Germering:Ausgerechnet bei Wagner

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Wenn Musiker des Bayreuther Festspielorchesters auftreten, dürfen Kompositionen von Wagner natürlich nicht fehlen. (Foto: Günther Reger)

Konzert der 13 Bayreuther Solobläser mit Stärken und Schwächen

Von Klaus Mohr, Germering

Die Klassik-Konzertreihe der Stadthalle startete am Freitag in ihre neue Saison. Mit 13 Bläsern saß eine Besetzung auf der Bühne, die man von der Zahl her schon als Kammerorchester bezeichnen könnte - doch lassen sich die Werke des Abends trotzdem in die Kategorie Kammermusik einordnen, weil jedem Instrument eine eigene Stimme zukam. Die Instrumente gehörten in die Familien der Oboen, der Klarinetten und der Fagotte, außerdem waren vier Hörner vertreten. Durch die Berücksichtigung verschiedener Größen aus der gleichen Instrumentenfamilie reihten sich die Klangfarben der einzelnen Vertreter so dicht aneinander, dass jeder Bereich mehrfach abgedeckt war. So wurde das Konzert auch zu einer instrumentenkundlichen Lehrstunde: Englischhorn, Bassetthorn, Bassklarinette oder Kontrafagott konnte man hier mit ihrem je unterschiedlichen Aussehen und Klang wahrnehmen.

Die Mitglieder des Ensembles nennen sich die "13 Solobläser des Bayreuther Festspielorchesters", weil die Musiker alle dort spielen. Damit durften Werke Richard Wagners auf dem Programm nicht fehlen, doch schrieb insbesondere Wolfgang Amadeus Mozart einige der bedeutendsten Kompositionen für Bläserbesetzungen. Harmoniemusik hatte im 18. Jahrhundert ihre Bedeutung darin, dass damit die neuesten Opernproduktionen außerhalb des Theaters dem Publikum bekannt gemacht werden konnten. In diese Reihe gehörte das erste Werk des Abends, eine Harmoniemusik zu Mozarts Oper "Le Nozze di Figaro". Der Zuhörer erlebte durch das rasche Tempo und das vitale Spiel der Musiker einen vergnüglichen Streifzug durch die Oper, bei dem immer wieder einzelne Solisten aus dem Gesamtklang hervortraten und von den anderen Mitspielern begleitet wurden. In einer kurzen Zeitspanne erklangen so die wichtigsten Melodien dieses Werks.

Die beiden Wagner-Bearbeitungen konnten dagegen nicht in gleicher Weise überzeugen. Die Transkription des Vorspiels zu "Tristan und Isolde" brachte den Tristan-Akkord zu Beginn in schöner Ausbalancierung. Die relativ geringen dynamischen Unterschiede und die oft sehr beständigen spannungsreich-grellen Klänge ließen im Verlauf aber nur wenig übrig von Wagners differenzierter Instrumentierung. Die Direktheit des intensiven Klangs spiegelte so nicht annähernd den immensen Reichtum von Wagners Klangwelt wider, so dass die Bearbeitung eher als bedauerliche Beschneidung wahrgenommen wurde. Die Ouvertüre zu "Der fliegende Holländer" konnte eher überzeugen, weil die klarere Strukturierung dieses Werks für die Transkription besser geeignet schien. Durch die Gegenüberstellung von Klanggruppen entstand oft ein edel-feierlicher Klanggestus.

Mozart stand auch nach der Pause auf dem Programm, nämlich mit der Serenade in B-Dur für 13 Blasinstrumente, der "Gran Partita" KV 361. Mozart "kalkuliert" hier mit der großen Besetzung und versteht es meisterhaft, die Spannbreite zwischen einer filigranen Transparenz des Klangs und den fulminanten Möglichkeiten verschiedener Klangkombinationen beglückend auszutarieren. Durch das hohe Musizierniveau der Bläser kamen all diese Merkmale dabei wunderbar zum Klingen und hinterließen beim Hörer ein nachhaltiges Klangerlebnis. Sehr freundlicher Beifall und eine Zugabe aus der Mozart-Partita gab es zum Schluss.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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