Hausexplosion in Germering:Brandschutt und unbezahlte Rechnungen

Vor drei Monaten sprengte ein 88-Jähriger sein Haus und tötete seine Frau und sich selbst - jetzt ist das Verfahren eingestellt

Petra Fröschl und Erich C. Setzwein

Es war wohl Mord, doch der mutmaßliche Mörder kann nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Drei Monate nach der verheerenden Gasexplosion in einem Einfamilienhauses an der Frühlingstraße in Germering mit zwei Toten hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt. Es war das Verfahren gegen einen Toten, den 88-jährigen Hausbesitzer, der sich und seine nichtsahnende 84-jährige Frau am 20. Januar kurz nach Mitternacht in die Luft sprengte. Geblieben sind eine Ermittlungsakte, ein Grundstück voller Brandschutt und viele unbezahlte Rechnungen.

Hausexplosion

Das Grundstück in Germering mit den Überresten der Hauses, das am 20. Januar 2011 explodierte

(Foto: Günther Reger)

Die Schneeschicht ist inzwischen weggeschmolzen, die Schaulustigen sind verschwunden. Doch bis auf das Grün der Bäume und Sträucher sieht es auf dem Grundstück aus wie kurz nach der Explosion: Hinter Gittern türmen sich Schutt und Geröll, Fetzen von Dämmstoff hängen in einem Baum, auch das unter Trümmern begrabene Auto ist noch da.

Zunächst war nicht klar, was mit dem Privatgrundstück des verstorbenen Ehepaars passieren würde.Doch nach Angaben von Dagmar Hager, Leiterin des Verwaltungs- und Rechtsamtes der Stadt Germering, ist es mittlerweile vererbt worden. Weitere Angaben wollte Hager aus Datenschutzgründen nicht machen. Um die Beseitigung der Überreste werden sich der oder die neuen Eigentümer wohl kümmern müssen. Sie hätten alle Rechte und Pflichten, die Eigentum so mit sich bringe, sagte Hager.

Mehr als 300 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rettungsdienst und Hundestaffel waren am 20. Januar im Einsatz gewesen. Dieser dauerte von kurz nach der Explosion gegen 0.30 Uhr bis in die Nachmittagsstunden hinein. Das kostete viel Geld. Laut Hager hat die Stadt Germering für die Arbeiten bislang Rechnungen in Höhe von 20000 Euro beglichen: zum einen für verbrauchte Materialien und die Mithilfe des Bauhofes, zum anderen für den Verdienstausfall der ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus Unterpfaffenhofen und Germering bei ihren Arbeitgebern. Ein Gebührenbescheid, der unter anderem die Einsatzstunden der Feuerwehrleute umfasst, wurde laut Hager bislang nicht erlassen, da die Verhandlungen mit den Versicherungen noch nicht abgeschlossen sind. Auch das Technische Hilfswerk habe hohe Einsatzkosten gemeldet, von den anderen Feuerwehren aus dem Landkreis liegen ihr keine Zahlen vor.

Fest steht nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord mittlerweile, dass der 88-jährige Hausbesitzer in der Unglücksnacht in den Keller ging, dort einen Benzinkanister leerte, eine von drei Propangasflaschen aufdrehte und das explosive Gemisch zündete. Binnen Sekunden stürzte das Haus in sich zusammen, die Garage daneben wurde durch die Wucht ebenfalls zerstört. Gutachter des bayerischen Landeskriminalamtes hatten bis vor wenigen Tagen die sichergestellten Überreste untersucht und die Ursache herausgefunden. Drei Gasflaschen hatte man entdeckt, doch nur an einer war manipuliert worden.

Was das Motiv anging, war die Kripo auf Aussagen aus der Umgebung der toten Eheleute angewiesen. Da der Beschuldigte selbst nicht mehr befragt werden konnte, blieb viel Raum für Spekulationen. Klar scheint aber: Die jahrelangen Eheprobleme haben wohl zu der Tat geführt. Wie die Gerichtsmediziner schon bald feststellten, waren sowohl die 84-jährige Frau, die sich in ihrer Wohnung im Erdgeschoss aufhielt, als auch ihr Mann im Keller durch die Folgen der Explosion umgekommen.

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