Germering:Bedrohtes Mosaik

In ehemaligen Altenheim Don Bosco in Germering gibt es mehrere Werke des für den Landkreis bedeutenden Künstlers Josef Dering. Mit dem Abriss des Hauses könnten die Darstellungen nun verloren gehen

Von Andreas Ostermeier, Germering

Der Maler und Grafiker Josef Dering hat den Landkreis geprägt. Die Fassaden und Fenster etlicher öffentlicher Gebäude und Kirchen hat er mit seinen Arbeiten gestaltet. Ist hier von Kunst am Bau die Rede, dann handelt es sich in den meisten Fällen um Werke des Eichenauers Josef Dering, der im Jahr 1999 gestorben ist. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören die Fassaden der Sparkasse in Fürstenfeldbruck und der Grundschule in Eichenau sowie die Glasfenster für Sankt Bernhard in Fürstenfeldbruck. Für seine Heimatgemeinde hat Dering auch das Ortswappen entworfen. Vor allem tätig war er aber in Germering. Dort hat der Künstler unter anderem die Handwerkszunftzeichen an der Fassade des Rathauses sowie die Glasfenster der Kirchen Sankt Johannes Bosco und Sankt Cäcilia gestaltet. Und zu den Arbeiten von Dering gehört auch das Mosaik, das den Eingang des ehemaligen Altenheims Don Bosco schmückt. Doch dieses Kunstwerk ist nun in Gefahr, ebenso wie drei andere Arbeiten von Dering in diesem Haus, denn das Altenheim soll abgerissen werden. Dabei könnte auch das Mosaik, das Jesus und die zwei Emmaus-Jünger darstellt, zerstört werden.

Das Gebäude an der Parkstraße in Germering gehört der Caritas. Sie will es abreißen und durch ein neues Haus ersetzen, das im Standard besser zu den heutigen Anforderungen von Seniorenwohnen passt als das bisherige Haus aus den Siebziger- und Achtzigerjahren. Caritas-Sprecherin Adelheid Utters-Adam räumt ein, dass eine Konservierung des Mosaiks bislang nicht in die Kosten von Abriss und Neubau einkalkuliert worden sei. Das gilt wohl auch für die anderen Werke von Dering in dem Haus. Dabei handelt es sich nach Angaben von Lothar Altmann um Keramiken im Speisesaal sowie einen Kreuzweg in der Hauskapelle, die nach Auskunft von Utters-Adam aber schon längere Zeit nicht mehr genutzt wird. Außerdem ist auch die Hinweistafel aus Keramik, die dem Besucher sagt, dass er sich am Caritas-Altenheim befindet, ein Werk von Josef Dering. Altmann ist Kunsthistoriker und hatte bei Dering Zeichenunterricht.

Nach Auskunft von Utters-Adam ist sich die Caritas mittlerweile bewusst, dass es sich bei dem Mosaik um eine Arbeit von Josef Dering handelt. Deshalb lasse der katholische Sozialverband prüfen, auf welche Weise und zu welchem Betrag das Kunstwerk gerettet werden könne. Das ist offensichtlich nicht ganz leicht, Utters-Adam bezieht sich jedenfalls auf den Bauleiter und spricht von einer "vertrackten Geschichte".

Derings Nachlass wird von der Bürgerstiftung verwaltet. Deren Vorsitzende Dorothee von Bary zeigte sich überrascht davon, dass sich im ehemaligen Seniorenheim mehrere Arbeiten Derings befinden. Spontan kündigte sie an, sich für den Erhalt einsetzen zu wollen. Bezogen auf das bunte Mosaik, das Jesus und die Emmaus-Jünger darstellt, will sie versuchen, einen Experten zu finden, der etwas vom Ablösen eines solchen Kunstwerks von einer Betonmauer versteht. Auf einer solchen ist das Mosaik angebracht.

Josef Derings Kunst ist umstritten. "Er hat ein paar sehr schöne Dinge gemacht", sagt Dorothee von Bary. Viel gelobt werden vor allem seine Darstellungen in Kirchen, vor allem seine Glasfenster mit christlichen Motiven. Andere Arbeiten, wie die grünen Kacheln an der Fassade der Sparkasse in Fürstenfeldbruck, stoßen dagegen nicht auf einhellige Zustimmung. Derings Auftragswerke sind dennoch stets Zeugen der Nachkriegszeit mit ihrer Ästhetik der Nüchternheit, die mit Formen der Moderne arbeitet, aber auf jegliches Triumphale verzichtet. Vom Triumphalen, das die Bauten der Nationalsozialisten kennzeichnete, hatte man aufgrund der Erfahrungen von Krieg, Diktatur und Völkermord genug.

Zwar sind Derings Werke im Landkreis an vielen Stellen zu sehen, aber sie werden oft nicht mehr mit seinem Namen verbunden. Nicht nur nach Einschätzung von Bary gerät der Maler und Grafiker in Vergessenheit. Dazu trägt auch bei, dass seine Ölbilder, Holzschnitte und Lithografien im Depot liegen, es aber keinen Ausstellungsraum für sie gibt. Auch Altmann spricht davon, dass Dering vergessen wird. So sind die Farbfenster, die er für die Wallfahrtskirche Maria Eich bei Planegg gemalt hat, bei der Renovierung der Kirche vor etwa zehn Jahren rausgeworfen worden, wie Altmann erzählt. Dabei wussten die Verantwortlichen gar nicht mehr, wer die Fenster einst geschaffen habe, sagt der Kunsthistoriker.

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