler in Kempten, fordert in seiner mit Spannung erwarteten Rede mehr Selbstbewusstsein von den Freien. Das könne sich auch so zeigen, dass man das nächste Mal einen größeren Saal mietet, schlägt der 54-Jährige scherzhaft vor.

Die FW haben bei der Bundespräsidentenwahl elf Wahlmänner, zehn aus Bayern, einen aus Brandenburg. Gegen den im Umfragehoch schwebenden Frank-Walter Steinmeier (SPD), dem gemeinsamen Kandidaten der Großen Koalition, ist Hold praktisch chancenlos. Warum er trotzdem antrete, werde er öfter gefragt, sagt der Kemptner. Und zieht Parallelen zum Sport: Wenn die Brucker Handballer gegen Kiel in ein Pokalspiel gelost würden, "da fragt auch keiner, wieso tretet ihr da an". Mit seiner Kandidatur wolle er die Demokratie stärken, die von Vielfalt und der Möglichkeit zu einer Wahl - also einer Alternative im Unterschied zur oft alternativlosen Politik von Kanzlerin Angela Merkel - lebe. Er berichtet von der Resonanz bei seiner Wahlkampftour: "Die Bürger sind es leid, dass drei Parteivorsitzende im Hinterzimmer beim Abendessen beschließen, wer unser nächster Bundespräsident wird", betont er. Und wiederholt eine der ureigensten Forderungen der Freien Wähler, nämlich den Bundespräsidenten direkt vom Volk wählen zu lassen.

Von basisdemokratischen Forderungen der vor allem in Kommunen vertretenen FW abgesehen, wird an diesem Abend nicht nur bei Holds Rede deutlich, dass sich im vergangenen Jahr vieles verändert hat. So spricht der stellvertretende Landrat Hans Wieser von "großen Ereignissen", die Europa und die Welt verändert hätten. Hold prophezeit mit Blick auf Brexit, Trump, islamistische Attentate und Big Data, dass nichts mehr sein werde wie vor 2016. In "der Kapitulation des Rechtsstaats in Köln an Silvester 2015" sieht er eine große Ursache für den Vertrauensverlust der Bürger in die Politik. Um das zurückzugewinnen, müsse auch die Politik mit mehr Selbstvertrauen auftreten, etwa wenn sie die Rückführung straffällig gewordener Asylbewerber in unkooperative Staaten durchsetzen möchte.

Die Bandbreite von Holds Rede reicht vom G 9, ebenfalls ein von den freien Wählern aufgebrachtes Thema, über das Abdriften der Gesellschaft von der politischen Mitte an die Ränder bis hin zu den unsäglich vielen Vorschriften, die Deutschland zunehmend lahmlegten. "Wir müssen einfacher werden", fordert er in Anspielung auf die unzähligen Bauvorschriften. Für Sätze wie, "Es ist nicht einfach, Freiheit und Sicherheit auszutarieren. Aber der Staat muss Autorität zeigen, wenn er nicht autoritär werden will", bekommt der

54-Jährige viel Applaus. Nach seiner Rede spielt das Blue-Strings-Quartett unaufdringlichen Jazz, Kellner servieren Häppchen.

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