Germering:Bestellte Kunst

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Graffiti sollen die neue Freihamer Unterführung zieren

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Die Betonwände der neuen S-Bahn-Unterführung an der Freihamer Allee sehen noch jungfräulich aus. Graffiti als bestellte Kunst sollen die nackten Wände demnächst zieren. "Das ist ein gutes Förderprogramm für die Künstler", kommentierte Münchens Bürgermeister Josef Schmid (CSU) das Vorhaben des städtischen Baureferats. Damit soll verhindert werden, dass unerwünschte Schmierereien die Unterführung verschandeln. Die ist schon seit 11. August geöffnet. Jetzt informierte das Bau- und Kommunalreferat der Landeshauptstadt München vor Ort über das Bauprojekt, das inklusive der Bahngleisarbeiten 3,2 Millionen Euro gekostet hat und je zu einem Drittel von der Deutschen Bahn, der Landeshauptstadt und vom Bund finanziert wurde.

Bis vor zwei Jahren gab es an gleicher Stelle noch eine Halbschranke, die jeglichen Verkehr zum Gut Freiham und zur Freihamer Allee nach Gräfelfing steuerte. Der Autoverkehr zum Gut Freiham wird mit der neuen Unterführung, die nur für Fußgänger und Radfahrer geöffnet ist, auf den Umweg über das Freihamer Gewerbegebiet geschickt. "Der Tunnel ist eine Superlösung und gibt dem Areal eine Identität", jubelte Stefan Diemling vom Immobilienbereich des Münchner Kommunalreferats, der sich seit 2005 mit der Entwicklung des Gewerbegebietes Freiham beschäftigt. Er erinnerte an die kontroverse Debatte über Tunnel oder Schranke in der Bevölkerung und im Bezirksausschuss Aubing/Lochhausen/Langwied. "Da will man etwas Gutes tun und leidet wie ein Hund, der geschlagen wird", redete sich Diemling seinen damaligen Frust von der Seele.

Bei der Begehung des neuen Bauwerks, das 3,50 Meter breit, 14 Meter lang und 2,50 Meter hoch ist, herrschte allgemeine Zufriedenheit mit der Bauausführung. Besonders die hellen Gabionenwände auf beiden Seiten, die als optische Verblendung dienen, hatten es Ralf Wulf, dem Hauptabteilungsleiter Ingenieurbau im Baureferat, angetan: "Dadurch haben wir kein dunkles Loch bekommen." Die Steinmauern würden noch begrünt und eröffneten dann "schöne Blicke", so Wulf. Die Gabionen würden auch den Schall besser schlucken als Betonwände. Dass Gabionenmauern etwa 50 Prozent teuerer sind als Betonwände, betrachtete Josef Schmid als zusätzliches Geschenk an die Benutzer der Unterführung: "Die Stadt gibt für ihre Bürgerinnen und Bürger etwas aus."

Auch Anton Fürst, dem Vorsitzenden der "Freunde Freihams", gefiel die Unterführung, genauso wie dem amtierenden Bezirksausschussvorsitzenden Aubing/Lochhausen/Langwied, Jürgen Umseher (CSU). "Die Unterführung ist optisch ansprechend", jubelte er: "Sie ist wunderschön, rundum gelungen." Jetzt warten besonders die nahe angesiedelten Aubinger und Germeringer Bürger darauf, was jenseits der Unterführung auf dem ehemaligen Gutsgelände passiert. Die Augustiner Brauerei hat große Teile des Areals erworben. Wann und in welcher Form vor allem die Schlosswirtschaft mit Biergarten wieder auferstehen wird, steht noch nicht fest. Zunächst werden die für die Unterführung gefällten Kastanien an den Zufahrtsrampen wieder angepflanzt und die gewünschten Graffiti in Auftrag gegeben.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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