Germering:Breitere Boulevards, engere Straßen

Nach knapp sieben Monaten Bauzeit wird der Kleine Stachus in Germering eröffnet. Damit endet eine Jahrzehnte währende Diskussion über die Umgestaltung

Von Andreas Ostermeier, Germering

Mit einer Eröffnungsfeier schließt die Stadt Germering an diesem Freitag um 17 Uhr den Umbau des Kleinen Stachus ab. Ein zentraler Verkehrsknoten wird damit wieder für den Straßenverkehr freigegeben, zudem ist der Umbau der fünfarmigen Kreuzung Schlusspunkt einer Jahrzehnte andauernden Diskussion sowie das erste vollendete Projekt aus den Planungen für eine Erneuerung der Innenstadt. Die Eröffnung des Kleinen Stachus ist also ein besonderes Datum in der Stadtgeschichte. Sie markiert sichtbar die Abwendung von einer Stadtgestaltung, die vor allem auf den Autoverkehr ausgerichtet war. Wo bis ins Frühjahr viel Platz für Fahrzeuge gewesen ist, da haben die Aufenthaltsbereiche für Fußgänger deutlich an Fläche dazugewonnen. Man sieht dies vor allem an den in die früheren Fahrbahnen hineinlappenden Vorplätzen im Süden und Westen des Kleinen Stachus. Entstanden sind dort Flächen für Passanten, die einen Einkaufsbummel machen, einen Kaffee trinken oder sich an dem neu geschaffenen Brunnen ausruhen möchten.

Die fertig gestellten Fahrbahnen sind enger und stark geschwungen. Sie sollen allerdings den Verkehr ebenso gut aufnehmen können wie die alte Kreuzung, die eine Asphaltwüste war. Der Erhalt der Funktionalität für den Straßenverkehr war ein wichtiges Argument für CSU und FDP bei der Planung des Neubaus. Auch die Grünen schlossen sich dieser Sichtweise an. Anders sah es nur die SPD. Aus ihren Reihen kam der Vorschlag, eine der fünf Straßen, die am Kleinen Stachus zusammenlaufen, von dem Platz abzuhängen. Eine Reduzierung des Verkehrs hätte die SPD-Fraktion nicht als Nachteil empfunden. Doch dieser Vorstoß fand keine Mehrheit, auch nach dem Umbau treffen am Kleinen Stachus Untere Bahnhof-, Hart-, Planegger, Otto-Wagner- und Kleinfeldstraße zusammen. Ebenso wie die Vorstellungen der SPD wurde auch die frühere Idee, den Platz in einen großen Kreisverkehr umzubauen, fallen gelassen. Dafür fehlte nach Berechnungen von Verkehrsexperten die Fläche. Deshalb bleibt es auch bei einer von Ampeln geregelten Kreuzung.

Die Bauarbeiten begannen im Frühling. Am 7. April wurde die Kreuzung abgeriegelt, Autofahrer, die zwischen den Stadtteilen Germering und Unterpfaffenhofen unterwegs waren, mussten sich seitdem Ausweichrouten suchen. Es gab Ärger mit Radfahrern, die sich durch enge Wege rund um die Baustelle schlängelten, Geschäftsleute äußerten Unmut über rückläufige Umsätze, schließlich konnte auch die anvisierte Umbauzeit nicht eingehalten werden. Zum Beginn des Schuljahres, also Mitte September, sollte der Platz wieder befahrbar sein, Verzögerungen beim Bau ließen das nicht zu. Sechs Wochen später ist der neue Platz fertig. Stadt und Stadtmarketing versuchten mit vielen Informationen und Veranstaltungen, den Baufortschritt für die Germeringer erlebbar zu machen: Schüler malten große Bilder, Kicker-Fans aus allen Altersstufen spielten ein Turnier, der Oberbürgermeister führte Interessierte regelmäßig über die Baustelle.

Die einstmals riesige Kreuzung gleicht nun mehr einem Platz. In den vergangenen Jahren sind bereits einige Baulücken geschlossen worden, beispielsweise auf der Westseite. Allerdings fehlt es an der Ecke Planegger/Hartstraße noch an der Einfassung des Platzes, also einer Bebauung, die einem städtischen Raum entspricht. Seit der Bahnstrommast neben der Sparkasse entfernt worden ist, gibt es mehr Platz für ein Haus an dieser Stelle. Auch Planungen für ein markantes Gebäude liegen vor.

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