Germering:Bis zu 21 000 Pakete am Tag

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Die DHL muss vor Weihnachten Aushilfen einstellen, die Gewerkschaft kritisiert niedrige Löhne und enorme Belastung

Von Peter Bierl, Germering

Seit sich das höchste Fest der Christenheit zu einer Konsumorgie entwickelt hat, ist der Nikolaus mit seinem Rentierschlitten komplett überfordert. Allein in der Zustellbasis der DHL in Germering treffen zu Spitzenzeiten im Advent bis zu 21 000 Pakete am Tag ein. Für die automatische Sortieranlage, die im April 2015 installiert wurde, ist das kein Problem. Sie schafft nach Angaben der DHL 3200 Pakete pro Stunde, ihre Kapazität liegt also weit über dem Maximum.

Allerdings muss das, was vor und hinter der Sortieranlage passiert, an den enormen Zuwachs vor Weihnachten angepasst werden. Trotz moderner Technik sind die Menschen unersetzlich. Sie müssen die Pakete verladen und ausfahren. Die Stammbelegschaft besteht aus 98 Beschäftigten, in der Vorweihnachtszeit werden 30 Leute zusätzlich eingestellt. Dafür biete der DHL "attraktive Löhne", versichert Hasan Eroglu, der Leiter der Zustellbasis. Widerspruch kommt von der Gewerkschaft Verdi. "Der Einstiegslohn beträgt 13,03 Euro brutto. Das ist für den Großraum München nicht attraktiv", sagt Gewerkschaftssekretärin Marianne Haydn. Die Arbeit vor Weihnachten sei eine immense Belastung für die Gesundheit. Es handele sich auch nicht um echte Aushilfen, sondern um Leute, die einen befristeten Arbeitsvertrag bekämen. Wegen der schlechten Löhne sei die Fluktuation auch bei der Stammbelegschaft hoch. In den Betrieben würden Mitarbeiter der Post AG, der Delivery GmbH und Subunternehmer nebeneinander arbeiten. "Wir fordern eine Post mit einem Haustarif für alle", sagt Haydn.

Der Pressesprecher der Deutschen Post DHL Group bestätigte die Höhe des Einstiegslohns und dass die Aushilfen einen tarifgebundenen befristeten Arbeitsvertrag bekommen. "Wir finden am Ende immer genügend Leute, aber es ist nicht einfach", sagt er. Im Normalfall werden in der sogenannten mechanisierten Zustellbasis der DHL täglich zwischen 9000 und 13 000 Pakete sortiert und verteilt. Die Fracht wird aus dem Paketzentrum in Augsburg mit fünf Lastwagen und zehn Containern angeliefert. Kurz vor Weihnachten sind 16 Container im Einsatz. Der erste Wagen kommt um vier Uhr an. Nach der Sortierung werden die Pakete an die Empfänger in Eichenau, Germering und Puchheim sowie die Gemeinden im Würmtal, nach Starnberg, Feldafing und Pöcking zugestellt.

Die Aushilfskräfte werden bereits im Herbst gesucht und absolvieren ein mehrwöchiges Training. Der größte Personalbedarf bestehe bei der Zustellung, Voraussetzungen dafür sind ein Führerschein, Deutschkenntnisse und Erfahrung. Zusätzliche Paketfahrzeuge mietet die Post bei Autovermietungen an. Außerdem müssen Schichtpläne angepasst und Zustellbezirke verkleinert werden. Trotzdem wird die Menge, die auf jeden Boten entfällt, erst ersichtlich, wenn die Pakete sortiert sind. Deshalb ist ein Auto randvoll und ein anderes hat noch Platz frei. In solchen Fällen wird manuell umsortiert, um die Arbeit besser zu verteilen.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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